Science Fiction-Filme 2010 und ihre Themen

29.12.2010 - 08:50 Uhr
The Road
Senator
The Road
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Science Fiction-Filme sagen meistens mehr über die Gesellschaft ihrer Entstehungszeit aus als über die fiktive Wirklichkeit, die sie entwerfen. Wir wollen die Science Fiction-Filme des Jahres 2010 einmal aus dieser Perspektive betrachten.

Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die literarische Gattung des Science Fiction. Autoren wie Jules Vernes, H.G. Wells oder Mary Shelley kreierten ihre utopischen und dystopischen Visionen von der Zukunft. Im Film begleitete das Science Fiction-Genre das Medium seit seinen ersten Gehversuchen. Wir erinnern uns an Die Reise zum Mond von Georges Méliès oder Metropolis von Fritz Lang, der die Problematik der Industrialisierung aus seiner Entstehungszeit eindrucksvoll in ein futuristisches Setting übersetzte.

Natürlich war auch das aktuelle Kinojahr 2010 voll von Science Fiction-Filmen. Und heute wie vor 100 Jahren spiegeln sie aktuelle Probleme und Debatten in ihren fiktiven Zukunftsvisionen wider. Aber welches waren die Themen, die der Science Fiction-Film von 2010 aufgegriffen hat? Wie sieht sie aus, die Zukunft des Kinojahres 2010?

Neuronale Firewalls
Die letzte Bastion ist gefallen. In der Zukunft wird der menschliche Geist erschlossen. Er gehört nicht mehr nur seinem Besitzer. Die Möglichkeit, in ihn und in tief verborgene Geheimnisse einzudringen, macht es notwendig, sich gegen äußere Übergriffe abzusichern. In Inception beschützen bedeutende Geheimnisträger ihr Innerstes mit scharf schießenden Firewalls.

Außerirdische Einwanderer
Mit illegalen Einwanderern der dritten Art setzt sich Monsters auseinander. Die extraterrestrischen Besucher, die wohlgemerkt von Menschenhand auf die Erde geholt wurden, sind längst keine Ausländer mehr. „They are residents!“ heißt es im Trailer. Die mexikanisch-amerikanische Grenze wird deshalb militärisch noch ein wenig aufgerüstet und zur „Infizierten Zone“ erklärt, so dass niemand mehr ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten hineinkommt. Dabei tun sie einem doch gar nichts, wenn man sie in Ruhe lässt. Der Film kommentiert die aktuelle Migrationspolitik der USA und schlussfolgert: Amerika kerkert sich mit seinen Mauern nur selbst ein.

Moralischer Verfall
Ist das Meer noch blau? Vater und Sohn wissen das nicht genau. Trotzdem machen sie sich auf den Weg dorthin und wandern durch eine postapokalyptisch graue Tristesse, in der jeder Mensch, auf den sie treffen, ihnen als Leder will. Dem Vater fällt es sichtlich schwer, dem Sohn in einer solchen Zeit zu vermitteln, was richtig und was falsch ist. Denn außer dem Hunger ist den Menschen nichts von ihrer Zivilisation geblieben, keine Werte, keine Moral, keine Menschlichkeit. Dinge wie eine Wasserversorgung und eine gesetzgebende Regierung sind Annehmlichkeiten, die die Brutalität des Anarchismus nicht gewährleisten kann. Die fehlende Wertschätzung für solche Grundlagen ist es, mit der alles begann, urteilt The Road.

Eli hat es in The Book of Eli wesentlich leichter, möchte man meinen. Schließlich trägt er die einzig übrig gebliebene Kopie der Bibel mit sich herum, auf deren Seiten er etwaige moralische Fragen ganz einfach nachschlagen kann. Mit stoischer Entschlossenheit pilgert er nach Westen, wo er die Bibel für die Nachwelt sichern will. Dass diesem Buch aber vor allen Dingen das gefährliche Potenzial innewohnt, ganze Völker zu kontrollieren, bemerkt Eli spätestens, als der nach dem Diktator-Dasein strebende Carnegie es ihm für seine eigenen Zwecke stehlen will. Es liegt ein unlösbarer Widerspruch in diesem Buch, in dieser Religion, eine Aporie.

Body Modifications
In Mr. Nobody haben die Menschen die Unzulänglichkeiten ihres Körpers gerade überwunden. Der letzte Mensch, der von seiner Natur eingeholt wird und sterben muss, scheidet gerade dahin. Der Rest der Menschheit stirbt nicht mehr. Stattdessen tragen die Menschen des Jahres 2092 Schweine mit sich herum, die ihnen die Stammzellen liefern, aus denen sie sich notwendige Organe nach produzieren lassen können.

In Repo Men ist die Technik da noch nicht ganz so weit. Remy und Jake sind solche Repo Men, die ausstehende Schulden für ein Inkasso-Büro einfordern. Künstliche Organe, die ihre Klienten nicht abbezahlen konnten, pfänden die Berufsaufschneider gleich vor Ort. Der legale Mord wird legitimiert durch den Kapitalismus, der immer wieder Seitenhiebe erfährt. Boss Frank sind jene Kunden am liebsten, die nicht zahlen können, weil die Firma an ihnen am meisten verdient. Wir erinnern uns dunkel an eine aus ähnlichen Gründen entstandene Immobilien-Kapitalblase, aus der eine beachtliche Finanzkrise erwachsen ist.

Natürlich ist auch der künstlich modifizierte Körper Thema in Repo Men. Er wird aber nicht mehr zur Debatte gestellt, sondern ist eine logische Konsequenz wissenschaftlicher Entwicklungen. Anders verhält es sich bei Splice – Das Genexperiment. Die Wissenschaftler, die hier mit menschlicher DNA experimentieren, winden sich aus den gesetzlichen Vorgaben : “Das Klonen von Menschen ist illegal. Das hier ist nicht menschlich – jedenfalls nicht vollständig.” Und so kreuzen sie Mensch und Tier und erschaffen ein Monster. Na, wenn das mal nicht die Ängste und Zweifel an Stammzellenforschung weiter schürt?

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