Wir schauen The Walking Dead – Staffel 4, Folge 3

29.10.2013 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Season 4, Episode 1 - Isolation
AMC
The Walking Dead - Season 4, Episode 1 - Isolation
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In Isolation, der dritten Folge der vierten Staffel von The Walking Dead, sehen sich Rick & Co. nicht nur mit Zombies en masse konfrontiert, denn ein sich zunehmend verbreitender Virus sorgt innerhalb der sicheren Gefängnismauern für Unruhe.

Nach unauffälligem Mittelmaß im Staffelauftakt folgte mit Infected die überraschend starke Fortführung der Exposition der vierten Staffel von The Walking Dead. Mit viel Gespür für atmosphärische Augenblicke und nachdenkliche Momente arrangierte Regisseur Guy Ferland gemeinsam mit Autorin Angela Kang eine der besten Episoden der jüngeren Beißer-Historie überhaupt und folglich konnten die Voraussetzungen für das nächste Kapitel im Rahmen der Zombie-Apokalypse kaum besser sein – nicht zuletzt da Robert Kirkman höchstpersönlich beim Drehbuch in federführender Position agierte. Dass sich The Walking Dead jedoch noch nie durch Konsistenz hinsichtlich der Qualität ausgezeichnet hat, ist ebenfalls kein Geheimnis mehr. Ärgerlicherweise bestätigt Isolation diese Regel und verläuft sich hilflos im Übermaß der angerissenen Baustellen. Mit Spoilern und Baum-Zombies!

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Was gibt’s Neues aus der Zombie-Apokaypse?
Das Schaufeln von Gräbern nimmt wohl einen der wichtigsten Bestandteile der Episode ein. Nicht nur, dass besagte Tätigkeit immer wieder eingestreut von diversen Figuren durchgeführt wird. Nein, auch als symbolischer Akt funktioniert die Erdbewegung auf dem Gefängnisgelände. Immerhin häuften sich, nachdem sie 30 Tagen mit Abstinenz glänzten, die Unfälle und Verluste von Ricks (Andrew Lincoln) Gruppe im schockierenden Sekundentakt. Zuletzt entdeckte Tyreese (Chad Coleman) einer Blutspur folgend im Hinterhof der Anlage zwei verbrannte Leichen und auch darüber hinaus verliefen die vergangenen Tage nicht problemlos. Im Schweiße ihres Angesichts tragen die Überlebenden die Überreste der Toten zu Grabe, effektiv von Bear McCrearys anschwellendem musikalischen Unterbau sekundiert. Es ist beinahe schon wieder einer dieser Augenblicke, in denen der Wahnsinn der gegebenen Umstände die abgestandene Luft modernder Gerüche zu zerreißen droht. Doch während Schaufel für Schaufel die Löcher tiefer ins Erdreich dringen, stellt sich die Frage, wer hier eigentlich betrauert wird. Rückblickend bleiben die Verstorbenen lediglich blasse Gesichter, die, unmittelbar zuvor als Woodbury-Exilanten eingeführt, lediglich als zusätzliches wie praktisches Kanonenfutter dienen.

Hierbei steht nicht die Konsequenz des Ablebens im Vordergrund, mit welcher die zweite sowie dritte Staffel lange Zeit haderten. Stattdessen handelt es sich um kolportierte Gerüchte, da weder ein Bezug zu den Figuren in dieser wahnsinnig kurzen Zeit aufgebaut werden konnte, noch dass ihr Ausscheiden die Belegschaft im Gefängnis mit neuen Facetten konfrontiert. Lediglich der Hintergrund einer sich stetig ausbreitenden Krankheit fungiert als Alibi, um das anfängliche Worldbuilding zu unterbrechen. Wie ein betäubender Mantel legt sich die Infektion über den sicher geglaubten Ort. Doch während Mauern, Drähte und Zäune die fleischfressende Bedrohung von außen abhalten, entpuppt sich der enge Raum als verheerender Aufenthaltsort. Hier übertragen sich nicht nur die Viren in Windeseile, denn auch die Gruppenpsychologie wird auf die Probe gestellt. Jeder kann der Nächste sein, der sich hustend wie schwitzend in eine Ecke verkriecht, bis er schließlich seinen Leiden erliegt und sich im schlimmsten Fall wie Patrick (Vincent Martella) in einen Beißer verwandelt, der zwischen Gitterstäben und Betonsäulen für Blutvergießen sorgt.

Schnell beschließen Carol (Melissa McBride), Hershel (Scott Wilson), Daryl (Norman Reedus) sowie Glenn (Steven Yeun) und Michonne (Danai Gurira) einen kleinen Trupp loszuschicken, um eine adäquate medizinische Versorgung zu garantieren. Ansonsten gilt es sich zu trennen – schließlich sollen nicht mehr der gesunden Mitglieder angesteckt werden. Eine Maßnahme, die unter anderem zwischen Hershel sowie seinen zwei Töchtern Maggie (Lauren Cohan) und Beth (Emily Kinney) zu Meinungsverschiedenheiten führt. Aufgelöst werden die Anspannungen mit Verständnis, Hilfsbereitschaft und dem unbändigen Verlangen, einfach irgendetwas Sinnvolles zu unternehmen. So entscheidet sich schließlich auch Tyreese aufgrund der gesundheitlichen Gefährdung seiner Überlebenspartnerin Sasha (Sonequa Martin-Green) sich Daryl, Michonne und Bob (n/a) anzuschließen, um das ausgestorbene Niemandsland nach brauchbaren Versorgungsgütern zu durchforsten. Und das obwohl er zuvor mit Rick in eine heftige Auseinandersetzung geriet, die brutal eskaliert ist. Ein spannender Punkt in der Beziehung der beiden (potentiellen) Alphatierchen im Gefängnis. Allerdings reißt Isolated diesen wie viele weitere Konflikte nur an, um etwas unbeholfen Missstände zu charakterisieren, die Gefahr laufen, außer Kontrolle zu geraten.

Wie entwickelt sich die Gruppe? Wer kämpft für welche Seite der Menschlichkeit?
Während sich Rick und Tyreese (vorerst) versöhnen, springt die von Daniel Sackheim inszenierte Episode eifrig von Brennpunkt zu Brennpunkt – ohne jedoch zu begreifen, dass 45 Minuten zu knapp bemessen sind, um dem aktuell gut besetzten Figurenkabinett gerecht zu werden. Woher kommt dieser Zwang, einen Abstecher bei wirklich jeder Persönlichkeit im Ensemble pro Folge landen zu müssen? Natürlich darf die Entwicklung im Ganzen nicht auf der Strecke bleiben. Dennoch erreichte The Walking Dead in der Vergangenheit gerade dann großartigen Sequenzen, wenn sich der Fokus speziell auf eine kleine Gruppe gewählter Figuren konzentrierte oder zumindest wichtige Aspekte, Handlungsabläufe und Schlüsselmomente bewusst ein- und ausblendete. Clear bleibt dank dieser Herangehensweise nach wie vor eine überragende Ausnahme im durchwachsenen Zombie-Alltag. Selbst Infected verzichtete bewusst auf allzu erklärende Passagen, um einem Vorgang wie der Aufopferung gezüchteter Schweine seine gebührende Wichtigkeit zu verleihen. Dieses Vermögen bringt Isolated nicht ansatzweise zustande. Dazu ist Robert Kirkmans Drehbuch mit der Figurenfülle zu sehr überfordert und endet im belanglosen Leerlauf.

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