Georges Méliès - Der Mann, der Magie ins Kino brachte

26.08.2013 - 19:01 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
George Méliès
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Dieser User huldigt mit seinem Text einem der Pioniere des Kinos, Georges Méliès, und nimmt den Leser mit auf eine Reise durch das Leben Méliès’, der zum Meister über die Special Effects seiner Zeit wurde.

Begeben wir uns in eine Zeit, als das Kino noch in den Kinder- ach was, in den Babyschuhen steckte. Wir begeben uns ins Jahr 1895. Das Kino ist gerade ein Jahr alt, da wird ein französischer Zauberkünstler auf das neue Medium aufmerksam. Sein Name – Georges Méliès. Eigentlich der Sohn eines reichen Schuhfabrikanten, begeistert er sich früh für Bühnenkunst, vor allem die Zauberei. Er lässt sich seinen Teil am väterlichen Erbe auszahlen und kauft davon das Théâtre Robert Houdin in Paris, in dem er Zaubershows zeigt – zunächst mit mäßigem Erfolg. Dann jedoch macht er die Bekanntschaft der Brüder Lumière, die über dem Theater ein Atelier gemietet haben. Bei ihnen sieht er die ersten Projektionen mit dem Cinématographen. Méliès, der von seinem Vorbild, dem Magier Jean Eugène Robert-Houdin (dessen Theater er nun besitzt) die Leidenschaft für Apparaturen übernommen hat, ist fasziniert von der neuen Technik.

Ab Mitte 1986 dreht Méliès eigene Filme. Zu Beginn sind das Mini-Dokumentationen ganz im Stil der Brüder Lumière – eine knappe Minute in einer Einstellung. Doch eines Tages passiert der Legende nach ein Missgeschick: Während der Aufnahme bleibt der Film in der Kamera hängen. Er löst ihn und dreht weiter. Bei der Entwicklung dann die Überraschung: An der Stelle der Unterbrechung verschwinden plötzlich alle Menschen aus der Aufnahme – sie hatten sich in der Zwischenzeit weiter bewegt. Méliès ist begeistert: er erkennt das Potential seiner Entdeckung: Im Film ist es ein Leichtes, Menschen verschwinden und wieder auftauchen zu lassen – auf der Bühne ist das nur mit sehr hohem Aufwand möglich. Der Film ermöglicht ihm eine Ausweitung seiner magischen Tricks. Und so entstehen die ersten Kurzfilme: Ein Magier lässt Personen verschwinden und wieder auftauchen. Diese Filme zeigt er dann in seinem Theater. Es sind die ersten Special Effects im Film.

Doch Méliès reicht das bald nicht mehr, seine Neugier ist geweckt. Er fängt an, wie ein Wilder zu experimentieren und schon bald hat er ein ganzes Repertoire an Spezialeffekten in petto. Er kann Menschen verschwinden und wieder auftauchen lassen, die selbe Person mehrfach in einem Bild auftreten lassen, mit einem schwarzen Vorhang Körperteile verschwinden lassen und per Zoom einzelne Dinge größer und kleiner werden lassen. Oft werden dazu einzelne Aspekte vor schwarzer Wand gedreht und dann mittels Doppelbelichtung über den Rest des Films gelegt – quasi der erste Bluescreen der Filmgeschichte. Zudem gelingt es ihm, Filmstreifen aneinander zu kleben und so immer längere Filme zu drehen (in der Lumière-Kamera war nur Platz für etwa 53 Sekunden Film). Mit den neuen Möglichkeiten dreht er immer komplexere Filme. Er ist nun nicht mehr einfach ein Mann auf einer Bühne, der Tricks aufführt; jetzt halten fantastische Szenarien Einzug mit Geistern und Teufeln, mit Feen und verrückten Wissenschaftlern. Er verfilmt Jules Verne und dreht eine zwölfteilige (!) Serie über die Dreyfuss-Affäre. Seine Filme eröffnen den Zuschauern magische Welten und zeigen Dinge, die sie sich nicht erklären können. Der Andrang ist groß.

Méliès gründet 1897 seine eigene Produktionsfirma – Star Films – und exportiert nach ganz Europa und sogar bis Amerika. Zudem entwickelt er ein neues Vertriebssystem, in dem Filme nicht mehr verkauft, sondern verliehen werden und markiert seine Filme gegen Schwarzkopierer mit dem Firmenlogo (das ist also auch keine neue Problematik). In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gerät Méliès zunehmend unter Druck. Immer mehr Produktionsfirmen öffnen ihre Tore. In Frankreich sind es vor allem Gaumont und Pathé, die ihm Konkurrenz machen. Zuerst kann er noch Filme für Pathé produzieren, aber 1913 dreht er seinen letzten Film. Im Ersten Weltkrieg verliert er sein gesamtes Vermögen und gerät nach und nach in Vergessenheit. Erst 1929 tauchen einige seiner Filme wieder auf und französische Filmschaffende ermöglichen ihm und seiner Frau, die inzwischen ein kleines Spielwarengeschäft betreiben, einen angemessenen Alterssitz bei Orly.

1938 stirbt Méliès im Alter von 76 Jahren und wird auf dem altehrwürdigen Pariser Friedhof Père Lachaise begraben. Ohne ihn wäre das Kino wie wir es kennen vielleicht nie Wirklichkeit geworden. Haben die Brüder Lumière die Technik entwickelt, so hat Georges Méliès die Magie des Kinos entdeckt. Er war ein Visionär, der es verstand, wunderbare Welten zu kreieren, das Publikum immer wieder aufs Neue zu faszinieren und in den Bann zu schlagen. Mehr als 550 Filme zeugen davon; darunter einige der ersten Abenteuer- und Horrorfilme. Seine Werke sind voll von Ideen und grenzenloser Phantasie. Georges Méliès war ein Pionier, ein Entdecker neuer Welten und Goldgräber nach Neuem – einer der Urväter des Kinos.


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