Wir schauen True Detective - Staffel 2, Folge 8

11.08.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
True Detective
HBO
True Detective
25
8
Kommt ein letztes Mal mit ins korrupte Kalifornien. Im 90-minütigen Finale von True Detective kommt das erste Mal richtige Spannung auf - leider 8 Folgen zu spät.

Das war sie also, die zweite Staffel von True Detective. Am Ende bleibt ein Nachgeschmack von aufgeblähten Dialogen, verwirrenden Handlungssträngen und zahlreichen hämischen Kommentaren in den sozialen Medien. Auch das Staffelfinale kann sich von den meisten Kritikpunkten nicht befreien. Dennoch punktet Omega Station mit einem endlich entwirrten Verschwörungsknäuel und einem festen Ziel in greifbarer Nähe. Das Gefühl drohenden Unheils begleitet jede Szene und verleiht der Serie endlich die Relevanz, die sie die ganze Zeit vermissen ließ. Die Auflösung, wer Caspere nun umgebracht hat, wird hingegen ziemlich schnell abgefrühstückt und ist letztendlich auch gar nicht wichtig. Wie auch am Ende der ersten Staffel stehen die Charaktere und ihre Läuterung im Vordergrund. Doch wenn am Ende von Staffel eins noch die Helligkeit gewann, ist es in Staffel zwei die Dunkelheit, die die Oberhand gewinnt. Konsequent - das muss ich Nic Pizzolatto lassen.

"You wear a white dress"

90 Minuten Zeit hat Nic Pizzolatto, um alle restlichen Fragen zu klären und die Geschichten der verbleibenden Figuren zu Ende zu erzählen. Er nimmt sich die Zeit. In einem der wahrscheinlich deprimierendsten Bettgespräche der Welt öffnen Ani (Rachel McAdams) und Ray (Colin Farrell) ihre verletzten Seelen und erzählen sich ihr traumatischstes Erlebnis. Beide haben endlich jemanden gefunden, der sie versteht und so nimmt, wie sie sind: Ani mit ihrer von Selbsthass geprägten Persönlichkeit ("I was proud that he thought I was pretty. It makes me sick") und Rays tiefe Schuldgefühle ("And I know now, you know, the act, it described a trajectory").

Auch Frank (Vince Vaughn) und Jordan (Kelly Reilly) bekommen eine sehr, sehr ausgedehnte Verabschiedung. Auch hier sitzt der Fokus auf der Liebe zwischen den beiden Figuren. So sehr, dass die Unterhaltung ins Melodram abdriftet. "Wear a white dress"/"You wear a white suit with a red rose in your jacket", verabreden sie sich für das Wiedersehen in zwei Wochen (oder weniger). Wir ahnen, dass es dazu nicht kommen wird. Nicht zuletzt, weil die Vorstellung dieser Szene einfach zu lächerlich ist.

Währenddessen werden Rays Befürchtungen wahr. Detective Burris hängt ihm den Mord an Paul und Davis an. Doch Ray ist (noch) einen Schritt voraus. Er findet heraus, dass der Setfotograf der kleine Leonard (Luke Edwards) ist, der mit seiner Schwester Laura (Courtney Halverson) den Raubmord von 1992 überlebte. In seinem Haus finden Ray und Ani die Vogelmaske, Bilder der korrupten Männer und seine Schwester (Casperes Assistentin und wie sich später herausstellt geheime Tochter), die in einem Monolog das letzte Infohäppchen liefert. Sie und Leonard folterten Caspere, um herauszufinden, wer genau ihre Eltern umgebracht hat. Es lief aus dem Ruder und Lenny tötete ihn. Nun ist er auf dem Weg zum Bahnhof, wo er Chief Holloway (Afemo Omilami) erwartet, um die (inzwischen leere) Festplatte gegen Diamanten auszutauschen.

Wenn es so etwas wie "wahre" Detektive gibt, muss es auch "falsche" geben. True Detectives zweite Staffel drehte sich zu einem Großteil um genau diese. Als Ani die verschüchterte Laura in den Bus nach Seattle setzt, wird vollends klar, dass Recht und Gesetz nichts mehr wert sind. Der wahre Detektiv hat Moral, Anstand und Integrität. Laura mag sich zwar der Beihilfe zum Mord schuldig gemacht haben, doch die wahren Verbrecher tragen Anzug und bekleiden hohe Ämter. In solch einer Welt, kann keine gerechte Strafverfolgung stattfinden und so ist die einzige moralisch vertretbare Entscheidung, so viele der Männer zu töten wie möglich. Ray und Ani tun sich mit Frank auf seinem Rachefeldzug zusammen. Was der Zuschauer bekommt, sind tatsächlich zwei befriedigende, wie auch spannende Actionszenen, die Holloway, Osip (Timothy V. Murphy) und viele andere Männer nicht überleben. Aber die nihilistische Welt von True Detetive wäre nicht die nihilistische Welt von True Detective, wenn sie nicht einen Weg fände, es unseren Helden dennoch schwer zu machen. Von diesem kleinen Etappensieg geht er geradewegs in die Tragödie.

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