Mit Mut zur Hässlichkeit trägt Matt Damon den neuen Film von Steven Soderbergh – den Wirtschaftsthriller Der Informant!, der auf einer wahren Begebenheit beruht – fast im Alleingang. Über seine schauspielerische Leistung zeigen die Kritiker sich allseits beeindruckt. Allerdings gehen die Meinungen auseinander, ob die Rolle dem Film zugute kommt.
Margret Koehler vom Bayrischen Rundfunk ist durchweg begeistert über den Hauptdarsteller: “Matt Damon, ein Biedermann als Brandstifter, […] ist in seinem fünften Film mit Steven Soderbergh als sympathischer Psychopath umwerfend. Er spielt Marc Whitacre unsicher, durchtrieben und liebevoll – eine in sich funktionierende Mischung. Und die Story passt bestens zur aktuellen Finanz- und Moralkrise.”
Auch Sabine Horst von Der Zeit konzentriert ihre lobende Kritik auf Matt Damon: Er, “als Schauspieler selbst ein Typ ohne ausgeprägte Eigenschaften, präsentiert den Titelhelden in einer tollen Tour de Force als Karrieristen, dem das Gefühl für alles abhandengekommen ist, was sich nicht in Zahlen, als Gewinn verbuchen lässt und dessen Stärke darin liegt, dass ihm seine Störung nicht bewusst ist: Er glaubt sich selbst, was er sagt, und hält sich stets für den Guten. Damit ist er der perfekte Repräsentant eines schizophrenen, heiß gelaufenen Systems der Gewinnmaximierung – die Gestalt gewordene, mit Frühstücksflocken gemästete Psychopathologie des Neokapitalismus.”
Ganz anders empfindet Kai Miehm von epd-film die Darstellung des FBI-Informanten: “Matt Damon – so gut er auch ist – [gelingt es] nicht, aus seiner Figur eine tragische Gestalt zu machen. Wie Damon ihn spielt und Soderbergh ihn inszeniert, bleibt Whitacre bis zum traurigen Ende eine Witzfigur.” Der Informant! erinnere zwar an Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? von den Coen Brüdern, komme aber aufgrund seiner Oberflächlichkeit nicht an dessen Qualität heran.
Alles in allem fallen die Stimmen zu Der Informant! sehr positiv aus, auch wenn sich die Kritiker wundern, dass der Regisseur Steven Soderbergh das Thema Wirtschaftsmoral mit so viel Leichtfüßigkeit und Humor behandelt. Es zeigt sich, dass Taktik von Steven Soderbergh aufgeht: Er verwendet so viel Zeit wie möglich für das Drehbuch, und nimmt sich danach nur wenige Wochen zum Drehen. Wenn er dann ein Talent wie Matt Damon an seiner Seite hat, kann das Ergebnis gar nicht schlecht sein.