Kurzstory: Noah, der von Beruf Gutachter von Brandschäden ist, kümmert sich um seine Klienten. So hilfsbereit, dass er gar als Engel angesehen wird. Doch wo der Engel, ist auch der Teufel nicht weit...

Meine ganz privaten Gedanken zum Film:
STRANGE
Dieses Werk von Regisseur Atom Egoyan („Exotica (1994)“; „Das süße Jenseits(1997)“) entstammt dem Jahr 1991 und ist zuweilen ganz schön schräg. Der Zuschauer wird ordentlich mit skurrilen bis bizarren Situationen konfrontiert, die mich teilweise wirklich überrascht haben. Da war beispielsweise die äußerst irre Szene im Zug.
Wie bereits in seinem (späteren) „Exotica“, durchziehen auch in diesem Werk Sexualität und Psychologie die Handlung und dominieren diese zu einem recht großen Teil. Um dies eben auch wirksam umzusetzen, bedarf es talentierter, spielfreudiger Darsteller. Und da bin ich auch schon bei Maury Chaykin als Bubba, aber auch Gabriella Rose als spezielle Mimi. Kurz und knapp, diese beiden liefern jeder für sich ein tolles Schauspiel, das wohl auch, zumindest ein klein wenig, Überwindung erforderte. Vor allem Maury Chaykins Spiel bzw. Mimik kehrt mehrmals ganz wunderbar sein gut verwahrtes Innenleben nach außen. Es gibt schon hier Verweise auf das spätere „Exotica“, denn drei Darsteller von dort sind bereits hier dabei. Elias Koteas spielt routiniert den Gutachter Noah, Arsinée Khanjian verkörpert erneut seine Frau und Don McKellar ist ein merkwürdiger Arbeitskollege auf der merkwürdigen Arbeitsstelle von Noahs Ehefrau. Arsinée Khanjian ist übrigens im wahren Leben mit Regisseur Atom Egoyan verheirat. Interessanter Nebenfakt.
Doch nicht nur diese Gemeinsamkeiten sind vorhanden, man findet im „Schätzer“ auch ein paar der typischen Stilmittel Egoyans. Da ist wieder diese wundervoll sanfte, orientalische Flötenmusik, die an bestimmten Stellen eindringlich erklingt und den poetisch-verträumten Vorspann wieder ganz in seinem Sinne gestaltet. Seine Cinematographie ist alles andere als langweilig, im Gegenteil. Das Setting erinnert in seiner weiten, kargen Landschaft an „Das süße Jenseits“, nur, dass eben kein Flöckchen Schnee oder Berg zu sehen ist. Sehr gut gefallen hat mir sein effektvolles Spiel mit riesigen Werbetafeln. Diese bindet er einfallsreich in Kameraarbeit und Handlung ein und sorgt damit auf verschiedene Weise mehrmals für feine Verwirrung. Tolle Idee!
Ansonsten würde ich zusammenfassend sagen, dass „Der Schätzer“ ganz schön ironisch und böse ist und aufzeigt, was in manch einem Mensch so alles schlummert. Da auch mittendrin das Thema Hedonismus/Völlerei angesprochen wird, fasse ich den Streifen auch als fette Kapitalismuskritik auf. OMG, das gibt’s alles wirklich!

Fazit: Wer die Filme von Atom Egoyan mag und auch so ganz gerne für filmische Skurrilität offen ist, greife gerne zu :o). Könnte glatt als Groteske durchgehen.

Community-Meinung zu Der Schätzer