Dumpf ist Trumpf
Seit es die Computertechnik den Filmemachern erlaubt, riesige
Kampfroboter aus dem All durch amerikanische Großstädte wüten oder einen
Superhelden-Verein eine Alieninvasion mit möglichst viel
Kollateralschaden verhindern zu lassen, werden die Zuschauer mit
möglichst überwältigenden CGI-Grafiken bombardiert. Dass dabei alles andere auf der Strecke bleibt, ist oftmals gar nicht so offensichtlich,
ist man doch für den Moment durch das bunte und überladene Bildspektakel
abgelenkt. Während es dem einen Film an Story mangelt, fehlt es dem
anderen an markanten Charakteren. Macht ja nix! Sieht zumindest geil aus
und unterhält. Dabei werden dem Zuschauer Nebensächlichkeiten wie
Geschichte, Figurenzeichnung und Tiefgang so wohlproportioniert in den
Mund gelegt, dass dieser gar keine andere Wahl hat, als zu schlucken.
Bei vielen bleibt lediglich ein fader Nachgeschmack. Dem Zuschauer Lust
auf einen Nachschlag zu verschaffen, gelingt nur wenigen Blockbustern.
Denn: Was haben Transformers und The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro außer ihrer augenbetäubenden Bildgewalt sonst zu bieten, das einem im Gedächtnis bleibt?
Denken? Aber mit Vergnügen!
Zum Glück gibt es auch Leckerbissen: 2012 kam der Horrorfilm The Cabin in the Woods
in die deutschen Kinos. Während Kritiker den Film von durchschnittlich
bis bravourös aufnahmen, sind die Reihen der Zuschauer gespalten: Von „größter Scheiß“ bis „geniale Filmidee“
ist so ziemlich alles vertreten. Liest man die eine oder andere
Rezension hier auf Moviepilot, so kommt man zu dem Schluss, dass
zumindest die Negativrezensenten den Film augenscheinlich nicht
verstanden haben. Ich will diesen Leuten keine mangelnde Intelligenz
unterstellen, Gott bewahre. Leider sind das die Auswüchse des
Popcorn-Kinos. Während Materialschlachten mit Außerirdischen unsere
Augen bis zum Orgasmus befriedigen, bleibt das Gehirn auf der Strecke.
Selbiges Organ ist bei Filmen, die Denken und Hinterfragen verlangen,
überfordert. Ist ja klar: schließlich will man bei The Cabin in the Woods
unterhalten und bestenfalls gegruselt werden, denn das verspricht der
Trailer. Wenn der Film dann aber aus den horrortypischen Angeln gehoben
und auf eine andere Ebene gehievt wird, sehen viele Zuschauer den Wald
vor lauter Bäumen nicht – und das vor allem, weil einige ihn nicht sehen
wollen. Bedenkt man allerdings verschiedene Faktoren oder lässt
zumindest den Film am Ende Revue passieren, merkt man, dass mehr in der
Hütte steckt, als man vor dem Intro erahnen mag.
Mindesthaltbarkeitsdatum
The Cabin in the Woods
ist natürlich nur ein Film von mehreren, die durch ihre Nachhaltigkeit
bestechen. Wobei „Nachhaltigkeit“ nur ein Überbegriff ist, der sich in
viele Komponenten aufdröseln lässt. Dass einem ein guter Streifen im
Kopf bleibt und einen befriedigt im Kinosessel zurücklässt, muss nicht
ausschließlich an einer wohldurchdachten Story liegen. Es können auch
vielschichtige Charaktere wie in The Dark Knight, eine Interpretationsmöglichkeit zum Ende wie in Interstellar oder auch nur eine gute Grundidee oder eine prägnante Szene wie die Selbstentbindung in Prometheus – Dunkle Zeichen
sein. Eine dieser Zutaten reicht meist aus, um den Nährwert eines
Filmes und seinen Wiederschauwert immens zu erhöhen. Zeitgleich sind die
oben genannten Blockbuster auch bildgewaltig, was zusätzlich für sie
spricht. Dadurch, dass die Filmstudios aber lieber auf modernste Technik
und mächtiges Krachbumm setzen, anstatt ihre Produktionen mit den
obengenannten Gewürzen zu verfeinern, werden die kostspieligsten Filme
meist einfach nur verschlungen. Im Umkehrschluss spricht natürlich
nichts dagegen, sich ab und an cineastisches Fast Food reinzuziehen,
aber es schmeckt sicherlich besser, wenn der Film ein längeres
Mindesthaltbarkeitsdatum hat.