Culture Clash wie er clashiger kaum sein kann. Amerikaner an der Schwelle zum zwanzigsten Jahrhundert gegen steinzeitliche Troglodyten-Kannibalen.

Bone Tomahawk ist auf der oberen Ebene ein recht konventionelles Stück Film, wie wir sie schon etliche Male gesehen haben. Böse Wilde entführen schöne Frau und Beiwerk, tapfere Recken machen sich auf die Frau zu retten und die Gefahr durch totalen Genozid möglichst für immer zu bannen. Soweit nichts neues.

Was Bone Tomahawk aber sehenswert macht, ist die kulturelle Differenz zwischen den Helden und den Antagonisten - und ihre Reise dorthin.

*spolier*

Tatsächlich präsentiert Bone Tomahawk eine Abwärtsspirale der menschlichen Existenz. Beginnend mit dem edlen Volk der zivilisierten Weißen, sehen wir zunächst zwei Gestrauchelte aus den eigenen Reihen. Die beiden klassischen "Opfer" der Weißen - Schwarze und Indianer - treten nur kurz als Randfiguren auf und stemmen sich nach Kräften dagegen, als Teil der Abwärtsspirale zu gelten. Immerhin wird der Indianer als "Professor" eingeführt und der Schwarze ist auch als Stallbursche ein nützliches Mitglied der Gesellschaft. Der Rassismus geht hier von den Troglodyten aus - immerhin weigern sie sich, Schwarze zu essen.
Der Gestrauchelte taucht in der Gemeinschaft der Zivilisierten auf und kann seine Herkunft nicht verbergen. Doch die Gnade des Galgens ist ihm nicht gegönnt. Er wird, gemeinsam mit der Ärztin und einer unwichtigen Nebenfigur, aus dem Gefängnis heraus entführt.
Die Schar der Helden macht sich auf dem Weg, gefolgt vom Krüppel, den die Liebe zu seiner Frau zu den Höchstleistungen antreibt.
Eine Begegnung in der Nacht präsentiert die vorletzte Stufe des zivilisatorischen Abstiegs: Mexikanische Strauchdiebe, die vom Auge des edelsten und weißesten Weißen trotz der um ihren Hälsen baumelnder Kruzifixe identifiziert und sogleich exekutiert werden.
Die Zweifel, ob die Exekution der beiden Wehrlosen gerechtfertigt war, werden nach dem Diebstahl der Pferde gleich zerstreut. Der Superweiße mit seiner Superwaffe (Das "Deutsche" - Fernrohr) hatte natürlich Recht und sein Urteil wird nicht weiter angezweifelt.
So gesehen präsentieren sich hier die "Deutschen" als den Helden ein noch überlegeneres Volk. Na wenn die wüssten....

Schließlich ist es so weit und die Konfrontation mit den Troglodyten nimmt seinen Lauf. Diese haben sich in einem Akt der Selbstverstümmelung selbst der Fähigkeit zur Sprache beraubt - und damit jeglichem zivilisatorischen Fortschritts gleich mit. Es folgt ein Gemetzel übler Sorte, bei dem Nebenfigur, Superweißer und Anführer ihr Leben lassen müssen - jedoch nicht ohne eine Anzahl der retardierten Missgeburten gleich mit ins Grab zu nehmen.

Schließlich entkommt der Rest der Helden mitsamt der entführten Frau. Dabei passieren sie den Weiblichen Part der Troglodyten. Und dabei wird es zwar extrem schockierend aber auch sehr interessant, was die Charakterzeichnung der Urzeitler angeht: Die Troglodyten-Weibchen vegetieren ihrer Arme, Beine und Augen beraubt, als zuckende Gebärmaschinen in einer Ecke der Höhle, jeder Menschlichkeit beraubt und auf ihre reine reproduktive Funktion reduziert.

Hier kommt die Botschaft mit dem Eisenhammer daher. Angesichts der irrwitzigen jüngsten Anti-Abtreibungs-Gesetze auf dem amerikanischen Doppelkontinent sind diese Krüppelfrauen das, was auch heute noch im Geist bestimmter mächtiger Männer herumspukt. UNd wenn wir uns da nicht immer wieder mit aller Kraft dagegen stemmen, ist es genau das, was uns erwartet.

Diese kurze Szene hat, so ekelhaft, schockierend und abstoßend sie war, den ganzen Film um zwei Nummern aufgewertet. Was vorher ein leidlich konventionelles Stück Film war, wurde hierdurch zu einem extrem sehenswerten Juwel.

Community-Meinung zu Bone Tomahawk