Gute Zeiten, schlechte Zeiten, vor allem schlechte

18.02.2011 - 08:50 Uhr
Kommt Regen, kommt Sonnenschein
moviepilot / B.O.M. Film
Kommt Regen, kommt Sonnenschein
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So in etwa könnten wir den Titel des koreanischen Filmes Come Rain, Come Shine auch übersetzen. Dramatischer, aber nicht unbedingt besser, war der Film Odem aus Israel.

Mein letzter Wettbewerbstag der Berlinale zeigte sich mal wieder von seiner durchwachsenen Seite. Leider konnte nicht einmal der südkoreanische Wettbewerbsbeitrag meine hohen Erwartungen erfüllen.

Kommt Regen, kommt Sonnenschein von Yoon-ki Lee
Wieder so eine unglückliche Familie! Bei koreanischen Filmen ist dies wirklich eine Fixierung, die immer wieder auffällt. Allerdings sind hier die Zerrüttungen weniger dramatisch als in anderen Produktionen aus dem Land südlich des 38° Breitengrades. Im Gegenteil: Kommt Regen, kommt Sonnenschein ist das wohl undramatischste Beziehungs-Stück, das ich seit langem gesehen habe. Eine Frau will sich von ihrem Mann trennen, bekommt aber Zweifel, als sie ihren letzten gemeinsamen Tag zusammen verbringen. Wer sich die offizielle Inhaltsangabe durchliest, kennt bereits den kompletten Film. Zu spoilern gibt es hier nichts, da ein Spannungsbogen praktisch nicht existiert, zumal ihr einziges Beziehungs-Problem ein anderer Mann ist.

Der Film wirkt dabei sehr aufrichtig, die Figuren sind in ihrem Schmerz und ihrer Hilflosigkeit durchaus nachvollziehbar. Leider wirkt sich die Lähmung, die sie empfinden, auch auf den Film aus, der stellenweise so langsam erzählt wird, dass der Zuschauer die Frames einzeln zu sehen glaubt. Außerdem kann und will der Film nicht mehr sein, als ein langsamer Film über ein zweifelndes Pärchen. Somit wirken die zwei Stunden im Kino nicht sehr gewinnbringend und am Ende war es mir einfach egal, ob sie sich nun trennen oder nicht. Das falsche Thema wurde hier richtig umgesetzt – leider.

Odem von Jonathan Sagall
Jonathan Sagall, den israelischen Regisseur von Odem kennen viele von euch wahrscheinlich. Er spielte seinerzeit die Rolle des Schönlings Bobby in den Eis am Stiel Filmen. Wer nun bei seinem Debütfilm jedoch erwartet, er bekommt ein amüsantes Sex-Komödchen über wollüstige Teenager und leichte Mädchen serviert, wird das Kino wahrscheinlich enttäuscht, wenn nicht sogar traumatisiert verlassen. Odem handelt von einer in England lebenden Palästinenserin, der eben dieses locker-leichte Leben mit vielerlei Affären auf die Füße gefallen ist. Eines Tages steht sie vor der Tür ihrer alten Jugendfreundin, die mittlerweile ein deprimierendes, aber sehr erfolggreiches Leben als Vorstadtgattin in London führt. Diese ist jedoch gar nicht begeistert.

Mit der Zeit deckt Odem die Vorgänge und Ursachen des Konflikts in der Vergangenheit der Beiden auf. Sie sind seit jeher auch durch eine sexuelle Anziehung miteinander verbunden, die jedoch mehr für Konflikte als für schöne Stunden sorgt. Im Mittelpunkt des sehr tristen und teilweise auch langatmigen Filmes steht dabei ein Schlüsselereignis, welches von beiden Frauen sehr unterschiedlich erinnert wird, und beide auf ihre je eigene Art traumatisiert hat.

Odem ist definitiv ein Feel-Bad-Movie, von der ersten bis letzten Sekunde. Es werden schreckliche Dinge gezeigt, Humor findet nicht statt. Wer sich mit solcherlei stockernsten Frauendramen abfinden kann, findet hier sicher ein ganz gutes Exemplar, da sich Odem gekonnt mit den seelischen und körperlichen Gefahren der Verführungskraft einer Frauen auseinandersetzt. Für mich war der Film leider zu trist und die Figuren zu spröde, um mich wirklich emotional für sie einzunehmen.

Morgen hat Orlindo dann den letzten offiziellen Wettbewerbstag vor sich und ich bin schon ganz gespannt wie unsere Auswertung ausfallen wird. Von den beiden heutigen Filmen, wird es wohl keiner in die nähere Auswahl schaffen. Zu spröde und konventionell waren die Dramen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dafür freue ich mich morgen schon auf einen Slasher made in Bollywood.

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