Let's make money von Erwin Wagenhofer gewinnt Deutschen Dokumentarfilmpreis

19.06.2009 - 09:00 Uhr
Lets make money
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Wohin fließt das Geld im weltweiten Finanzsystem? Der Film blickt hinter die Kulissen der bunten Prospektwelt von Banken und Versicherern und zeigt die Auswüchse des Raubtierkapitalismus, der in die Finanzkrise führt.

Der Dokumentarfilm Let’s Make Money des Österreichers Erwin Wagenhofer hat den Deutschen Dokumentarfilmpreis gewonnen, der gestern im Rahmen des Festivals des Deutschen Films in Ludwigshafen vergeben worden ist. Der Film zur Finanzkrise zeige eindrucksvoll, wie unsere Welt ökonomisch und technologisch funktioniere und dokumentiere, wie viel Psychologie und Philosophie hinter diesen Mechanismen stecke, begründete die Jury ihre Wahl.

Schon als Let’s Make Money Ende Oktober 2008 in den deutschen Kinos anlief, waren Kritiker wie Zuschauer begeistert von der Geld-Spurensuche des Erwin Wagenhofer, der bereits mit We Feed the World – Essen global eine spektakuläre und mehrfach ausgezeichnete Dokumentation über unsere Nahrungsmittel vorgelegt hatte. In seinem neuen Film schaut er auf Investmentbanker, Fondverwalter, europäische Unternehmer und die Globalisierung von Geldanlagen. Sie verwalten das Geld des kleinen Mannes, lassen es arbeiten. Wie der Filmemacher aber so schon sagt: Geld kann nicht arbeiten, nur Menschen können dies. Der Film stellt einfache Fragen an das System, ist über weite Strecken erhellend.

Laut Boris Herrmann von der Berliner Zeitung stellt der Dokumentarist die Perversion globaler Geldströme bloß. “Erwin Wagenhofer dokumentiert das, was er den modernen Goldraub nennt, mit einer Bildsprache, die stark an die Sendung mit der Maus erinnert. Dieser kindliche Blickwinkel ist jedoch keineswegs eine Schwäche, sondern die große Stärke dieses Films. In jenem – selbst für interessierte Menschen – nicht mehr zu überblickenden Gewimmel aus Offshoremarkets, Cross-Border-Leasings und Private Equity Fonds sind es nämlich die einfachen, man möchte fast sagen, die naiven Fragen, die Erhellendes zu Tage fördern. Wagenhofer erklärt die Welt in einem monumentalen Aufklärungsfilm.”

Unsere Gier hat die Krise genährt, meint Hanns-Georg Rodek von der Welt. “Es gibt viele redende Köpfe in Let’s Make Money, aber das ist kaum zu vermeiden – und was sie zu sagen haben, klingt oftmals ungeheuerlich. Trotzdem hat Wagenhofer einen Film speziell fürs Kino gemacht. Zum einen nötigt er den Zuschauer, 110 Minuten sitzen zu bleiben – und nicht ungeduldig vom Wohnzimmersessel aufzuspringen, wenn die Chose etwas komplizierter zu werden droht. Zum anderen wird bei ihm etwas, was sich anscheinend nur im virtuellen Raum abspielt, wieder mit den Händen greifbar.”

Gratulation an Erwin Wagenhofer für die Auszeichnung, die mit 20.000 Euro dotiert ist. Das Geld wird er hoffentlich sinnvoll in seinen nächsten Film und nicht in irgendeinen dubiosen Fond stecken.

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