Das Begehren - Ein Moment aus Vertigo von Hitchcock

22.09.2014 - 09:20 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Kim Novak in Vertigo
Paramount Pictures
Kim Novak in Vertigo
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Hitchcock liebte die Frauen: Ingrid Bergman, Grace Kelly, Kim Novak oder Tippi Hedren. Bei ihm waren sie am schönsten. Das männliche Begehren hat er gekonnt in Szene gesetzt. Vertigo bringt es auf den Punkt.

Ein Mann (James Stewart) begegnet der Frau seines Lebens und schaut sie nicht direkt an, obwohl er sie mit den Augen, ja, mit seinem ganzen Wesen förmlich verschlingt. Es ist die perfekte Frau für ihn, eine wunderschöne Göttin, unnahbar. Er ist fasziniert. Sie geht an ihm vorbei, bemerkt ihn nicht. Wie der Meister Alfred Hitchcock diese Faszination in Vertigo - Aus dem Reich der Toten für einem kurzen Moment ins Bild setzt, ist unvergleichlich: Das Grün der großen Robe von Madeleine (Kim Novak) sticht regelrecht ins Auge vor dem Hintergrund der roten Samtwände. Sie ist der Mittelpunkt der Szenerie, ohne sich in irgendeiner Weise in den Vordergrund zu drängen. Als Höhepunkt kommt sie dem Mann ganz nah, er kann sie förmlich atmen und doch ist sie vollkommen entrückt. Im Profil erstrahlt ihre ganze Schönheit. Dieses Bild wird er nie vergessen. 

Der Mann wird sie dann kennenlernen, sie im Auftrag ihres Ehemannes verfolgen, sie vor dem Tode retten, sich unsterblich in sie verlieben. Später wird er wegen seiner Höhenangst nicht in der Lage sein, ihren Sturz vom Dach eines Klosters zu verhindern. Er wird sie betrauern und nicht vergessen können, sein Ideal von Frau. Er wird eine zweite Chance erhalten, denn er begegnet ihr wieder. Sie sieht etwas anders aus. Er wird sie nochmals kennenlernen, sie verändern, sie der ersten, perfekten Frau gleichmachen, wieder von ihr fasziniert sein… und einsehen müssen, dass sie die Gleiche ist, dass er reingelegt wurde, dass die Frau, sein Traum von Frau, nur ein Fake war, eine Illusion, eine Lüge.

Der Mann wird erkennen, dass er von einem blonden Gespenst besessen war und als auch sie vom Dach stürzt, diesmal wirklich sie, dann wird er zwar von seiner Höhenangst befreit, aber ein Mann ohne Hoffnung sein. Er war nicht in der Lage, Wahrheit und Schein auseinanderzuhalten; er war blind vor Liebe und vor Höhenangst. Letztlich kann er als Mann und Ermittler, der er ist, nicht auf den Grund der Dinge schauen und dies nicht nur wegen seiner Höhenangst, sondern aus Angst vor einem generellen Schwindel, der das Leben in den Abgrund reißen würde. Das ist Begehren in seiner schlimmsten Horror-Form.

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