Der Zirkusfilm - Trend oder Nostalgie?

27.04.2011 - 15:50 Uhr
Deep Roy, Danny DeVito und die Zirkustruppe in Big Fish
Columbia TriStar Film
Deep Roy, Danny DeVito und die Zirkustruppe in Big Fish
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Ab Donnerstag reist Robert Pattinson mit der Zirkustruppe “Benzini Brothers” über die deutschen Leinwände. Das Kino hatte schon immer eine besondere Verbindung zum Zirkus. Aus diesem Anlass werfen wir einen Blick auf die Genre-Tradition des Zirkusfilms.

Von jeher besteht eine enge Beziehung zwischen Film, Zirkus und Varieté. Direkt nach der Erfindung der bewegten Bilder waren die ersten Filmvorführungen Aufsehen erregende Bestandteile von Varieté-Shows und zeigten alles, was sich bewegte. Tänzer und Artisten waren so schon immer ebenfalls Akteure im Kino.

Der Zirkus ist außerdem alles, was auch das Kino in seinen besten Momenten sein kann: bunt und laut, lustig und unterhaltsam, dramatisch und spannend. Was die beiden Unterhaltungsformen vor allem verbindet ist das Spektakel. Geradezu klassisch ist der Zirkusdirektor, der vor der Vorstellung anpreist, dass die Leute gleich etwas sehen werden, was sie so noch nie zuvor gesehen haben. Genau das erwarten wir doch im Idealfall von jedem Kinobesuch.

Es ist also kein Wunder, dass der Zirkus auch ein traditionelles Thema des Kinos ist. Aus der langen Liste der Zirkusfilme können wir hier leider nur ein paar erwähnen, allen voran Der Zirkus von Charlie Chaplin als Vertreter der humorvollen Variante. Der Tramp scheitert darin ausgerechnet als Clown, da er immer nur unfreiwillig, nie gezielt komisch sein kann. Daneben haben sich auch Die Marx Brothers im Zirkus wohlgefühlt. Auf die ihnen typische Art bringen die Drei eine Zirkustruppe völlig durcheinander.

Auch Dumbo, der fliegende Elefant darf nicht fehlen, wenn es um Zirkusfilme geht. Denn schließlich ist Disney mit der Geschichte vom Elefanten mit den übergroßen Ohren eine wunderbar traurige, wie abgedrehte Zirkusgeschichte gelungen. Erinnert euch nur an die berühmte Parade der rosafarbenen Elefanten! Dumbo zeigt aber eben auch die andere Seite des Genres. Der Zirkusfilm ist bestens geeignet für große Dramen, tragische Familien- und Beziehungsgeschichten.

Das Lied der Straße von Federico Fellini gehört zu den wichtigsten Melodramen im Zirkusmillieu. Der Kraftmann Zampanò kauft darin die junge Gelsomina ihrer Mutter ab und nimmt sie mit auf Tournee. Gelsomina wird schnell völlig von ihm abhängig, obwohl er sie wie ein Tier behandelt. Ein weiteres Zirkusdrama ist der mit Tony Curtis, Burt Lancaster und Gina Lollobrigida hochkarätig besetzte Film Trapez von 1956. Die Story um zwei Freunde, die durch eine Frau auseinander gebracht werden, zeichnet sich durch beeindruckende Artistik-Szenen im Cinemascope-Format aus. Lancester hatte seine Karriere übrigens tatsächlich als Hochseilartist begonnen. In eine vergleichbare Kategorie fällt auch der aktuelle Wasser für die Elefanten, in dem die Zirkustruppe als soziale Struktur auf engstem Raum den Hintergrund für das Beziehungsdrama bildet.

Wir wollen noch Freaks von 1932 erwähnen. Hier verbindet sich die eher amerikanische Tradition der Show von menschlichen Kuriositäten mit dem Zirkusmotiv. Tod Browning hat mit seinem lange umstrittenen Klassiker ein Plädoyer gegen die Ausgrenzung geschaffen. Die wahren “Freaks” sind dort die Menschen, die die anders Aussehenden ausbeuten und misshandeln. Deren grausame Rache ist am Schluss nur konsequent.

Neben diesen komischen und tragischen Geschichten rund um das Zirkusmillieu erzählt das Kino in letzter Zeit vermehrt Geschichten, in denen der Zirkus in erster Linie stellvertretend für eine Fantasiewelt steht. Die Schausteller in Das Kabinett des Doktor Parnassus ermöglichen ihren Besuchern durch einen magischen Spiegel eine Reise in ihre eigenen Traumvorstellungen. Auch der Wanderzirkus in Big Fish ist repräsentativ für das Eintauchen ins Reich der Fantasie von Edward Bloom (Ewan McGregor), der in der Manege seine zukünftige Frau zum ersten Mal sieht. Um Informationen über sie vom Zirkusdirektor (Danny DeVito) zu bekommen, arbeitet er für Jahre gemeinsam mit der bunten Truppe.

Indirekt handeln Zirkusfilme also nicht nur von der Traummaschine Kino, sondern auch immer vom Filmemachen: Eine Menge Anstrengung und Teamarbeit sind nötig, damit das Publikum eine gute Show voller Spannung geboten bekommt und die Realität für eine Weile vergessen kann. Wir hätten gern wieder mehr von diesem bunten Spektakel auf der Leinwand.

Gibt es mit Wasser für die Elefanten einen Trend zurück zu den großen Zirkusdramen? Oder ist das nur Nostalgie für eine veraltete Unterhaltungsform?

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