Brian De Palma feiert seinen 70. Geburtstag

11.09.2010 - 09:00 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Eines seiner Meisterwerke: Die Unbestechlichen
Paramount Pictures
Eines seiner Meisterwerke: Die Unbestechlichen
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Brian De Palma hat mit Filmen wie Carrie und Die Unbestechlichen für einige Meilensteine in den unterschiedlichsten Genres gesorgt, sich aber auch öfter mal einen Griff ins Klo gegönnt. Anlässlich seines 70. Geburtstags wollen wir einen ehrenvollen Blick zurück auf die Karriere des Filmemachers werfen.

Brian De Palma machte sich zu Beginn seiner Karriere mit einer Reihe von psychologischen Thrillern einen Namen als einer der wichtigsten Filmemacher des Neuen Hollywood, bevor er auszog, um mit filmischen Meilensteinen wie Carrie – Des Satans jüngste Tochter, Scarface, Die Unbestechlichen, Carlito’s Way und Mission: Impossible die gesamte Filmwelt zu erobern. Dennoch blieben dem Regisseur trotz allen filmischen Ehren die großen Auszeichnungen stets verwehrt. Zu Unrecht, wie ihr im Folgenden lesen könnt.

Faszination für menschliche Abgründe
Die dunkle Seite des Menschen scheint ein Steckenpferd von Brian De Palma zu sein. Die Protagonisten seiner Filme sind Killer, Wahnsinnige, psychisch Kranke mit doppelten oder gestörten Identitäten und Traumatisierte des Krieges. Die filmische Auseinandersetzung mit normalen Menschen und alltäglichen Problemen finden wir beim Regieveteranen dagegen selten. Vielleicht müssen wir ja Herrn De Palma Senior die Schuld am morbiden Interessengebiet seines Sohnes zuschreiben, denn der war Chirurg. So orientierte sich der junge Brian De Palma nach der Schule zunächst am Papa und studierte Medizin und Physik, bevor er, von Citizen Kane und Vertigo – Aus dem Reich der Toten inspiriert, in die Kunst wechselte.

Große Vorbilder
Vertigo – Aus dem Reich der Toten sollte Brian De Palma nicht nur als Karriereanstoß dienen, sondern auch als Vorlage für den Psychothriller Schwarzer Engel, in dem er das Doppelgängermotiv des großen Vorbilds bewundernd zitierte. Überhaupt zieht sich der Schatten von Alfred Hitchcock durch seine gesamte Karriere: In Der Tod kommt zweimal bedient sich Brian De Palma beim Plot von Das Fenster zum Hof und Vertigo – Aus dem Reich der Toten, während Dressed to Kill mit Verweisen wie einer Duschszene und dem Serienmörder-Motiv als Hommage an Psycho gedacht ist. Doch nicht nur dem Master of Suspense erwies Brian De Palma die Ehre. Für den Überwachungsthriller Blow out – Der Tod löscht alle Spuren bediente er sich bei Motiven aus Der Dialog von Francis Ford Coppola und BlowUp – Ekstaze ’67 von Michelangelo Antonioni. Trotz dieser vermeintlichen Diebeszüge hat es Brian De Palma immer wieder geschafft, den genannten Filmen seine eigene Handschrift zu verpassen und mit künstlerischer Feinarbeit qualitativ zu überzeugen.

Markenzeichen und technische Innovationen
Die Arbeiten von Brian De Palma zeichnen sich durch zahlreiche Stilmittel mit hohem Wiedererkennungswert aus. Mit einer langen, einführenden Kamerafahrt stellt er oft das Ensemble zu Beginn eines Films vor, wie geschehen bei Carlito’s Way, Spiel auf Zeit, Fegefeuer der Eitelkeiten und Mission to Mars. Außerdem nutzt er die Kamera für subjektive Fahrten, die sich dem Opfer bedrohlich nähern oder missbraucht sie für voyeuristische Blicke. Daneben gilt er als einer der ersten Filmemacher, die das Split-Screen-Verfahren als spannungserzeugendes Mittel salonfähig gemacht haben, wie in Schwestern des Bösen und Femme Fatale.

Meilensteine zieren das Gesamtwerk
Natürlich erregten die noch unabhängig produzierten Filme von Brian De Palma auch vorher schon Aufmerksamkeit, aber erst mit Carrie – Des Satans jüngste Tochter feierte er seinen großen Durchbruch in Hollywood. Die Stephen King -Adaption über ein verspottenes Schulmädchen mit telekinetischen Fähigkeiten, das sich irgendwann vehement zur Wehr setzt, begeisterte mit einer ganzen Reihe von denkwürdigen Szenen, von denen die schockierende Schlusssequenz wohl am ehesten dazu beitrug, dass Brian De Palma fortan als Meister seines Fachs angesehen wurde.

Daneben wirkte er auch stilbildend für das Gangster-Genre: Mit Scarface schuf er Al Pacino ein Denkmal, der als Drogenbaron Tony Montana eine Ein-Mann-Show abzieht, die filmgeschichtlich ihresgleichen sucht. Ein beeindruckendes Meisterwerk des Polizei- und Mafiafilms lieferte Brian De Palma vier Jahre später mit Die Unbestechlichen ab. Wer erinnert sich nicht an die Schießerei-Szene auf der großen Treppe des Chicagoer Bahnhofs zwischen herabstürzenden Kinderwägen, die eine Hommage an den Stummfilmklassiker Panzerkreuzer Potemkin darstellte und seitdem selbst unzählige Male zitiert wurde. Danach bot er in Carlito’s Way erneut einen Al Pacino in Hochform auf und sorgte mit der Serienadaption Mission: Impossible für den gefeierten Beginn eines erfolgreichen Franchise.

Woran es liegen mag, dass Brian De Palma im Laufe seiner Karriere niemals für einen Oscar oder Golden Globe auch nur nominiert wurde, wissen wir nicht. Auch die fünf Nominierungen als Schlechtester Regisseur für die Goldene Himbeere sind uns schleierhaft (zumindest bei Scarface und Dressed to Kill). Mit Brian De Palma feiert heute einer der innovativsten und einflussreichsten Filmemacher Hollywoods seinen 70. Geburtstag, wozu wir ihm von Herzen gratulieren. Zur Feier des Tages gibt es außerdem die berühmteste Szene aus Scarface zu sehen.

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