Kaum jemand gibt öffentlich zu, auf Liebesfilme zu stehen. Das liegt daran, dass die meisten Filme in diesem Genre lieblos zusammengeschusterte Massenware sind, bergeweise beladen mit Klischees und uralten Geschlechterrollen. Ein heterosexuelles Paar aus zwei unrealistisch attraktiven und Mainstream-tauglichen Stars lernt sich kennen, hasst sich zunächst, durchlebt Missverständnisse, verpaart sich schließlich. Entweder sie leben für immer glücklich zusammen oder einer von beiden stirbt tragisch.
Viele heimliche Romantiker müssen bei solchen Filmen mindestens ein, meistens beide Augen zukneifen. Dabei geht es auch anders: Wir stellen euch 7 Liebesfilme vor, die durchaus sehenswert sind. Andere Darsteller, eine ungewöhnliche Story oder zumindest eine clevere Umsetzung sorgen für herbstliche Abendunterhaltung und ersparen euch den üblichen Schinken.
7. 500 Days of Summer
Ja, wir beginnen mit einer Liebesgeschichte, die trotz der süßen Darsteller Zooey Deschanel und Joseph Gordon-Levitt eigentlich keine ist. Schön wäre es, wenn unsere Gefühle immer gleich intensiv erwidert würden. Zu oft passiert es aber, dass der Eine etwas erwartet, investiert und bereit ist für das ganz große Gefühl und … nichts. Dass die Liebe trotzdem schön und lohnenswert sein kann, dass wir mit jeder Beziehung etwas über uns selbst erfahren, davon handelt dieser Film.
Bonus-Punkt: Zooey Deschanel s blaue Augen.
6.Was das Herz begehrt
Die Story ist klassisch: Das Pärchen kann sich zunächst nicht leiden, versucht es mit anderen Partnern, kommt zusammen und streitet sich, bis sie im Finale doch zueinander finden. Das Besondere ist das Liebespaar selbst: Diane Keaton und Jack Nicholson sind beide jenseits der 60 bzw. 70. Dass sie trotzdem beide verliebt sein und sich lächerlich machen dürfen wie junge Teenager, ist schon ungewöhnlich und süß anzusehen. Beide dürfen nicht nur mit Jüngeren, sondern auch miteinander schlafen und ganz ungeniert Spaß an Sex haben – das ist im heutigen Hollywood beinahe revolutionär.
Bonus-Punkt: Keanu Reeves ist niedlich und hat angenehm wenig Dialog.
5. Secretary
Liebesfilme spielen im Sommer oder wenigstens malerisch im Schnee, haben betont lockere und unkomplizierte Protagonisten und bieten zum großen Finale eine Runde herzerwärmendem Blümchensex. Das wahre Leben ist oft komplizierter, die Charaktere verklemmter, der Sex so gar nicht kameratauglich. Dabei geht es in der Liebe darum, jemandem zu finden, der genau zu einem passt, ganz egal wie das aussieht. Genau das zeigen Maggie Gyllenhaal und James Spader: Idealerweise verbiegt der Partner seinen Charakter nicht, sondern beide befreien sich gegenseitig – auch wenn sich einer von beiden dafür vorbeugt und fesseln lässt.
Bonus-Punkt: James Spader als leidenschaftlicher Orchideenzüchter.
4. True Romance
Manchmal können wir einfach kein süßes Filmchen ertragen. Für alle, die sich lieber für Action entscheiden und die ungewöhnliche Liebesgeschichte wählen: Drehbuchautor Quentin Tarantino und Regisseur Tony Scott haben die richtige Romanze für euch auf Lager. Patricia Arquette ist unglaublich liebenswert und Christian Slater so gut wie nur selten danach. Der Rest ist stylishe Action, solide Explosionen und wie es der Film selber ganz richtig sagt: so unglaublich cool.
Bonus-Punkt: Dennis Hopper: “Sie schmeckt wirklich wie ein Pfirsich.”
3. Away We Go – Auf nach Irgendwo
Gerade mit dem Winter vor der Tür gestehen sich viele ein: Jeder braucht ein Zuhause. Die Möglichkeiten unserer Zeit lassen viele Singles und Pärchen nicht befreit, sondern verwirrt zurück: Wer baut ein Nest, wenn im Leben nichts stabil ist? Die Drehbuchautoren Dave Eggers und Vendela Vida stellen kluge Fragen: Wo fängt Zuhause an, nach welchen Prioritäten leben wir? Away We Go – Auf nach Irgendwo hat in Maya Rudolph und John Krasinski glaubwürdige Charaktere und ist ein Feel-Good-Movie im besten Sinne: Wenn der Anker im Leben die Liebe ist, wird sich der Rest von selbst ergeben.
Bonus-Punkt: Maggie Gyllenhaal ist ziemlich verrückt: Sollen wir ihr dafür gratulieren oder in den Hintern treten?
2. Schräger als Fiktion
Auf der Suche nach dem Liebesfilm stolpert der Zuschauer bei Schräger als Fiktion erst einmal über den Titel, dann die relativ sperrige, theaterhafte Inszenierung – und schließlich auch noch Will Ferrell in der Hauptrolle. Wer sich überwinden kann, wird durchaus belohnt: Eine berührende Story wird ganz simpel erzählt. Die Dinge, die uns glücklich machen, sind oft nicht kompliziert – wir brauchen nur den Mut, sie in die Tat umzusetzen. Ein großartiger Cast macht den Streifen perfekt, neben Maggie Gyllenhaal als rebellischer Bäckerin sind Dustin Hoffman und Emma Thompson zu sehen.
Bonus-Punkt: eine meerschaumgrüne Fender Stratocaster
1. Vergiss mein nicht!
Wieder einmal ein unmöglicher deutscher Titel, der dem Original: “Eternal Sunshine of the Spotless Mind” nicht das Wasser reichen kann. Die schwermütige Geschichte mag abschrecken, noch dazu ist sie nicht linear erzählt (Tipp: wegen des Zeitablaufes auf Clementines Haarfarbe achten). Bei Kate Winslet brauchen wir zwar nicht zweifeln, aber Jim Carrey ist nicht immer für subtiles Spiel bekannt. Bei allen Bedenken wird aber eines grandios dargestellt: Liebe ist keine Kopfsache, keine Entscheidung die wir treffen. Sie scheint in den Eingeweiden verankert, vergraben im Innersten unter Kindheitserinnerungen und dem ersten beschämenden Erlebnis, tiefer als alles andere. Sie mag einem den Verstand rauben, aber letztlich möchten wir sie nicht missen.
Bonus-Punkte: Sehnsucht nach dem Meer und ein grandioses Zitat von Alexander Pope
Eure Meinung
Wie steht ihr zu Liebesfilmen? Sind sie ein Muss in der kalten, dunklen Jahreszeit, oder bevorzugt ihr anderen Zeitvertreib? Welche Filme wählt ihr aus für einen Kuschelabend?