Heute läuft die Satire König von Deutschland mit Olli Dittrich in unseren Kino an. Der Komiker (und nicht “Comedian”) spielt Thomas Müller – nein, nicht den Fußballer – einfach nur Thomas Müller, den durchschnittlichsten aller Deutschen, der gemeinsam mit seiner Ehefrau (Veronica Ferres) ein ebenfalls recht durchschnittliches Leben führt. Durchschnittlich ist jedoch kein Wort, das auf Olli Dittrichs bisherige Film- und Fernseh-Laufbahn anwendbar ist.
Der Mann, der eigentlich niemals Komiker werden wollte, schafft es aufgrund seiner Fähigkeit, genau beobachten zu können, seine Figuren lebendig werden zu lassen – seien sie erfunden oder Parodien bekannter Persönlichkeiten. Jeder kann sicher mindestens eine Figur nennen, die Olli Dittrich gespielt hat. Manch einer mag sich an den Zuhälter Mike Hansen oder Olli Dittrichs wechselnden Rollen in der Rubrik Zwei Stühle – Eine Meinung aus RTL Samstag Nacht erinnern, nicht wenigen wird sicher seine Parodie auf Franz Beckenbauer oder der Bademanteltragende Dittsche aus Dittsche – Das wirklich wahre Leben bekannt sein, doch angefangen hat alles – mit Musik.
Otto Waalkes blickt in die Zukunft
Olli Dittrich, der 1956 in Offenbach am Main geboren wurde, will schon in frühen Jahren Sänger werden und frönt neben der Ausbildung als Theatermaler seiner musikalischen Leidenschaft, zwar mit eher geringem Erfolg, jedoch mit immerwährender Begeisterung. Seine erste Band gründet er mit 16 Jahren. Viel Geld bringt ihm der Gesang nicht ein, da hilft es auch nicht, dass er später gemeinsam mit einigen Mitgliedern des Panikorchesters – den Musikern von Udo Lindenberg – in einer WG haust. Gemeinsam singen sie Lieder der Beatles, auch Otto Waalkes schaut öfter mal vorbei. Dieser erkennt das große Potenzial, das in Olli Dittrich schlummert. Vielleicht nicht als Sänger, ganz gewiss aber als Komiker. Denn in den Pausen albern die WG-Kumpels gern herum und Olli Dittrich unterhält seine Mitbewohner mit einer Begabung, die ihn schon seit frühester Kindheit begleitet: Menschen zu parodieren. Ohne große Mühen schafft es Olli Dittrich, sich in andere Personen hineinzuversetzen und ihre Eigenarten perfekt zu parodieren.
Samstag Nacht, Dittsche und Musik
Anfang der 1990er Jahre trifft Olli Dittrich auf Wigald Boning und es entwickelt sich eine Freundschaft, die auch beruflich Früchte trägt. Das wichtigste Projekt ist sicher die Comedy-Sendung RTL Samstag Nacht, die viele als die Mutter aller deutschen Comedy-Shows ansehen. Kurz zuvor hatte Olli Dittrich in dem von Thomas Hermanns neugegründeten Quatsch Comedy Club eine Figur auf die Bühne gebracht, die ihm später zum Grimme-Preis verhelfen wird: Dem Imbissbuden-Philosophen Dittsche, der 2004 seine eigene Serie bekam. Dieser Dittsche lebt von der Improvisation, kein Drehbuch gibt den Lauf der Geschichte vor, die damit beginnt, dass der arbeitslose Dittsche in Bademantel und Badeschlappen den Imbiss von Ingo (Jon Flemming Olsen) betritt und seine Pfandflaschen abgibt. Die Gespräche entwickeln sich aus aktuellen Themen jedweder Couleur, über die Dittsche seine ganze eigene Meinung hat, eine Meinung, die er vehement vertritt.
Jon Flemming Olsen ist übrigens auch der Grund, weshalb Olli Dittrich seiner Musikleidenschaft erneut nachgehen konnte – obwohl er auch mit Wigald Boning als Die Doofen Erfolge verzeichnen konnte. Jon Flemming Olsen gründete 1996 die Band Texas Lightning und holte Olli Dittrich als Schlagzeuger und Sänger an Bord. Der größte Erfolg der Gruppe war sicherlich die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2006, wo sie mit ihrem Song No No Never den 15. Platz belegten. Obgleich Olli Dittrich wohl auch in Zukunft mehr Erfolg als Komiker, denn als Musiker haben wird, ist sein Kindheitstraum zumindest teilweise in Erfüllung gegangen.
Ob Olli Dittrich auch als König von Deutschland überzeugen kann, könnt ihr ab heute in den Kinos sehen.