Helena Bonham Carter - Meisterin der Vielfalt

26.05.2016 - 12:15 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Helena Bonham Carter in Die Karte meiner TräumeUniversum
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Helena Bonham Carter feiert heute ihren 50. Geburtstag. Gut drei Jahrzehnte ihres Lebens verbrachte die Britin bereits im Film-Geschäft. Dabei zeichnet sie sich durch starke Wandlungsfähigkeit aus. Ein Portrait.

Helena Bonham Carter dürften die meisten Kinogänger aus Filmen wie Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street, Alice im Wunderland oder in ihrer Rolle der Bellatrix Lestrange in den Harry Potter-Filmen kennen. Auf den ersten Blick könnte die Britin auf die Darstellung "verrückter " Charaktere beschränkt werden. Im Verlauf ihrer Karriere zeichnet sie sich jedoch durch eine enorme Wandlungsfähigkeit aus. Anlässlich ihres 50. Geburtstages habe ich einen genaueren Blick auf ihre Werdegang geworfen.

Schon der Grund , weshalb die gebürtige Londonerin Helena Bonham Carter überhaupt eine Schauspielkarriere eingeschlagen hat, ist besonders - zu gleichen Teilen beeindruckend und traurig. 1979 erlitt ihr Vater Raymond einen Schlaganfall, der ihn von der Hüfte abwärts gelähmt und mit einer starken Sehschwäche zurückließ. Als jüngstes von drei Geschwistern sah Helena es als ihre Aufgabe an, ihre Mutter Elena bei der Pflege zu unterstützen und verbrachte die ersten 30 Lebensjahre bei ihren Eltern. Kurz nach dem Unglück beschloss sie, Geld zu verdienen und schrieb sich in die Spotlight-Schauspiel-Kartei ein. Das Geld dafür hatte die 13-jährige bei einem Schreibwettbewerb gewonnen, so Bonham Carter im Guardian :

Ich suchte mir einen Agenten, weil ich dachte, ich könnte meine eigene Welt kreieren. Es liegt nicht in deiner Macht, dein Leben zu berichtigen, aber du kannst in eine Welt fliehen, in der du die Kontrolle hast.

Mit 16 hatte Helena Bonham Carter ihr professionelles Schauspieldebüt in einem Werbespot. Nur drei Jahre später ergatterte sie ihre erste Hauptrolle in Zimmer mit Aussicht. Voller Selbstzweifel kam sich die schüchterne Schauspielerin neben Judi Dench und Maggie Smith wie eine Hochstaplerin vor. Immerhin hatte sie zu keinem Zeitpunkt professionellen Schauspielunterricht genommen. Gleichzeitig weigerte sie sich, erwachsen zu werden und zog sich in die Rolle des Kindes zurück. "Ich war mit meinen Eltern verheiratet", sagt sie. Die "Hochstaplerin" wurde 1989 erstmals für einen Preis nominiert – das italienische Syndikat der Filmjournalisten lobte ihre Darstellung der jungen Ordensgründerin Klara (italienisch: Chiara) von Assisi in Franziskus.

Die Anfänge als Korsett-Sexsymbol

Zu Beginn ihrer Karriere wurde Helena Bonham Carter tatsächlich vornehmlich als "Königin des Korsetts " besetzt. Schon in Zimmer mit Aussicht hatte sie eine junge Frau aus einer englischen Mittelklasse-Familie gespielt, die im Italien Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Liebe ihres Lebens trifft. Als Lady Jane beerbte sie im gleichnamigen Film ihren Cousin Edward VI. als Königin von England. In einer Verfilmung des wohl englischsten Theaterstücks überhaupt spielte sie Ophelia, die potentielle Frau von Mel Gibsons Hamlet. Mittlerweile sieht sie diese frühe Rollenfestlegung gelassen:

Das Älterwerden hat sehr geholfen. Ohne Frage bin ich eine bessere Schauspielerin und ich konnte eine bestimmte Typisierung ablegen, [der ich in meinen frühen Jahren unterworfen war]. Ich war so etwas wie ein Korsett-Bimbo. Vielleicht kein Bimbo, sondern eher eine Art Korsett-Sexsymbol. Jetzt werde ich eher die Rolle der Großmutter übernehmen.

Ihre erste düstere Rolle übernahm Helena Bonham Carter als Elizabeth in Mary Shelley's Frankenstein. In den folgenden Jahren sollte sich ihr Repertoire deutlich vergrößern. In Das Ende aller Träume erlitt sie nach dem Verlust ihres Partners und ihres Bruders einen Nervenzusammenbruch und verkleidete sich in Was ihr wollt als Mann, um in der Nähe ihres Geliebten sein zu können. In Lars von Triers Breaking the Waves sollte sie 1996 die Hauptrolle übernehmen, entschied sich  aufgrund des sexuellen Tons des Films jedoch dagegen. Stattdessen erhielt Emily Watson für ihre Darstellung der Bess eine Oscar-Nominierung.

Ein Meilenstein ihrer Karriere ist ohne Frage David Finchers Fight Club. Plötzlich war Helena Bonham Carter nicht mehr die "englische Rose", sondern laut Guardian eine "verstörte Amerikanerin, in schwarze Gewänder gehüllt und Rauchwolken ausstoßend, die sich auf ein gefährliches Spiel mit den Bad Boys Brad Pitt und Edward Norton einlässt". Fincher engagierte sie für seinen Thriller, nachdem er Bonham Carter in der Hauptrolle der jungen Kate Coy in Die Flügel der Taube gesehen hatte, für den sie mit einer Oscar-Nominierung geehrt wurde. Obwohl die depressive und suizidale Marla Singer von Hauptcharakter Tyler Durden (Brad Pitt) nach einer Medikamenten-Überdosis gerettet werden muss, scheint sie eher einen neuen Weg ins Leben zu suchen als einen Ausweg aus diesem. Bei der komplexen Darstellung der Figur wurde Carter von ihrer Mutter beraten, die ihrer Tochter als ausgebildete Psychotherapeutin regelmäßig Eindrücke vom Innenleben der Charaktere vermittelt.

Die Tim Burton-Phase

Zu sagen, erst die Zusammenarbeit mit Tim Burton bringe Helena Bonham Carters Karriere so richtig in Schwung, ist bei der großen Auswahl interessanter Rollen schlicht nicht zutreffend. Dennoch kann der Einfluss der diversen Zusammenarbeiten auf Carters Karriere nicht geleugnet werden. Der Guardian schreibt "Bonham Carters Karriere teilt sich sauber in zwei Zeitalter - prä-Burton und Burton." Tatsächlich übernimmt sie nur zwei Jahre nach Fight Club die erste Rolle für den amerikanischen Regisseur. In Planet der Affen spielt sie die Schimpasen-Dame Ari. Aus den Dreharbeiten geht auch eine langjährige Beziehung  mit Burton hervor.

Die Zusammenarbeit mit Tim Burton sollte ihre Karriere dennoch stark prägen. Bereits 2003 war sie in dem Burton-Film Big Fish - Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht zu sehen und nur zwei Jahre später war sie die liebenswürdige Mutter des Protagonisten in Burtons Charlie und die Schokoladenfabrik. Beeindruckend war ihre Darstellung der Mrs. Lovett in der Musical-Adaption Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street und auch in der Adaption des berühmten Kinderbuch-Klassikers Alice im Wunderland und Burtons Dark Shadows gab sie überzeugende Darstellungen.

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