Königlicher Tatort setzt dem Abend die Krone auf

08.02.2010 - 07:10 Uhr
Radio Bremen / WDR
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Der gestrige Bremer Tatort – Königskinder lieferte dank exzellenter Schauspieler und hervorragender Regie einen Tatort der Extraklasse und bescherte dem Zuschauer einen wahrhaft königlichen Fernsehabend.

Der Bremer Tatort mit Lürsen und Stedefreund hat schon das ein oder andere Mal danebengehauen. Am vergangenen Sonntag lieferten sie jedoch die Krönung des öffentlich-rechtlichen Abendprogramm. Die Krone saß am Ende ein wenig schief, aber Tatort: Königskinder überzeugte auf so vielen Ebenen, dass wir mal ein Auge zudrücken.

Die Fotostrecke zu Tatort – Königskinder"

Was zunächst aussah, als sei die Frau des Unternehmers Mesenburg (Oliver Stokowski) von einem Einbrecher erwürgt worden, entpuppte sich als gekonnter Kniff, um den Zuschauer in die Irre zu führen. Auch den falschen Fährten, dass der Schwager Mesenburgs (Dirk Borchardt) oder seine Assistentin und Geliebte (Bibiana Beglau) den Mord in Auftrag gegeben hätten, folgten wir bereitwillig. Für die Kommissare Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) wurde der Fall kompliziert, da Stedemann im eigenen Freundeskreis ermitteln muss und einer seiner Freunde der Mörder ist. Dass dies am Ende der Ehemann selber war, und wir zu Beginn von Tatort: Königskinder gar nicht den Tod der Frau sahen, damit hatten weder die Ermittler, noch der Zuschauer gerechnet.

Tatort: Königskinder lieferte uns eine verworrene Story und glaubwürdige Charaktere. Dabei gab es so viele Handlungselemente, dass andere Filmemacher daran gescheitert wären. Aber Thorsten Näter gelang das Kunststück, nicht nur Spannung und Atmosphäre aufzubauen und dabei die Geschichte im Auge zu behalten. Er trieb auch eine willkommene Weiterentwicklung der Hauptfiguren voran. So erfahren wir ein kleines Stückchen mehr Hintergrund von Stedefreund, der sich ursprünglich einmal nur über seinen Job definierte.

Es ist so ein schöner Tag und sie lügen so schlecht.

Lürsens Treppensturz und die anschließende Persönlichkeitsänderung führten zu einigen komischen Momenten, ohne jemals aufgesetzt oder unglaubwürdig zu wirken. Ebenso die neue Romanze mit einem Arzt (Peter Kremer): die Szenen und Dialoge der beiden gerieten so leicht und sympathisch, dass wir fast den Fall vergessen hätten. Die Beziehung der beiden wird wahrscheinlich nicht lange andauern – zu wünschen wäre es dem Bremer Tatort jedoch.

Regisseur, Autor und Komponist Thorsten Näter gibt in Interviews an, dass Alfred Hitchcock eines seiner Vorbilder ist. Bei Szenen wie dem Telefonat einer Erpresserin merkt man das. In einer Einstellung sehen wir eine Erpresserin Forderungen stellen, in der nächsten legt die Assistentin den Hörer auf – natürlich halten wir sie für die Mörderin und wurden gekonnt an der Nase herum geführt.

Auch wenn die Falle, die Lürsen dem Mörder am Ende stellt, etwas unbeholfen wirkt: Bei derart exzellenten Schauspielern und gekonnter Regie drücken wir gerne mal ein Auge zu. Wenn alle nordischen Tatorte so gut wären wie Tatort: Königskinder, wir würden nie wieder von einem Nord-Süd-Gefälle sprechen.

Oder etwa doch? Sagt uns Eure Meinung zum gestrigen Tatort!

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