Once Upon a Time in Hollywood: Das Ende von Quentin Tarantinos neuem Film erklärt

16.08.2019 - 09:10 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Once Upon a Time in Hollywood, der neue Film von Quentin Tarantino, wartet am Ende mit einer großen Überraschung auf. Wir haben uns die Sache im Detail angeschaut.

Achtung, Spoiler zu Once Upon a Time in Hollywood: Mit Once Upon a Time ... in Hollywood taucht Quentin Tarantino erneut in die Geschichte ein, konkret in das Jahr 1969. Hier folgt er dem fiktiven Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und seinem ebenso fiktiven Stuntdouble Cliff Booth (Brad Pitt) auf ihrem Weg durch das sonnige Los Angeles und die Hinterhöfe Hollywoods.

Schnell wird jedoch klar: Trotz vieler Bezüge nimmt es der Filmemacher mit den wahren Begebenheiten nicht ganz so genau. Stattdessen liefert er - wie schon in Inglourious Basterds und Django Unchained - seine eigene Version der Geschichte ab, was am deutlichsten wird, wenn sich Once Upon a Time in Hollywood dem Ende neigt. Aber was hat Quentin Tarantino genau verändert? Wir haben alle Antworten für euch.

Once Upon a Time in Hollywood schreibt die Geschichte um

Im Finale des Films ereignet es sich, dass der frisch verheiratete Rick zusammen mit Cliff einen letzten gemeinsamen Abend in seiner Beverly Hills-Villa im Cielo Drive verbringt, ehe die beiden getrennte Wege gehen. Ausgerechnet an diesem Abend befinden sich vier Mitglieder der Manson-Familie in seiner Straße und planen, was später als die Tate-Morde in die Geschichtsbücher eingehen soll. Doch hier setzt die Veränderung an.

Once Upon a Time in Hollywood

Mit einem alten Wagen fahren Tex Watson (Austin Butler), Susan Atkins (Mikey Madison), Linda Kasabian (Maya Hawke) und Patricia Krenwinkel (Madisen Beaty) bis zum Ende der Einbahnstraße vor, in der sich nicht nur das Haus von Rick, sondern ebenfalls jenes von Sharon Tate (Margot Robbie) befindet. Doch das Motorgeräusch nervt Rick so sehr, dass er mitten auf der Nacht die ungebetenen Gäste zur Rede stellt.

Die vier Manson-Anhänger drehen daraufhin um, haben aber Rick als Star der Westernserie Bounty Law identifiziert, woraufhin ein Dialog über das Fernsehen der 1960er Jahre entspringt. Das Fazit: Fernsehstars wie Rick Dalton haben eine ganze Generation an jungen Zuschauern mit ihren brutalen Abenteuern vergiftet. Nun soll Rick durch die gleiche Gewalt sterben, die sie von ihm gelernt haben.

In Once Upon a Time in Hollywood werden die Tate-Morde verhindert

Während Linda Kasabian der Gruppe den Rücken kehrt und die Flucht ergreift, stürmen die anderen drei in Ricks Haus und finden darin Cliff vor, der aufgrund seiner in LSD getränkten Zigarette glaubt, dass die Eindringlinge nicht echt sind. Es folgt eine überaus brutale Prügelei, bei der Tex Watson und Patricia Krenwinkel ihr Leben lassen müssen. Susan Atkins wird später von Rick mit einem Flammenwerfer umgebracht.

Once Upon a Time in Hollywood

Im Once Upon a Time in Hollywood-Universum haben die Tate-Morde folglich nie stattgefunden. Stattdessen erhält Rick nach der Gewaltorgie eine Einladung von Sharon Tate und schafft somit endlich den Sprung über den Gartenzaun, von dem er seit Beginn des Films träumt. Quentin Tarantinos Märchen erhält somit auch ein Happy End - ganz im Gegensatz zu den tatsächlichen Ereignissen.

Die grausame Wirklichkeit hinter Once Upon a Time in Hollywood

Was ist wirklich am 09.08.1969 im Cielo Drive passiert? Entgegen der von Quentin Tarantino vorgetragenen Version sind die genannten Manson-Anhänger in das Haus von Sharon Tate eingebrochen und haben nicht nur sie und ihr ungeborenes Baby ermordet, sondern auch vier weitere weitere Menschen, namentlich Jay Sebring, Wojciech Frykowski, Abigail Folger und Steven Parent.

Anders als bei Quentin Tarantino machte sich Linda Kasabian nicht aus dem Staub, sondern fungierte als Fluchtwagenfahrerin und hielt während den Morden Wache. Vor Gericht nahm sie später die Rolle der Kronzeugin ein. Am 06.11.1969 gestand sie die Tate-Morde und sagte zudem aus, dass sie nach den Anweisungen von Charles Manson, dem Anführer der Manson-Familie, gehandelt habe.

Once Upon a Time in Hollywood

Die Gewalt der Tate-Morde kehrt Quentin Tarantino nun gewissermaßen um, indem die Manson-Anhänger auf brutalste Weise getötet werden. Damit reiht sich der Film in die Rachefantasien von Inglourious Basterds und Django Unchained ein. So wurde in Inglourious Basterds der Zweite Weltkrieg vorzeitig durch die Operation Kino und das Attentat auf Adolf Hilter sowie die Führungsriege des Dritten Reiches beendet.

Wie Quentin Tarantino das Vermächtnis von Sharon Tate verändert

Django Unchained erzählt derweil von einem Sklaven, der die Freiheit erlangt und sich daraufhin an seinen Peinigern rächte, als wäre er bei Beatrix Kiddo in die Schule gegangen. Quentin Tarantino inszeniert diese Momente bewusst übertrieben und untermalt sie mit kontrapunktierender Musik. In Once Upon a Time in Hollywood ist darüber hinaus interessant, wie er mit der Figur von Sharon Tate umgeht.

Diese spielt beim blutigen Finale des Films nämlich gar keine Rolle. Stattdessen klammert sie Quentin Tarantino komplett aus dem Narrativ als Manson-Opfer aus und zeigt uns die aufstrebende Schauspielerin als einen jungen, lebensfrohen Menschen. In Once Upon a Time in Hollywood sehen wir Sharon Tate voller Begeisterung und Energie - beim Tanzen und im Kino. Ein Teil, der viel zu oft vergessen wird.

Alles weitere Wissenswerte zum neuen Film von Quentin Tarantino haben wir euch an anderer Stelle aufgeschrieben. Wir verraten euch außerdem, wo ihr Tarantinos Vorbilder für das Werk streamen könnt. Once Upon a Time in Hollywood läuft seit dem 15.08.2019 in den deutschen Kinos.

Was sagt ihr zur Geschichtsumschreibung in Once Upon a Time in Hollywood?

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