Hans Zimmer – Der dröhnende Sound Hollywoods

08.09.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Hans Zimmer
Richard Yaussi
Hans Zimmer
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Der deutsche Hollywood-Import Hans Zimmer gehört aktuell zu den gefragtesten Komponisten der Traumfabrik und ist regelmäßig mit neuen Arbeiten im Kino zu hören. Heute wird der Mann der Bombastklänge 55 Jahre alt.

Kaum ein Name wird mit dem Sound Hollywoods so häufig in Verbindung gebracht wie der von Hans Zimmer. Der deutsche Komponist und Musikproduzent ist gefragter denn je und zeichnet nicht nur für sämtliche Filmmusiken zu aktuellen Blockbustern verantwortlich, sondern gibt auch in der musikalischen Branche in Hollywood den Ton an. Seine hauseigene Musikschmiede Remote Control Productions hat bereits eine Führungsposition in der Filmindustrie inne und dazugehörige Komponisten wie Klaus Badelt (Equilibrium), John Powell (Das Bourne Ultimatum) und Harry Gregson-Williams (Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia) haben sich ebenfalls schon längst in Hollywood eingelebt. Der zimmer’sche Sound prägt also das aktuelle Filmgeschehen wie kein zweiter. Was ist also das Faszinierende an der Musik von Hans Zimmer?

Synthesizer und afrikanische Klänge
Mit der unscheinbaren Filmmusik zum Drama Rain Man von Barry Levinson verschaffte sich ein bis dato unbekannter Komponist, der bisher aufgrund experimenteller Versuchsanordnung bestenfalls belächelt wurde, Ende der 1980er Jahre in Hollywood Gehör. Nur Wenige glaubten an den Erfolg des Pioniers, der via Computer und Synthesizer eigene, neue und innovative Klangfarben und -muster erzeugte. Doch kaum ein Jahr nach der Veröffentlichung seines Hollywooddebüts stand bei der jährlichen Oscar-Nominierung für die beste Filmmusik der Name Hans Zimmer ganz groß in den Schlagzeilen. Ohne jegliche professionelle Ausbildung in puncto Musiktheorie oder Komposition, hatte der deutsche Musiker sein eigenes Ding durchgezogen und den Grundstein einer neuen Soundtrack-Ära gelegt.

Gegenmeinung: Hans Zimmer und das Ende der Filmmusik

Obwohl die frühen Scores von Hans Zimmer mit interessanten Elementen gespickt sind (beispielsweise die afrikanischen Klänge in der Der König der Löwen), war seine erste Filmmusik, die mir im Gedächtnis geblieben ist, Mission: Impossible 2. Nachdem der erste Teil zwar eine eingängige Theme zu bieten hatten, war das Geschehen trotzdem zu großen Teilen unbemerkt untermalt worden. Doch spätestens nachdem im Sequel gute zwei Stunden lang wild umher geschossen wurde und Tom Cruise in endlosen Zeitlupen durch die Luft geflogen ist, raffte ich mich schließlich auf und erkundigte mich, wer für die pathetisch dröhnende Töne verantwortlich war. Aus einem feinen Spionagefilm wurde ein gewaltiger Action-Blockbuster und das liegt meiner Meinung nach neben der überschwänglichen Inszenierung von John Woo vor allem an Hans Zimmers gewaltigem Monstrum von Soundtrack. An die Stelle von spannenden Thrill-Sounds traten gewaltige Chöre, hämmernde Bässe und dazu darf natürlich die wehleidig singende Stimme nicht fehlen.

Gladiator = Fluch der Karibik = Last Samurai?
Bevor diese pathetischen Klänge allerdings zu Hans Zimmers Markenzeichen wurden, fanden sich im Repertoire des Künstlers kleine Raffinessen wie beispielsweise das unvergessliche Glockenspiel aus True Romance wieder. Ebenfalls zeichnete seine Musik der Einsatz von außergewöhnliche Instrumenten wie der Armenischen Flöte (auch als Duduk bekannt) oder den japanischen Taikos aus, die mittlerweile zum festen Bestandteil vieler Soundtracks geworden sind. Zudem entwickelte Hans Zimmer Suiten, die im Grunde sämtliche Motive, Ideen und Themen des Scores in einem übergeordneten Musikstück vereinen und somit ganz in der Tradition der Leitmotivitechnik stehen. Aus diesem Konzept heraus entwickelten sich nach und nach die Hans Zimmer typischen Bombastsounds, die sich auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden.

Mehr: Hans Zimmer komponiert für Man of Steel

Wer sich allerdings tiefgehender mit den Scores von Hans Zimmer beschäftigt, wird irgendwann feststellen, dass die Filmmusik aus Gladiator nicht gleich Fluch der Karibik nicht gleich Last Samurai ist. Natürlich verfolgt Hans Zimmer seit The Rock – Fels der Entscheidung ähnliche Konzeptionen und Klangmotive. Darüber hinaus lassen sich aber ebenso kleine Details entdecken, die seine Soundtracks hörenswert und zu etwas Besonderem machen – selbst wenn sich die Musik aus Inception beim ersten Mal so anhört, als wäre die Bass-Line von Batman Begins recycelt worden. Stattdessen benutzte Hans Zimmer Édith Piafs Non, Je Ne Regrette Rien als Grundlage, um musikalische Traumwelten für besagten Christopher Nolan -Film entstehen zu lassen. Dass der Édith Piaf -Klassiker zudem auch noch in die Handlung des Films integriert ist, lässt einmal mehr Musik und Bild kongenial miteinander verschmelzen.

Anarchie, Morricone und das Ende der Welt
Hans Zimmer adaptierte allerdings nicht nur bereits Geschriebenes in eigene Klangformaten, sondern besaß und besitzt auch noch Mut zu experimentieren. Selbst wenn seine Arbeit zum jüngsten Film des Batman-Franchises oft an Wiederholungen und monotonen Clustern krankt, komponierte er für den vorherigen The Dark Knight ein ganz besonderes Stück. Die Einführung des Jokers sollte mit einem musikalische Adäquat untermauert werden, das sowohl die Anarchie sowie die Unberechenbarkeit der unglaubliche Performance von Heath Ledger gerecht wird. Auf nur einer Cello-Seite wird das als Why so serious? betitelte Stück eingeleitet und ganze weitere neun Minuten spinnt Hans Zimmer ein außergewöhnliches Geflecht aus diversen Instrumenten, die sich immer wieder auf diese eine Note beziehen. Darüber nennt er des Öfteren Ennio Morricone als musikalisches Vorbild – auch wenn beim Hören vieler seiner Scores dieser Einfluss nicht auffällt. Dennoch hat er mit dem Track Parley aus der Filmmusik zu Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt sogar eine direkte Hommage an die legendäre Main Theme aus Spiel mir das Lied vom Tod geschaffen.

Mehr: Hört Hans Zimmers Sound zu The Dark Knight Rises

Egal ob Hans Zimmer später als Genie oder Verrückter in der Rezeption der Filmgeschichte auftaucht: Seine Arbeiten spalten die Allgemeinheit und trotzdem hat sich seine Musik mittlerweile zum festen Bestandteil des Blockbuster-Kinos etabliert. Für die Zukunft wünsche ich ihm trotzdem wieder differenziertere Einfälle und weniger krachenden Bombast – auch wenn dabei nur etwas kurzweilig verspieltes wie der Sherlock Holmes -Score herauskommt. Begeistert bin ich dennoch von vielen seiner Werke und nicht wenige seiner Melodien und Themes schwirren mir auch gerade beim Schreiben durch den Kopf. In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch zum 55. Geburstag!

Welche Melodie von Hans Zimmer gehen euch nicht mehr aus den Ohren?

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