Lucifer gelingt in Staffel 6 das Unmögliche: Ein perfektes Ende

31.10.2021 - 11:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Lucifer Staffel 6: Das Finale jetzt bei Amazon PrimeNetflix
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Am Montag startete Lucifer bei Amazon Prime in die letzte Staffel. Doch wer hätte gedacht, dass Season 6 der Erfolgsserie es schaffen würde, den idealen Abschluss zu finden? Ich nicht.

Nach Staffel 5 war ich bereit, endlich mit Lucifer abzuschließen. Es wurde nach den qualitativen Berg- und Talfahrten der Serie wirklich Zeit, zu einem Ende zu kommen. Auch wenn die andauernden Fan-Petitionen eine Fortführung der mehrfach geretteten Serie bis zum Jüngsten Gericht fordern würden. Doch dann gab Netflix die unerwartete Verlängerung um eine finale 6. Staffel bekannt. Was zur Hölle?

Lucifer Staffel 6 war unnötig ... aber trotzdem die richtige Entscheidung

Mein Widerwille gegen eine 6. Staffel Lucifer wurde vor allem dadurch geweckt, dass die Entscheidung zur Verlängerung kurz vor dem Drehschluss des schon fertigen Finales in Staffel 5 gefällt wurde. Sogar die Showrunner Joe Henderson und Ildy Modrovich zeigten sich davon überrascht, freuten sich dann aber über die Gelegenheit, das Ende nun "viel größer und interessanter geschrieben" auszuerzählen. In meinen Ohren klang das verdächtig nach einem breitgetretenen Lucifer-Finale – also ohne echten Inhalt oder Mehrwert.

Lucifer: Staffel 6 bei Amazon

Ob es nun unnötiger Fanservice oder Netflix' Sehnsucht nach mehr Lucifer-Abrufen war (schließlich hatte der US-Streaming-Dienst die Serie doch erst frisch wiederbelebt): Der Abschied wurde hier unnötig hinausgezögert. Und das, nachdem Staffel 5 ohnehin schon mit der unpassenden Wendung endete, dass Lucifer kurz davor stand, den himmlischen Thron zu besteigen.

Der Weg war vorgezeichnet: Der Teufel sollte Gott werden. Chloe wiederum würde als Gottes Ehefrau ihr ausgeprägtestes Figurenmerkmal – ihren Job als Polizistin – aufgeben. Was für ein Quark! Sowohl der stets verschmitzte Regelbrecher Lucifer (Tom Ellis) als auch seine große Liebe (Lauren German) konnte durch diese Karrierewendungen nur verlieren.

Lucifer & Cloe in Staffel 6

Mit einer solchen Ausgangsposition sah es für das Lucifer-Ende schlecht aus. Was konnte da noch kommen? Ein rührseliges Happy End, das die Liebenden in Eintracht auf der Erde oder im Himmel vereinte, wäre der Serie ebenso wenig gerecht geworden wie eine düstere Entzweiung in alle Ewigkeit. Ein zufriedenstellender Abschluss schien unmöglich. Doch dann kam Staffel 6.

Lucifer-Überraschung: Staffel 6 gibt nochmal richtig Gas ... mit Zeitreisen?!

Nach den sehr positiven Reaktionen zum Lucifer-Finale, die im September aus den USA zu uns herüberschwappten, mussten wir in Deutschland auf den Serienabschluss noch anderthalb Monate länger warten. Doch nun steht das Finale bei Amazon Prime zum Streamen bereit und weiß zu verblüffen. (Achtung, es folgen Spoiler zu Staffel 6.)

Schon dass die erste Staffel-6-Szene einen versteckten Serien-Rundumschlag lieferte, war ein vielversprechender Auftakt. Und auch im weiteren Laufe der 10 Episoden zeigte Lucifer sich seines Erbes bewusst und streute immer wieder nostalgische Häppchen und Anspielungen, wenn bekannte Gesichter zurückkehren oder alte Fälle nochmal hochgespült werden. Doch die Stärke von Staffel 6 liegt in einer radikal neuen Wendung: der Einführung von Zeitreisen.

Lucifer mit Tochter Rory in Staffel 6

Meine erste Reaktion, als Neuzugang Rory (Brianna Hildebrand) sich als Lucifers und Chloes Tochter, und damit als Zeitreisende, entpuppte, war: Wirklich, muss dass jetzt kurz vor Schluss auch noch sein? Doch überraschenderweise ging das Konzept auf: Rorys Hass auf ihren teuflischen Vater, der an einem bestimmten Datum einfach verschwinden und Chloe samt Kind nie wiedersehen würde, verlieh der Serie ein nie dagewesenes Spannungslevel, je näher wir diesem Tag der Entscheidung kamen.

Ließ sich die Zukunft verhindern? Was war wirklich passiert? Und was bedeutete das für die "Deckerstar"-Romanze, die immer im Mittelpunkt von Lucifer stand? Die Fantasy-Serie löste sich auch in Staffel 6 nicht vollständig von ihrem bewährten Procedural-Format, das einen Kriminalfall pro Folge behandelt, machte nun aber einen Bogen auf, der über allem stand. Dadurch wurde für uns (wie es sich für ein Finale gehört) mehr denn je klar, dass es diesmal ums Ganze ging. Sowohl emotional und auch für die Charakterentwicklung.

Lucifers Staffel 6-Finale belohnt alle Figuren mit einem würdigen Ende

Tatsächlich entpuppt sich die Lucifer mit Staffel 6 so unerwartet zur Verfügung gestellte Zeit als erzählerische Wohltat für die Figuren. Denn Lucifer ist, trotz der vieles überstrahlenden Präsenz von Tom Ellis, eine Ensemble-Serie und nicht alle Charaktere hätten mit dem ursprünglich geplanten Staffel 5-Ende (bei dem nur die letzte Folge nochmal überarbeitet wurde) den nötigen Raum zur Entfaltung bekommen. Die neuen Figuren-Enden, sind nun jedoch alles, was wir uns nur wünschen können.

Lucifer: Der Cast in Staffel 6

Das passiert am Ende von Lucifer mit Maze, Dan, Amenadiel und Co.:

  • So bekommt Forensikerin Ella Lopez (Aimee Garcia) nicht nur einen würdigen Partner, sondern endlich doch noch (in einer ganzen Folge) ihre so lange erwartete Lucifer-ist-wirklich-der-Teufel-Enthüllung.
  • Polizist Dan Espinoza (Kevin Alejandro) wird nach seinem Schock-Tod in Lucifers 5. Staffel nicht einfach plump im Himmel mit Charlotte wiedervereint, sondern muss sich als einst korrupter Cop den Weg dahin erst verdienen.
  • Dämonin Maze (Lesley-Ann Brandt) kriegt endlich, was sie immer wollte: Die erste Frau, Eva, und darf mit dieser schönen queeren Beziehung sogar noch Adam (der das biblische Ensemble nun als Sahnehäubchen endgültig komplettiert) als ersten Macho der Welt ausstechen.
  • Psychologin Dr. Linda Martin (Rachael Harris) kann nochmal ihre ganze übersinnliche Geschichte (und ihr komödiantisches Talent) mit einem herrlich schlechten Lucifer-Buch auswerten und ihrem Engelssohn etwas verspätet doch noch Flügel wachsen sehen.
  • Und Lucifers Engels-Bruder Amenadiel (D.B. Woodside) ist am Ende schlicht die einzig richtige Wahl für den neuen Gott – auch wenn es wirklich lange genug gedauert hat, bis er und alle anderen das erkannt haben.

Lucifer schließt das ewige Hin und Her eines Paares gebührend ab

Und bleiben Chloe und Lucifer ein Paar? Der Teufel darf der Teufel bleiben. (Gott sei Dank!) Obwohl er in die Hölle und somit zu seinen Anfängen zurückkehrt, hat er nach 6 Staffeln aber einen deutlich erkennbaren Wandel durchlaufen und zeigt fortan in der Unterwelt den Sündern ihre zweite Chance zu einem himmlischen Aufstieg.

Lucifer und Chloe: Heulen zum Abschied

Die mit diesem neuen Job einhergehende Trennung des langjährigen Will-they-won't-they-Paares ist gebührend schmerzhaft: Lucifer bleibt aus freien Stücken der Erde fern und Chloe wird ohne ihn alt, damit alles so mit seiner zeitreisenden Tochter passiert, wie es passieren muss. Doch dass nach Chloes Tod beide in der Hölle als ewige Partner wiedervereint werden und sie besserungswillige Seelen fortan gemeinsam retten, wird dadurch umso schöner. (Kenner des Supernatural-Finales dürften hier wissend nicken.)

Lucifer wählt also kein kitschiges Mutter-Vater-Kind-Szenario mit weißem Vorstadtzaun, aber auch keinen kompletten Sprung in den Abgrund, sondern den perfekten Mittelweg eines bittersüßen Endes. Und das passt als Mischung aus Wehmut und einem glücklichen Lächeln unter dem tränenüberströmten Gesicht am Ende so gut zur Serie, wie es sich zum Staffel 5-Finale wohl niemand hätte ausmalen können.

Ich wollte Staffel 6 nie haben. Aber sie ist das beste, was Lucifer passieren konnte. Zum Teufel aber auch!

Wie hat euch das Lucifer-Finale von Staffel 6 gefallen?

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