American Horror Story: Staffel 8 ist die beste, aber völlig bedeutungslos

20.11.2018 - 17:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
American Horror Story: ApocalypseFX
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Die 8. Staffel der Horroranthologie American Horror Story ist die erste richtige Fortsetzung innerhalb der Serie. Und genau das macht Apocalypse zur besten Staffel seit Jahren. Doch die Sache hat einen Haken.

Zugegeben, die 8. Staffel der Horroranthologie American Horror Story als die beste zu bezeichnen ist schon etwas hochgegriffen. Die Erwartungen sind nach zwei schwächeren Staffeln auch nicht gerade groß. Doch American Horror Story hat endlich seine Ernsthaftigkeit über Bord geworfen und punktet damit in Apocalypse auf allen Ebenen. Staffel 8 ist ein Novum, ein Crossover-Experiment, das die Serie neu belebt und in eine neue Richtung leiten könnte. Warum Staffel 8 die beste seit langem und am Ende leider total belanglos ist, erfahrt ihr hier. Achtung, Spoiler für American Horror Story.

Apocalypse lässt die Fans lange zappeln

Killerroboter, singende Hexen, Shopping-Höllen und nichts weniger als der ultimative Kampf zwischen Gut und Böse: Apocalypse ist eine Staffel voller WTF-Momente und pulpigem Horrorspaß. Im Vornherein als erstes großes Crossover der Anthologieserie angekündigt, lässt Staffel 8 seine Fans jedoch erstmal gehörig zappeln. Keine Hexen, kein Mörderhaus, sondern eine komplett neue Riege an Figuren wird uns in den ersten 3 Folgen präsentiert, mit denen wir gemeinsam den titelgebenden Untergang der Menschheit erleben dürfen. Wie im Tutorial-Level eines Videospiels lernen wir zunächst die Regeln der Apokalpyse und Grundbausteine für kommende Twists kennen.

Der Antichrist bei der Arbeit

Doch gerade diese kurze Zeit im sexlosen Bunker Outpost 3 mit seinen verqueren Regeln und pompösen viktorianischen Kostümen fesselt mit ihrer mysteriösen Atmosphäre und dem Auftritt des Antichristen Michael Langdon, dessen Ankunft Fans seit dem Ende der 1. Staffel erwartet haben. Was hat er mit den auserwählten Bunkermenschen vor? Ist der Friseur-Beruf der wichtigste nach dem Ende der Zivilisation? Und wann kommt endlich das versprochene Crossover? Fragen über Fragen, die uns quälen, ehe uns Staffel 8 am Ende der 3. Folge den Boden unter den Füßen wegreißt, die Welt öffnet und beweist, das wir uns auf eine ganz besondere Achterbahnfahrt eingelassen haben.

In Apocalypse siegt Nostalgie über Originalität

Ab Folge 4 entfaltet Apocalypse sein wahres Potential und bricht mit dem Konzept, welches die Serie bisher definierte. Die postapokalyptische Story wird nämlich erstmal bis zum Finale auf Eis gelegt und weicht einem waschechten Sequel zur 3. Staffel, Coven, das Jahre vor dem Ende aller Tage angesiedelt ist. Eine Fortsetzung? Das gab es bisher noch nicht in American Horror Story, die als Anthologieserie mit jeder Staffel eine abgeschlossene Geschichte erzählte und jedes Jahr den Reset-Knopf drückte. Als Zuschauer musste man nicht jede Staffel ansehen und konnte bei Nichtgefallen eines Szenarios einfach bis zum Folgekapitel warten. Doch Staffel 8 setzt Wissen über vergangene Staffeln voraus und ist somit auch nicht für jeden Zuschauer geeignet.

American Horror Story: Badass Witches

Die zahlreichen Kurzauftritte aller Fan-Lieblinge aus Staffel 1 und 3 werden Nichtkennern nur wenig Freude bereiten können. Denn Apocalypse schöpft seine Faszination fast ausschließlich aus dem Nostalgiegefühl heraus, seine Lieblinge noch einmal sehen zu können und zu erfahren, wie ihre Geschichten weitergehen bzw. enden. Doch gerade durch die Nostalgie macht Staffel 8 so viel Spaß, wie es schon lange keine Staffel mehr geschafft hat. Jede Rückkehr, jede bekannte Melodie und jeder Querverweis auf andere Staffeln erzeugen Gänsehaut und, ja, ich habe mehr als einmal euphorisch gequiekt, denn Staffel 8 steckt bis zum Schluss voller Überraschungen. Die Autoren von American Horror Story sollten die Zukunft als Anthologie nochmal überdenken.

Apocalypse lässt Fan-Träume wahr werden, aber reicht das?

Kann Staffel 8 also tatsächlich die Liebe für American Horror Story neu entfachen? Gerade die Ernsthaftigkeit der vergangenen Staffeln sorgte bei einige Fans für Unmut. Doch in Apocalypse gibt sich die Serie vollkommen dem Sonderbaren hin, ohne sich dabei überhaupt ernst zu nehmen. Staffel 8 hat zahlreiche herrlich bescheuerte Momente wie Cocos Gluten-Fähigkeit oder die irren Wünsche, für die die Satanisten ihre Seelen verpfänden (Sex mit Ryan Reynolds!). Neben dem ganzen Spaß um die trashigen Oneliner von Madison und die abgefahrene Story um den Zickenkrieg zwischen Hexen und Zauberern vergisst American Horror Story auch nicht die rührenden Charakteremomente, die besonders in der großen Murder House-Folge mit Jessica Lange zum Tragen kommen.

Jessica Lange in American Horror Story Staffel 8

"Aber ist Apocalypse denn überhaupt gruselig?", fragt ihr euch jetzt bestimmt. Leider tritt der Grusel in Staffel 8 etwas in den Hintergrund und der Titel der Serie könnte ebenso American Dark Fantasy Story lauten. Das heißt aber nicht, dass es nicht jede Menge verstörender und blutiger Tode gibt. Vielmehr ist es die düstere und befremdliche Stimmung, die besonders in den ersten Folgen für einige Schauder sorgt, und mit der Ankunft der Satanisten erwartet uns sogar ein unheimlicherer Kult als in der Cult-Staffel. An der Dramaturgie-Front herrschen indes altbekannte Probleme, die der Spannung innerhalb der Staffel etwas Abbruch tun. Der größte Kritikpunkt an Staffel 8 ist jedoch eine Wendung im Staffelfinale. Solltet ihr euch den Twist also nicht verderben lassen wollen, dann könnt ihr hier aufhören zu lesen. Die letzte Spoiler-Warnung.

Tempus Infinitum: Am Ende bleibt Apocalypse nur Fan-Fiction

Ganz so schlimm wie die Alien-Entführungen in Staffel 2 ist es nicht, aber der hanebüchene Zeitreise-Twist am Ende der 8. Staffel lässt die gesamten Geschehnisse der 10 Folgen obsolet werden. Ja richtig gelesen, Zeitreisen! Es war schon im Vorfeld abzusehen, dass die Apokalypse irgendwie rückgängig gemacht werden muss, aber das Konzept der Zeitreise als Deux ex Machina ist in diesem Fall völlig irrsinnig. Die gesamte Staffel verschwindet ins Nichts des Multiversums und verkommt somit zu einer Fan-Fiction, die in der neuen Realität der Serie nie stattgefunden hat.

American Horror Story: Der neue Antichrist

Nicht nur werden wir der ganzen Emotionen dieser Staffel beraubt, auch die Kontinuität der gesamten Serie steht nun auf dem Spiel, zumindest alle Ereignisse nach dem Jahr 2015. So kehrt Queenie nicht mehr ins Hotel Cortez ein, was schlussfolgernd auch die 5. Staffel im Void des Zeitparadoxons verschwinden lässt. Aller Logikfehler zum Trotz endet die 8. Staffel mit einem bittersüßen Epilog im Jahr 2024, der nicht nur das Finale der 1. Staffel spiegelt, sondern zugleich die Menschheit auf ewig verdammt. Die Existenz des Antichristen und damit der bevorstehende Untergang der Menschheit ist ein unaufhaltsamer Zyklus, der frei nach dem Energieerhaltungssatz niemals vernichtet werden kann. Die Apokalypse ist unvermeidlich. Das Ende der Serie ebenso.

Die neuen Folgen der 8. Staffel von American Horror Story laufen seit dem 15.11.2018 immer donnerstags bei FOX und sind ebenso bei Sky Ticket  verfügbar.

Was haltet ihr davon, dass American Horror Story nun auch Staffeln fortsetzt?

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