Zugegeben: Episode Nummer fünf von American Horror Story, I am Anne Frank (2), braucht etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen, doch dafür hat es das letzte Drittel umso mehr in sich. So bekommen wir zum Beispiel eine Schwester Jude zu sehen, die auf ihre göttlichen Gebote und Schwüre zu pfeifen scheint und sich trinkend, tanzend und turtelnd eine Auszeit von ihrem zugeknöpften Schwestern-Alltag nimmt. Aber auch für Fans von Ärzteserien hat Asylum heute einiges zu bieten: Dr. Arthur ‘McNazi’ Arden führt ohne Narkose (und ohne Einverständnis) eine waghalsige Lobotomie durch, die das Leben der Patientin für alle Zeiten verändern wird. Doch der bisherige Höhepunkt der zweiten Staffel ist ohne Frage die Demaskierung von Killer Bloody Face, der zugleich sein nächstes Opfer in Augenschein nimmt.
Was passiert: Anne Frank (Franka Potente) ist zu Beginn immer noch wild entschlossen, Dr. Ardens (James Cromwell) Lichter endgültig auszupusten. Doch leider wird sie von den Wärtern überwältigt und in eine Zelle verfrachtet, wo sie mit Schwester Jude (Jessica Lange) über ihre (erfundene) Vergangenheit und Dr. Ardens unmenschliche Laborexperimente philosophieren kann. Eine beinlose und völlig verstümmelte Kreatur soll er in seinen Räumlichkeiten verbergen, doch als Schwester Jude sich von Ardens Machenschaften überzeugen will, findet sie nichts weiter als blank geputzte Skalpelle und leere Räume vor. Ex-Nympho-nun-Deformie-Shelley (Chloë Sevigny) wurde nämlich schon gewissenhaft von Schwester Mary (Lily Rabe) auf dem Gelände einer ortsansässigen Schule ‘entsorgt’. Gut für Arden, jedoch schlecht für die vielen Kinder, die während ihrer Mittagspause auf die herumkriechende Shelley stoßen. Schwester Jude gibt aber noch nicht auf, denn sie weiß, dass Arden etwas ausheckt. Sie sucht Rat bei einem Nazijäger, der ihr zwar Tipps geben, ihr aber vorläufig auch nicht weiter helfen kann. Da reicht es der sonst so frommen Schwester. Sie zückt den Lippenstift, schlüpft in ihr schönstes Kleid und verlässt Briarcliff, um das Nachtleben der Sechziger unsicher zu machen. Prompt wacht die Gute am nächsten Tag auch bei einem adretten Mann im Bettchen auf. Tja. wenn die Nonne erst einmal losgelassen wird…
Für Anne verläuft der Tag jedoch nicht ganz so rosig. Ein Mann taucht auf und behauptet mit ihr verheiratet zu sein und ein gemeinsames Kind zu haben. Nachdem Anne, die eigentlich Charlotte heißt, versucht hat selbiges zu ersticken, bittet ihr Mann Dr. Arden darum, ihm seine alte (gesunde) Charlotte wiederzubringen. Das ist für unseren Psycho-Doc natürlich die leichteste Übung. Ein, zwei Stöße mit einem Eispickel in die Augenhöhle und Zombie-Charlotte ist so gut wie neu. Selbst die Frauen von Stepford wären beim Anblick dieser Verwandlung vor Neid erblasst. Derweil ist Dr. Oliver Thredson (Zachary Quinto) drauf und dran seine Arbeit in Briarcliff zu beenden. Er nimmt noch ein Geständnis von Kit (Evan Peters) auf (angeblich zu seinem Wohl) und verschwindet dann zusammen mit Patientin Lana (Sarah Paulson) aus der Nervenheilanstalt. Doch das Blatt beginnt sich zu wenden: Kit wird von der Polizei mitgenommen, um aufgrund seiner Zurechnungsfähigkeit auf dem elektrischen Stuhl zu schmoren und auch Lana fühlt sich in Thredsons Wohnung auf einmal mehr als unwohl. Doch bevor sie merkt, was mit ihr geschieht, fällt sie auch schon durch eine Sweeney-Todd-Falltür in den Arbeitsraum ihres Entführers. Und Lana ist nicht allein in diesem Saw-Ambiente: Ihre tiefgefrorene Freundin Wendy liegt leblos in der Mitte des Raumes, bereit für die Fortsetzung der Aversionstherapie, wie Thredson scherzhaft anmerkt. Lana ist dagegen gar nicht zum Lachen zumute, denn nun befindetet sie sich in den Fängen von Bloody Face höchspersönlch.