Monpti oder eine Verbeugung vor Romy Schneider

23.09.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Romy Schneider wäre heute 75. Jahre alt geworden. Anstatt das tragische Leben der viel zu früh verschiedenen Darstellerin zu rekapitulieren, erinnern wir an einen ihrer weniger bekannten Filme: Monpti von Helmut Käutner.

1957 drehte Romy Schneider in Paris Monpti. Da hatte sie gerade zwei erfolgreiche Sissi-Filme hinter sich gebracht und wartete widerwillig auf die Schicksalsjahre einer Kaiserin. Ein Jahr später würde sie mit Alain Delon nach Frankreich gehen, wo eine zweite, künstlerisch weitaus ergiebigere Karriere in den Startlöchern lag. Heute hätte die 1982 verstorbene Filmgöttin ihren 75. Geburtstag gefeiert. Anlässlich dessen reisen wir mit ihr ins Paris der Fünfziger, in eine Phase, in der Schneider mit ihrem nachkriegsdeutschen Star-Dasein haderte und sich zögernden Schritts vom einengenden Prinzessinnen-Image zu lösen begann.

In Sissi stand ihr Karlheinz Böhm zur Seite, in Monpti ist es Horst Buchholz. Brachte das eine Traumpaar die Zuschauer mit adligem Prunk zum Schmachten, waren Buchholz/Schneider stärker in der sozialen Realität verankert, soweit diese im bundesdeutschen Kino damals einen Platz hatte. Beide bewegten sich im selben Jahr in Robinson soll nicht sterben durch die Armenviertel Londons. In Monpti hat ihr Lebensstil ebenso wenig mit dem Hochadel gemein. Regisseur Helmut Käutner selbst erzählt die Geschichte von einem armen Künstler (Horst Buchholz) und seiner scheinbar aus besserem Hause stammenden Geliebten (Romy Schneider), deren spielerisches Geflirte das sich anbahnende Melodram maskiert. Monpti, so der Kosename des Malers, sieht sich in einer klassischen Liebesgeschichte, die Standesgrenzen überwindet, wie es sich für einen jungen Künstler eben gehört und verliert das Objekt seiner Begierde dabei völlig aus dem Blick.

Lockerflockig wie in Die Zürcher Verlobung oder Wir machen Musik geht Käutner diese Romanze an, sitzt im Café, erzählt von dem, was da kommen wird, dass – so der Hinweis – extra für uns synchronisiert werde, da französische Dialoge dem bundesrepublikanischen Zuschauer kaum zumutbar wären. Dann begleitet er (und wir) die beiden nichts ahnenden Helden, die einmal aneinander vorbeigehen, sich nicht bemerken. Erst beim späteren Mal schlägt das Schicksal zu. Während sich die eine Liebelei anbahnt, parallelisiert Käutner diese immer wieder mit der völlig abgeklärten Affäre zweier älterer Bewohner von Paris. Sie haben das Wagnis Liebe mit ironischer Distanz getauscht und bauen ihre Seitensprünge als maximal trockene Anekdoten in ihre pragmatischen Konversationen ein. Der absichtlich künstlich wirkenden Offenlegung des nicht weniger künstlichen romantisches Ideals so vieler Komödien dieser und späterer Jahre, lässt Käutner in der zweiten Hälfte den Sprung in surreale Abgründe folgen, welche den ein oder anderen Sissi-Fan seinerzeit verstört haben dürften.

Romy Schneider selbst gibt ausgerechnet in ihrem ersten in Paris gedrehten Spielfilm ein Mädchen, gerade 17, das seinem Liebhaber die Prinzessin nur vorgaukelt. Das adlig Entrückte, so muss sie auf den osteuropäischen Einwanderer Monpti wirken, nehmen wir ihr ohne Zweifel ab. Doch darunter lauert die Melancholie der bald aufzudeckenden Lüge. Die von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater dirigierte Arbeit in Deutschland machte Schneider dem Vernehmen nach unglücklich, aber Käutners überraschend entfesseltes Melodram Monpti sticht unter ihren hiesigen Produktionen heraus. Die verführerische Femme fatale mochte sie erst später spielen, doch immerhin die seelisch zerrissene, liebesbedürftige Heldin ihrer großen französischen Filme ist in Ansätzen schon im Frühwerk Monpti erahnbar.

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