In der Amazon Original-Serie The Man in the High Castle wird die Geschichte umgeschrieben. Philip K. Dick, unter anderem auch für die Geschichte, auf der Blade Runner basiert, verantwortlich, lieferte die Vorlage für eine der besten Serien des letzten Jahres. Die Ausgangssituation ist diese: Nazi-Deutschland und Japan haben den Weltkrieg gewonnen und herrschen nun gemeinsam über den nordamerikanischen Kontinent. Die Japaner haben die Regierungsgewalt über die Westküste, die Nazis über die Ostküste und die Mitte der USA. Dazwischen entstand eine neutrale Zone. Wie es so mit besetzten Staaten ist, gibt es Widerstandsbewegungen auf der einen und Sympathisanten auf der anderen Seite.
Beide Seiten sind gleichermaßen
an einem ganz bestimmten Mann und seinen Erzeugnissen interessiert. Der
sogenannte Mann im hohen Schloss fertigt Filme an, die scheinbar andere
Realitäten oder sogar die Zukunft zeigen. Damit sind diese Filme Nährstoff für
die Widerstandsbewegung und drohendes Unheil für die regierenden Diktaturen.
Sehen die Menschen nämlich, was sein könnte, stellen sie sich gegen die
Gewalten, die sie unterdrücken. So rutscht die weibliche Hauptrolle Juliana
Crane (Alexa Davalos) aus Versehen durch ihre Schwester in die
Widerstandsbewegung hinein. Dadurch erhält sie einen dieser begehrten Filme,
den sie in die neutrale Zone bringen und dort einem Kontaktmann übergeben soll.
Dort trifft sie auf den vermeintlichen Ostküstenwiderständler Joe Blake (Luke Kleintank), der jedoch verdeckt für die Nazis arbeitet. Zeitgleich wird
Julianas Freund Frank (Rupert Evans) von den Japanern verhaftet und gefoltert,
um den Aufenthaltsort von Juliana zu erfahren. Derweil ist Obergruppenführer
John Smith (Rufus Sewell) dabei, Ordnung in den von den Nazis besetzten Teil des
Landes zu bringen.
Doch neben all diesen persönlichen Geschichten und Schicksalen scheint im Hintergrund etwas Größeres vonstatten zu gehen. Der vorläufige Frieden zwischen den Siegermächten Japan und Deutschland scheint nicht mehr allzu sicher. Einige Parteien im Hintergrund versuchen nur einen Grund zu finden um den Verbündeten angreifen zu können. Dabei hätten die Japaner wohl das Nachsehen, käme es zu einem offenen Krieg. Doch auch hier gibt es Kräfte, die das zu verhindern versuchen. Allen voran der japanische Handelsminister (Cary-Hiroyuki Tagawa) und ein hochrangiger Nazi (Carsten Norgaard), der verdeckt versucht den Japanern zu helfen.
Die Serie ist wundervoll
konzipiert und stark herausgearbeitet. Allein die Thematik fasziniert ungemein.
Dazu kommen noch die Detailtreue bei Kostümen und Schauplätzen. Spoiler folgen. Gegen Ende der
Staffel sieht man Berlin, wie es von Adolf Hitler selbst erdacht war. Auch der
Showdown im Führerhauptquartier mit der Einführung der Figur des Führers, den
man bis dahin nur in kurzen Tagesschauausschnitten zu sehen bekam, stellt einen
Höhepunkt der Staffel dar. Über die gesamte Laufzeit ist die unterdrückende
Stimmung gegenüber den Besatzern zu spüren. The Man In The High Castle ist eine wundervolle Entführung in eine
andere Realität.
Am Ende bleiben ein großer Cliffhanger, der einige Fragen unbeantwortet lässt: Wer ist der Mann im hohen Schloss? Wie fertigt er diese Filme an? Kann der japanische Handelsminister zwischen verschiedenen Realitäten umherwandern? Was passiert mit Frank? Was macht Joe, nachdem er entkommen ist? Spoiler Ende.
Staffel 2 wurde bereits von Amazon in Auftrag gegeben. Kein Wunder, nach der erfolgreichsten Eigenproduktion des Streamingdienstes. Ende des Jahres steht also wieder der Widerstand im besetzten Amerika an.