Hairspray & Rock'n Roll - Ein Herz für Musicals

05.09.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Hairspray (2007)
Warner Bros.
Hairspray (2007)
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Beinahe jeder mag Musik. Besteht jedoch ein Film zu großen Teilen aus Gesang und Tanz, wenden sich einige Menschen ab. Moviepilot-User Joone44 spricht sich in seinem Text dafür aus, der Kunstform Musical eine Chance zu geben.

„And be a juke box hero, so put another dime in the jukebox baby.
I’m the juke box hero, so come and take your time and dance with me!“

Seit einigen Monaten läuft Rock of Ages in den Kinos… naja, lief. Durch Ice Age 4 – Voll verschoben, The Amazing Spider-Man und Der Lorax flog der Film aufgrund mangelnden Interesses raus, ohne Erfolg zu haben. Ich hab ihn mir angesehen. Nein, nein. Ich wurde nicht gezwungen, ich bin freiwillig ins Kino gegangen, auch wenn ich als männlicher Filmfreak etwas Überwindung brauche, um das preis zugeben.

Rock of Ages ist ein zweistündiges Rockkonzert, das mich erinnert hat, wie toll Musicals eigentlich sind. Nach dem Kinobesuch landete auch der Soundtrack in meiner Sammlung. Ich wollte aber noch mehr: Ich hab Moulin Rouge, Hairspray und andere Filmmusicals aus den Regalen gerissen und mir angesehen. Und ich zähle mich jetzt offiziell zu den Musical-Liebhabern. Wieso? Dieses Genre reißt mich richtig mit, ich will unbedingt dabei sein. Ich würde gerne mit Tracy Turnblad in der Corny Collins Show tanzen, ich würde ebenfalls gerne an der Seite von Nicole Kidman auf den Wolken von Paris singen. Musicals sind fantasie- und gefühlvoll. Dieses Genre ist mir lieber als die gängige Sommerblockbuster-Parade, die jährlich unsere Kinos ziert.

Musicals zu drehen benötigt zunächst mal absoluten Feinsinn sowie Inspiration. Adam Shankman hat für seine Hairspray-Auflage nicht nur den Regieposten übernommen, er hat sogar alle Tanznummern selbst choreografiert und diese mit den Schauspielern einstudiert. Obwohl ich in Sachen Remakes eher zwiegespalten bin, muss ich doch zugeben, dass Hairspray eine mehr als erfreuliche Angelegenheit ist. Und ja: Ich springe auch gerne mal auf und hüpfe mit.

Aber nicht nur die physische Darstellung sollte Perfektion aufweisen. Auch Kulissen und Kostüme werden in Musicals groß geschrieben. Baz Luhrmanns Moulin Rouge ist in meinen Augen zwar viel zu überdreht, um von mir ernst genommen zu werden, visuell sieht der Film aber unglaublich schick aus. Die Kostüme, aber insbesondere das Setting haben mir im übertragenen Sinne Freudentränen bereitet. Die rote Mühle auf dem Dach leuchtet nachts vor dem Mond bei dunkelblauem Himmel. Die Hauptprotagonistin lebt in einem kitschig geschmückten, riesigen Haus in Form eines Elefanten. Obwohl uns der Film in eine schmutzige Welt entführen will, wo Liebe bloß gegen Geldscheine getauscht wird, sieht alles prunkvoll und glamourös aus, als würde man den Film träumen.

Musicals haben, wie der Name schon verrät, natürlich ein besonderes Ass im Ärmel: Die Musik. Mit ihr werden Emotionen richtig transportiert. Als Zuschauer brauche ich nicht lange zu raten, was die Figur auf der Leinwand durchmacht. Ich muss einfach nur zuhören. Jeden einzelnen Ton. Jede einzelne Strophe. Sie alle weisen auf die Gefühlslage und auf die Gedanken der Protagonisten hin, was eine ziemliche Erleichterung für mich ist, die eigentliche Geschichte richtig wahrzunehmen.

Natürlich gibt es auch den allgemeinen Musical-Kitsch. Mitten auf der Straße anfangen zu singen und eine komplette Choreographie mit Passanten, die zufällig den Weg des Charakters kreuzen, zu tanzen, sieht etwas ominös aus. Und auch ich musste anfangs damit warm werden. Musicals muss man sich eben angewöhnen. Sicher: Nicht jeder kann dafür Begeisterung finden. Aber jeder Film und jedes Genre hat wenigstens eine Chance verdient. Und was mir ganz und gar nicht gefällt, sind Leute, die diesbezüglich Entschuldigungen wie „Das ist nur was für Mädchen“ oder „Solche Filme sind langweilig“ verwenden. Wer so etwas behauptet, hat entweder noch nie eins gesehen oder hasst ganz einfach Musik. Erst ausprobieren, dann urteilen!

Ich persönlich hoffe, dass in Zukunft etwas mehr Genrevertreter auftauchen. Pro Jahr kommen schließlich nur eine Handvoll Musicals in die Kinos. Und wie die Zahlen es beweisen, müssen die Filmemacher einfach Glück haben, dass es genug Zuschauer anspricht. Weshalb Rock of Ages jedoch zum Flop wurde, verstehe ich immer noch nicht so genau. Hört denn heutzutage niemand mehr Rockmusik? Sind 80’s-Künstler wie Twisted Sisters, Journey oder Def Leppard der heutigen Mainstream-Musik tatsächlich unterlegen? Ist es so schlimm, sich einen Film anzusehen, in dem gesungen wird? Ich könnte natürlich im Strom mitschwimmen, aber wie es in Hairspray letztendlich verdeutlicht wird: You can’t stop the beat!


Vorschau: An der Aktion Lieblingsserie darf der Verfasser des nächste Woche erscheinenden Textes nicht teilnehmen. Was er zu seinem Favoriten geschrieben hat, bekommt ihr aber natürlich trotzdem zu lesen.


Dieser Text stammt von unserem User Joone44. Wenn ihr die Moviepilot Speakers’ Corner auch nutzen möchtet, dann werft zuerst einen kurzen Blick auf die Regeln und schickt anschließend euren Text an ines[@]moviepilot.de

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