Früher stand der Tabakgenuss noch nicht auf einer Stufe mit Raubmord und Terrorakten, Raucher waren angesehene Mitglieder der Gesellschaft und lösten keine Panikreaktionen bei den Mitmenschen aus, wenn sie sich ein Zigarettchen anzündeten. Es gab sogar Filme, in denen geraucht wurde, ohne dass sich Interessengemeinschaften gründeten, die die Entfernung dieser abartigen Szenen verlangten. Und dereinst war oftmals nicht nur der Bösewicht oder eine Straßendirne der Nikotinsucht verfallen, sondern auch der Held!
Auch wenn es mittlerweile politisch nicht mehr korrekt und gesellschaftlich absolut out ist, sollen an dieser Stelle die 7 Film- und Fernsehcharaktere präsentiert werden, zu denen eine Wand aus Qualm gehört wie die Sonnenbrille zu Heino.
Platz 7: Holly Golightly
Dass Rauchen nicht immer etwas mit männlicher Coolness zu tun haben muss, beweist schon Platz 7. Audrey Hepburn zieht als Holly Golightly in Frühstück bei Tiffany eine Zigarette nicht in einem süchtigen Zug bis auf den Filter runter, sondern benutzt den Glimmstängel als elegantes Utensil, welches eine eindeutig erotische Komponente hat. Sind wir ehrlich: hätte sie alternativ eine Salzstange zwischen den Fingern gehabt, es wäre nicht halb so sinnlich.
Platz 6: Sherlock Holmes
Den wohl berühmtesten Detektiv aller Zeiten erkennen wir sofort an seiner Aufmachung und zu der gehören unbedingt der berühmte Deerstalker-Hut und seine Pfeife. Ein Mann von Welt, gebildet, scharfsinnig, stilvoll – als Raucher aber Genüssen nicht abgeneigt. Während die Gemeinde wegen eines Mordfalles geschockt ist, stopft Holmes sich ein Pfeifchen, zündet es an und rätselt, derweil ihm der aufsteigende Rauch etwas Mystisches gibt.
Platz 5: Raoul Duke
Praktisch Nonstop hat Johnny Depp in Fear and Loathing in Las Vegas eine Fluppe im Mundwinkel, die in einen Zigarettenaufsatz geklemmt ist. Seine ausgeprägte Exzentrik und sein selbstzerstörerisches Verhalten schreien förmlich nach diesem qualmenden Accessoire und wie realistisch wäre es wohl, wenn er auf einem Drogentrip sondergleichen seine Gesundheit durch Nichtrauchen erhalten will? Nikotin ist definitiv sein geringstes Problem.
Platz 4: Lucky Luke
Die Zeiten des Wilden Westens waren rau, der Sattel war hart, die Städte staubig, die Bösewichte machten ganze Landstriche unsicher. Der einsame Cowboy Lucky Luke war da der richtige Mann, um aufzuräumen. Geheimnisvoll, cool, immer auf der Seite von Recht und Ordnung. Ein Typ wie er in einer Zeit wie dieser machte kein Pilates, achtete nicht auf den Fettgehalt seiner Mahlzeiten und rauchte, was die Lunge hergab. Aber auch ein Westernhero muss sich manchmal dem öffentlichen Druck beugen und seitdem kaut Lucky Luke auf einem trockenen Grashalm herum. Irgendwie passt das genauso gut, wie das Krümelmonster ohne Kekse.
Platz 3: Rick Blaine
Rick Blaine alias Humphrey Bogart in Casablanca als Nachtclub-Betreiber und ohne Zigarette? Filme leben auch von ihren Klischees und dazu gehört es nun mal, dass in manchen Szenen gepafft wird bis der Arzt kommt. Wenn Ilsa und Rick genüsslich am Filter ziehen und die Glut aufleuchtet, dann kommen wir nicht umhin festzustellen, dass ein Hauch von Sex in der Luft liegt. Und eines soll nicht unerwähnt bleiben: Humphrey Bogart sieht mit Kippe einfach lässig aus.
Platz 2: Columbo
„Eine Frage hätte ich da noch“, ist ein Standard-Spruch von Peter Falk in Columbo: Könnt ihr euch den schrulligen Ermittler ohne Zigarre vorstellen? Ohne die, seinen Trenchcoat und seinen Peugeot bleibt ein langweiliger Polizist übrig. Columbo ist weit weg davon, perfekt zu sein. Er ist zerstreut, unordentlich und kann seinen Hund nicht erziehen. Die Zigarre erinnert nicht zufällig an Sherlock Holmes, ist Columbo doch ähnlich blitzgescheit und überlegt wie die Doyle-Figur. Abgesehen davon steht das Rauchzeug auch für einen gewissen Stil, den der Inspektor pflegt: gediegen, unaufdringlich, niveauvoll. Columbo ist kein Suchtraucher, sondern ein Genussraucher.
Platz 1: John McClane
Kann es Zufall sein, dass Teil 4 schlechter als die Vorgänger ist und ausgerechnet dort nicht geraucht wird? Ja, das kann Zufall sein. Es gibt ein Dutzend andere Gründe, warum McClanes viertes Abenteuer nicht mehr die Qualität der Vorgänger erreicht. Aber irgendwie war ein rauchender Cop Bruce Willis in Stirb langsam, der immer wieder in scheinbar ausweglose Situationen gerät, die er dann lösen muss, weil offenbar kein anderer da ist, der es macht, wesentlich cooler und auch glaubwürdiger. McClane ist ein emotionales und soziales Wrack, bindungsunfähig, wenig diplomatisch – ein echter Kerl eben. Die Zigarette ist da schon Teil seiner Persönlichkeit: Er raucht, er trinkt, er tritt den Bösewichten in den Arsch. Ein Antiheld, den wir ins Herz geschlossen haben, weil er nicht aalglatt ist. Die fehlende Kippe in Stirb langsam 4.0 poliert ihn leider etwas auf.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann rauchen sie noch heute …
Jetzt seit ihr an der Reihe: Hat das Rauchen in Film und Fernsehen ausgedient? Gibt es Charaktere, die ihr euch ohne Zigarette nicht vorstellen könnt? Eure Meinung ist gefragt!
Der Text stammt von unserem User guggenheim (Nils Pape).
Wer ebenfalls Text-Ideen oder bereits was aufgeschrieben hat, wende sich an ines[@]moviepilot.de.