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Ist dumpf Trumpf? Über die Nachhaltigkeit von Filmen

07.01.2015 - 17:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Transformers: Ära des Untergangs
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Transformers: Ära des Untergangs
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Dumpf ist Trumpf
Seit es die Computertechnik den Filmemachern erlaubt, riesige Kampfroboter aus dem All durch amerikanische Großstädte wüten oder einen Superhelden-Verein eine Alieninvasion mit möglichst viel Kollateralschaden verhindern zu lassen, werden die Zuschauer mit möglichst überwältigenden CGI-Grafiken bombardiert. Dass dabei alles andere auf der Strecke bleibt, ist oftmals gar nicht so offensichtlich, ist man doch für den Moment durch das bunte und überladene Bildspektakel abgelenkt. Während es dem einen Film an Story mangelt, fehlt es dem anderen an markanten Charakteren. Macht ja nix! Sieht zumindest geil aus und unterhält. Dabei werden dem Zuschauer Nebensächlichkeiten wie Geschichte, Figurenzeichnung und Tiefgang so wohlproportioniert in den Mund gelegt, dass dieser gar keine andere Wahl hat, als zu schlucken. Bei vielen bleibt lediglich ein fader Nachgeschmack. Dem Zuschauer Lust auf einen Nachschlag zu verschaffen, gelingt nur wenigen Blockbustern. Denn: Was haben Transformers und The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro außer ihrer augenbetäubenden Bildgewalt sonst zu bieten, das einem im Gedächtnis bleibt?

Denken? Aber mit Vergnügen!
Zum Glück gibt es auch Leckerbissen: 2012 kam der Horrorfilm The Cabin in the Woods in die deutschen Kinos. Während Kritiker den Film von durchschnittlich bis bravourös aufnahmen, sind die Reihen der Zuschauer gespalten: Von „größter Scheiß“ bis „geniale Filmidee“ ist so ziemlich alles vertreten. Liest man die eine oder andere Rezension hier auf Moviepilot, so kommt man zu dem Schluss, dass zumindest die Negativrezensenten den Film augenscheinlich nicht verstanden haben. Ich will diesen Leuten keine mangelnde Intelligenz unterstellen, Gott bewahre. Leider sind das die Auswüchse des Popcorn-Kinos. Während Materialschlachten mit Außerirdischen unsere Augen bis zum Orgasmus befriedigen, bleibt das Gehirn auf der Strecke. Selbiges Organ ist bei Filmen, die Denken und Hinterfragen verlangen, überfordert. Ist ja klar: schließlich will man bei The Cabin in the Woods unterhalten und bestenfalls gegruselt werden, denn das verspricht der Trailer. Wenn der Film dann aber aus den horrortypischen Angeln gehoben und auf eine andere Ebene gehievt wird, sehen viele Zuschauer den Wald vor lauter Bäumen nicht – und das vor allem, weil einige ihn nicht sehen wollen. Bedenkt man allerdings verschiedene Faktoren oder lässt zumindest den Film am Ende Revue passieren, merkt man, dass mehr in der Hütte steckt, als man vor dem Intro erahnen mag.

Mindesthaltbarkeitsdatum
The Cabin in the Woods ist natürlich nur ein Film von mehreren, die durch ihre Nachhaltigkeit bestechen. Wobei „Nachhaltigkeit“ nur ein Überbegriff ist, der sich in viele Komponenten aufdröseln lässt. Dass einem ein guter Streifen im Kopf bleibt und einen befriedigt im Kinosessel zurücklässt, muss nicht ausschließlich an einer wohldurchdachten Story liegen. Es können auch vielschichtige Charaktere wie in The Dark Knight, eine Interpretationsmöglichkeit zum Ende wie in Interstellar oder auch nur eine gute Grundidee oder eine prägnante Szene wie die Selbstentbindung in Prometheus – Dunkle Zeichen sein. Eine dieser Zutaten reicht meist aus, um den Nährwert eines Filmes und seinen Wiederschauwert immens zu erhöhen. Zeitgleich sind die oben genannten Blockbuster auch bildgewaltig, was zusätzlich für sie spricht. Dadurch, dass die Filmstudios aber lieber auf modernste Technik und mächtiges Krachbumm setzen, anstatt ihre Produktionen mit den obengenannten Gewürzen zu verfeinern, werden die kostspieligsten Filme meist einfach nur verschlungen. Im Umkehrschluss spricht natürlich nichts dagegen, sich ab und an cineastisches Fast Food reinzuziehen, aber es schmeckt sicherlich besser, wenn der Film ein längeres Mindesthaltbarkeitsdatum hat.

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