Mit Skandalen kennt sich der Basic Instinct -Regisseur Paul Verhoeven ganz gut aus. Auch sein neuer Film über das Leben von Jesus Christus wirkt auf den ersten Blick wie ein Rezept für den medialen Aufruhr. Zusammen mit Drehbuchautor Roger Avary (immerhin Oscar-Preisträger für Pulp Fiction) möchte Paul Verhoeven einen von übernatürlichen Interpretationen befreiten Blick auf Jesus von Nazareth werfen, der die Deutung so manches Gläubigen auf den Kopf stellen dürfte.
Wie Deadline berichtet, wird die Produktionsfirma Muse (American Psycho) das Jesus-Projekt von Paul Verhoeven und Roger Avary finanzieren. Basierend auf einem Buch, das der Regisseur auch mitgeschrieben hat, kommt dieses Jesus-Biopic ganz ohne Wunder aus. Demnach gehe die Geburt Jesu nicht auf eine unbefleckte Empfängnis zurück, sondern auf einer Vergewaltigung Marias durch einen römischen Soldaten. Paul Verhoeven betrachtet Jesus nämlich als radikalen Propheten, der Exorzismen durchführte, an das nahende Himmelreich auf Erden glaubte und vorher nicht wusste, dass er eine Kreuzigung erfahren würde. Er sei ein Freiheitskämpfer, der heute vielleicht als Terrorist bezeichnet würde.
Dabei ist Paul Verhoeven keineswegs auf einen Skandal um des Skandals Willen aus. In seinem Buch Jesus of Nazareth beschwört er laut Deadline nicht die Wunder, die im Neuen Testament und in Die Passion Christi geschildert werden, sondern die über die Jahrtausende nachklingende Botschaft des revolutionären Denkers: “Es geht nicht um die Wunder, es geht um eine neue Ethik, eine Offenheit gegenüber der Welt, die der von Römern dominierten Welt ein Dorn im Auge war. […] Jesu Ideale drehen sich um eine Utopie des menschlichen Verhaltens, darüber, wie wir einander behandeln sollten […].”
Der eher historisch, denn transzendental angehauchte Ansatz von Paul Verhoeven erinnert ein wenig an Die letzte Versuchung Christi von Martin Scorsese. Ob dem Regisseur von Showgirls und Starship Troopers eine ähnlich große Skandalwelle entgegenbranden wird wie damals Martin Scorsese, bleibt abzuwarten.