House of the Dragon opfert in Folge 1 eine Frau, um etwas über einen Mann zu erzählen

23.08.2022 - 13:22 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
House of the DragonHBO
30
7
Westeros ist brutal und erbarmungslos wie eh und je in Folge 1 von House of the Dragon, der neuen Game of Thrones-Serie. Das zeigt besonders die Geburtsszene.

Das einzige, was Haus Targaryen zerstören kann, sind die Targaryens selbst. Das verspricht der Prolog von House of the Dragon und in der ersten Folge der neuen Game of Thrones-Serie werden uns bereits allerhand Hinweise geliefert, wie genau das aussehen könnte. Obwohl die Serie in ihrem starken Auftakt mit dem Titel Die Erben des Drachen Köpfe zermatschen lässt, bis sich die Knappen übergeben, ist es nicht diese Art der Gewalt, welche den dunkelsten Schatten auf das Haus der Drachen wirft.

Ein Turnier wird zum Trauerspiel

House of the Dragon beginnt 186 Jahre vor Game of Thrones. Danys Zerstörung von King's Landing, aber auch der Bürgerkrieg gegen ihren wahnsinnigen Vater sind ferne Zukunft. In diesem Jahr 112 n.A.E. (nach Aegons Eroberung) sitzt der friedliebende Viserys I (Paddy Considine) auf dem Eisernen Thron der Sieben Königreiche. Alles, was dem fünften Targaryen-König für eine gelungene Herrschaftszeit fehlt, ist ein männlicher Erbe. Seine schwangere Frau Aemma Arryn (Sian Brooke) soll diesen Wunsch erfüllen.

Anlässlich der nahenden Geburt richtet Viserys ein großes Turnier in der Hauptstadt aus, als könne die maximale Anzahl phallischer Lanzen einen Sohn erzwingen. Bruder Daemon (Matt Smith) spielt sich mit einer Hochglanz-Rüstung auf, und wird dennoch von Criston Cole (Fabien Frankel) in seiner rostigen Montur geschlagen. Egal wie viele Männer vom Pferd gestoßen und Schädel eingehauen werden: Was abseits des Turniers in den Gemächern der Königin passiert, ist um ein vielfaches schmerzhafter.

House of the Dragon opfert Aemma, um etwas über Viserys zu erzählen

Aemma durchleidet eine Steißgeburt. Sie windet sich, schreit. Ihrem besorgten Ehemann wird eine Option eröffnet. Das Kind könnte durch die Öffnung der Bauchdecke gerettet werden, aber das wird die Mutter mit Sicherheit töten. Was für sie das Beste wäre, bleibt unausgesprochen. Viserys opfert Aemma. Sie muss sterben, damit das Kind vielleicht lebt. Ihre Angst geht durch Mark und Bein, als sie ums Leben bettelnd festgehalten und aufgeschnitten wird.

Viserys I.

Es ist eine selbst für Game of Thrones-Verhältnisse brutale Szene, in der einer hilflosen Frau erst jede Selbstbestimmung und dann ihr Leben entrissen wird. Aemma wird von Männern auf eine Gebärmaschine reduziert. Ihre Schreie sind die peinigende Erinnerung daran, dass da ein Mensch ums Leben ringt.

Dieses Kernstück der ersten Folge von House of the Dragon soll das Ausmaß der Gewalt darstellen, die Männer in dieser Welt über Frauen ausüben. Auch liebende, warme, sympathische Männer wie Viserys. Dass Aemma zuvor kaum mehr als zwei Szenen hat und zugunsten der nuancierten Charakterisierung ihres Ehemanns stirbt, gibt dem Grauen aber auch einen doppelmoralischen Anstrich. Ihre Wirkung verfehlt die Szene trotzdem nicht, was an Sian Brookes berührender Darbietung liegt. Sie skizziert in ihren kurzen Auftritten die Müdigkeit einer Königsgattin, die von der Last ihres biologischen Auftrags erdrückt zu werden droht.

Das Ende der Folge ist nicht so optimistisch, wie man denkt

Es ist ein starker Kontrast neben den zunächst unbekümmerten jungen Frauen im Mittelpunkt der Geschichte. Prinzessin Rhaenyra (Milly Alcock) träumt vom Fliegen und Kuchenessen, ihre Freundin und Hofdame Alicent Hightower (Emily Carey) gibt sich deutlich weniger abenteuerlustig. Sie haben nicht die geringste Ahnung, was da in House of the Dragon auf sie zukommen wird, aber Folge 1 setzt schon mal die Weichen.

Rhaenyra vor dem Thron

Nach dem Tod ihrer Mutter und des Neugeborenen wird Rhaenyra zur Thronerbin ernannt. Die Hand des Königs, Otto Hightower (Rhys Ifans) schickt seine Tochter Alicent hingegen zur Tröstung in des Königs Gemächer. Es braucht keine acht Staffeln GOT-Erfahrung, um hier einen sich anbahnenden Konflikt zu wittern.

Die routiniert inszenierte Folge, die alle wichtigen Personen im Schnelldurchlauf vorführt, ohne dass es sich so anfühlt, kulminiert in einem optimistischen Bild: Westeros, so das Versprechen, kann sich doch noch wandeln! Am Anfang der Episode stand Rhaenys (Eve Best), die zugunsten ihres Cousins Viserys bei der Thronfolge übergangen wurde. Am Ende steht dessen Tochter Rhaenyra vor dem Eisernen Thron, während Baratheons und Starks die Treue schwören. Alle begehren dieses aus Schwertern geschmiedete Ungetüm, obwohl nur die wenigsten Platz drauf finden, ohne sich eiternde Wunden zuzuziehen.

Wenn uns diese Folge und der Tod von Aemma Arryn eines lehren, dann dass wir nur erahnen können, wie weit die Menschen am Hof von King's Landing gehen werden, um ihre Macht zu erhalten. Selbst wenn es das Leben von Familienmitgliedern kostet. Und wenn Game of Thrones uns etwas gelehrt hat, dann dass es nie ein gutes Omen ist, wenn am Anfang einer Geschichte jemand aus Haus Arryn stirbt .

*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News