Moritz Bleibtreu ist seit gestern in Die vierte Macht zu sehen. Als Boulevard-Reporter, der durch ein paar unglückliche Ereignisse das wahre Gesicht politischer Verfolgung kennenlernt, muss er sich im Russland der Gegenwart gegen seine Peiniger behaupten. Damit hat er wieder Mal eine vielschichtige Rolle angenommen. Ein weiterer deutscher Mime fällt durch seine große Bandbreite auf: Jürgen Vogel. Die beiden gehören zum Besseren, was deutsche Dramen und Komödien zu bieten haben.
Weil sie nichts besseres zu tun haben und einfach so dufte Typen sind, begeben sie sich heute für uns in den Ring. Wer ist der bessere deutsche Schauspieler? Der Fight der Woche wird es regeln. Zumindest wird er irgendetwas regeln, auch wenn es nicht unbedingt die Rangfolge der deutschen Qualitätsschauspielerei ist. Los gehts!
Die erste Runde: Karate gegen Kommunismus
Moritz Bleibtreu betritt mit légerer Frisur und Sechziger-Klamotte den Ring, unterm Arm eine AK. Er will heute keine halben Sachen machen, nicht umsonst ist Der Baader Meinhof Komplex zum Teil nach seiner Rolle benannt. Aber wo ist sein Kontrahent? Hastig blickt er sich um, denn Jürgen Vogel ist nirgends zu sehen. Einmal meint er ihn im Augenwinkel entdeckt zu haben, da flüstert er ihm schon ins Ohr: Ich kann mich gut anschleichen. Manchmal beobachte ich dich nachts und du merkst es gar nicht. Ich kann nichts dafür. Der freie Wille ist bei mir nicht besonders ausgeprägt. Panisch reißt Moritz Bleibtreu die AK herum, aber die Schüsse gehen ins Leere. Jürgen Vogel ist grazil wie eine Katze ausgewichen und setzt den Pseudo-Revolutionsführer mit ein paar gezielten Karateschlägen außer Gefecht. Die erste Runde geht folglich an ihn.
Die zweite Runde: Zu gut gelebt
Die erste Runde verloren, was soll’s? Moritz Bleibtreu ist ganz entspannt, denn er hat sich in der Pause eine Pizza mit Weed-Einlage gegönnt. Da kann niemand meckern bei der Pizzeria Lammbock – Alles in Handarbeit! Auch Jürgen Vogel sieht glücklich aus und trottet mit seinem wunderschönen, zumindest wunderschön markanten Lächeln in den Ring. Ey, lass mal prügeln, so wie in Fight Club! Macht bestimmt Spaß. Ein Freund von mir hat das auch mal gemacht! Er tänzelt vor Moritz Bleibtreu herum, der ja mal sowas von keinen Bock auf Stress hat. Also nimmt er einfach das Beutelchen Mary Jane unter dem Pizzakäse der nächsten Ladung hervor und stopft es seinem Kollegen in den Mund. Der schlägt noch einige Minuten um sich, bis er in einen nicht ganz so wohligen Schlaf verfällt. Die zweite Runde geht an Moritz Bleibtreu.
Die dritte Runde: Denk doch mal jemand an die Kinder!
Der Film Jud Süß – Film ohne Gewissen kam bei der Berlinale nicht gut an, dabei hatte sich Moritz Bleibtreu so viel Mühe gegeben bei der Verkörperung des Propagandaministers. Die Wut über die fehlende Anerkennung kann er heute im Ring auslassen, wo der Schullehrer Jürgen Vogel bereits auf ihn wartet. Moritz Bleibtreu fährt sich durch das Haar und wischt die Pomade an der Uniform ab, bevor er Jürgen Vogel mit einem Tritt auf die Knie zwingt. Die Luger hält er ihm an die Stirn. Jetzt bringst du deinen Kindern die Weltgeschichte bei, wie sie wirklich war. Jürgen lächelt nur. Die beste Lektion haben sie doch schon erhalten. Mit der Hand führt er eine Wellenbewegung aus, woraufhin der Boden rhytmisch zu beben beginnt. Durch die Tür kommen etwa 100 Teenager in weißen Hemden und stürmen den Ring. Die Welle fegt Moritz Bleibtreu hinweg, bevor er abdrücken kann. Die dritte Runde geht an Jürgen Vogel.
Der Kampf ist vorbei und Jürgen Vogel geht aus ihm mit einem 2:0-Sieg hervor. Moritz Bleibtreu ist etwas enttäuscht, erkennt seine Unterlegenheit aber an. Die beiden schütteln sich die Hände und lassen sich von einem der perfekt gehorchenden Kinder zwei Bier bringen. Mit den Resten von Runde 2 machen sie sich noch einen schönen Abend. Aber wer würde bei euch gewinnen?