Wie True Blood uns vor Glitzer-Vampiren und Prüderie rettete

07.09.2018 - 09:05 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
True BloodHBO
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Heute vor 10 Jahren feierte die etwas andere Vampirserie True Blood auf HBO Premiere. Wir lassen die sieben Staffeln Revue passieren, die uns mal wieder ein anderes Bild des Vampirs lieferten.

Im Jahr 2008, fünf Jahre nach Ende der Kultserie Buffy - Im Bann der Dämonen, wurde unsere Vorstellung eines Vampirs vor allem durch die Twilight-Filme und -Bücher geprägt. Schüchterne, glitzernde Vampire, die Teenager-Mädchen zum Abschlussball ausführen und sich gegen Sex vor der Ehe sperrten, waren unser Verständnis des einst so gefährlichen Raubtiers à la Dracula. Unterdessen stand in der realen Welt Barack Obama kurz davor, der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten zu werden und in Kalifornien wurde die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Genau zu dieser Zeit schickte HBO eine Serie ins Rennen, die lose auf den Büchern von Charlaine Harris basiert und heute ihr 10-jähriges Jubiläum feiert: True Blood.

Weg mit dem Glitzer: Die Vampire in True Blood

True Blood zeichnete ein ganz anderes, wesentlich spannenderes Bild eines Vampirs und kehrte damit zu den Wurzeln dieses übernatürlichen Wesens zurück. Die Vampire rund um Bill (Stephen Moyer), Eric (Alexander Skarsgård) und Pam (Kristin Bauer van Straten) müssen die Sonne meiden, schlafen in Särgen und können nur durch einen Holzpflock mitten ins Herz sterben. Außerdem haben sie Sex, viel viel Sex. Neben den abgefahrenen Storylines rund um das übernatürliche Personal lebte True Blood nämlich vor allem von erotischen Szenen, die fast in jeder Episode Einzug erhielten. Ich denke da an Bill, der in einer Szene splitterfasernackt aus seinem schmutzigen Grab kriecht und erstmal nichts Besseres zu tun hat, als seine Sookie (Anna Paquin) zu besteigen, oder an einen leider nicht realen Sextraum zwischen Eric und Sookies Bruder Jason (Ryan Kwanten).

Die Vampire in True Blood

Was die Vampire in True Blood schließlich besonders macht, zeigt sich dann ziemlich schnell: In der HBO-Serie müssen Vampire ihre Identität als Blutsauger nicht mehr verstecken und leben offen unter den Menschen. Sie hatten ihr "coming out of the coffin", nachdem japanische Wissenschaftler eine Methode gefunden haben, menschliches Blut künstlich herzustellen. Verkauft wird das Ganze unter dem Namen Tru Blood. Dennoch gibt es natürlich immer noch Vampire, die sich lieber von Menschen ernähren, und Menschen, die das Miteinander nicht gut heißen und sich dagegen wehren. Daher spielt True Blood auch ständig damit, die Vampire mit real existierenden Minderheiten zu vergleichen.

True Blood - Mutig wie kaum eine andere Serie dieser Zeit

Die Tatsache, dass übernatürliche Wesen als die Andersartigen die Minderheit darstellen, machte die Serie erst richtig interessant. Schon im Intro für True Blood prangen die Worte "God hates Fangs" auf der Leuchttaffel einer Kirche, was soviel wie "Gott hasst Vampire" heißt. Die Nähe des Wortes Fangs zu Fags (Schwuchteln) ist dabei bestimmt kein Zufall, vor allem wenn man bedenkt, dass es "coming out of the coffin" heißt, wenn ein Vampir zu seiner Identität als Blutsauger steht. In der 2. Staffel erfahren wir außerdem, dass es bisher nur in Vermont legal ist, dass ein Vampir und ein Mensch heiraten. Vermont war ebenfalls der erste Staat in den USA, in dem 2009 die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert wurde.

Sookie und Lafayette in True Blood

Die Vergleiche in True Blood werden schließlich noch weitaus mutiger, wenn man bedenkt, dass die Handlung der Serie in einem der eher konservativen Südstaaten der USA angesiedelt ist, nämlich in Louisiana. Die Serie scheute nicht davor, Themen wie Hautfarbe, Minderheiten und Homosexualität anzusprechen. Als eine der ersten Mainstream-Serien behandelte True Blood Belange der LGBTQ-Community und hatte zwei schwarze Charaktere im Hauptcast, den schwulen Koch Lafayette (der von dem leider bereits verstorbenen Nelsan Ellis verkörpert wurde) und Sookies beste Freundin Tara (Rutina Wesley).

Auch wenn Sookie im Verlauf der Serie von gleich vier Männern umgarnt wird, die sie alle für sich beanspruchen wollen, hat die Hauptfigur von True Blood stets ihren eigenen Kopf und wird als unabhängige Frau dargestellt, die weiß, was sie will und die in ihrem Leben so einiges durchgemacht hat - und dabei spreche ich nicht nur von den vielen Blutlachen und Gedärmen, in denen sie in 7 Staffeln True Blood kniete. Dass sie am Ende (Achtung, Spoiler) nach dem Verlust von Werwolf Alcide (Joe Manganiello) und ihrer großen Liebe Bill unbedingt noch einen unbekannten Mann an ihre Seite gestellt bekam, der sie einige Monate vorher geschwängert hatte, ist dabei einer der großen Fehler, die True Blood im Finale machte. (Spoilerende)

True Blood macht vor allem ganz viel Spaß

Wer True Blood bis zum heutigen 10-jährigen Jubiläum noch nicht gesehen hat, dem kann ich die Serie nur wärmstens ans Herz legen, denn True Blood liefert vor allem eines: jede Menge Spaß. Zum einen sind da die abgefahrenen Handlungsstränge, die mich immer wieder haben schmunzeln lassen. Es gibt ja nicht nur Vampire und Werwölfe in True Blood, sondern auch Gestaltwandler wie Sam (Sam Trammell), Wer-Panther, gefährliche Kultanhänger, Hexen und Feen. Zum anderen sind es die Charaktere, die True Blood zu etwas ganz besonderen machen. Ich denke da vor allem an Erics stets loyale Partnerin, die großartige Pam De Beaufort oder an Nebencharaktere wie Vampir-Bösewicht Russell (Denis O'Hare) und Kirchenanhängerin Sarah Newlin (Anna Camp).

Bill in True Blood

In unserer heutigen Zeit wäre True Blood wahrscheinlich nur halb so progressiv wie damals im Jahr 2008. Und auch wenn die Serie in den späteren Staffeln stark nachließ und das Finale nur wenige Fans wirklich begeistern konnte, bleibt sie eine Serie, die uns endlich mal wieder ein unterhaltsames Bild eines Vampirs gezeigt hat und uns 7 Jahre mit Blut, Sex und schrägen Figuren begleitete. Zum Abschluss klaue ich mir den Titel der letzten Episode und sage "Thank You, True Blood".

Wie haltet ihr euch True Blood in Erinnerung?

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