Community

#11 Die Geister, die ich rief... Lieblings-Weihnachtsfilm #3

21.12.2017 - 09:15 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Was passiert, wenn Dich Geister besuchen und dir ins Gewissen reden? Kann das Weihnachtsfest noch gerettet werden?
Michael Darchinger
Was passiert, wenn Dich Geister besuchen und dir ins Gewissen reden? Kann das Weihnachtsfest noch gerettet werden?
0
0

#11 auf der KinoCouch - Die Geister die ich rief (1988) 


https://soundcloud.com/kinocouch/11-auf-der-kinocouch-die-geister-die-ich-rief-1988

Weihnachten ist… Ja, was ist Weihnachten denn eigentlich? Das Fest der Liebe? Das Fest der Geschenke? Das Fest der Köstlichkeiten und des guten Essens? Genauso gut könnte man jeden fragen, was er an Weihnachten besonders liebt. Und da bekommt man erwartungsgemäß unterschiedliche Antworten. In „Die Geister, die ich rief“ hat Francis Xavier Cross, gespielt von Bill Murray, mit Weihnachten nicht viel am Hut. Es ist lästig: Geschenke besorgen, mit Leuten reden und so tun, als ob man sich auf das bevorstehende Fest freut… Dabei ist Weihnachten für den empathielosen Cross vor allem eines: Das Fest des Fernseh-Konsums und das bedeutet für ihn Geld, Geld und nochmal Geld. Alle sind in ihrem zu Hause, feiern, die Glotze läuft und genau das –nämlich die hohen Einschaltquoten- will Francis.

Für dieses Weihnachten hat er etwas ganz besonderes geplant: Eine gewagte und leicht geschmacklose Hommage an Charles Dickens Weihnachtsklassiker, in dem es um einen herzlosen Geschäftsmann namens Ebenezer Scrooge geht, der sich –von drei Geistern besucht- zu einem gütigen Menschen wandelt. Durch die inhaltliche Nähe des Weihnachtsklassikers und des Films ist der Originaltitel „Scrooged“ –wie sooft- mit "Die Geister, die ich rief" nicht ganz so gut ins Deutsche übersetzt worden. Aber wenigstens ist der Titel noch themenbezogen korrekt. Diese zuvor erwähnten Geister erscheinen auch Francis –nämlich in Form des Geistes der vergangenen, gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht. Jeder für sich hat eine andere Herangehensweise, um den skrupelosen Geschäftsmann zu einem anderen Lebensstil zu bewegen. David Johansen, der Geist der vergangen Weihnacht, entführt Francis in einem Taxi in die Vergangenheit und zeigt ihm seine Kindheit vor seiner Zeit als TV-Magnat. Francis kommen auch die Tränen, als er sich selbst als kleiner Junge in den ärmlichen Verhältnissen hausend, sieht… Aber nicht deshalb, sondern, weil der kleine Francis es einfach nicht zu schätzen wusste, dass ihm sein Vater als Geschenk ein Stück blutiges Fleisch mitgebracht hatte. Warum sich da ein kleiner Junge wohl nicht freut? Carol Kane als der Geist der gegenwärtigen Weihnacht zeigt ihm, wie traurig sein Bruder und seine Freunde sind, dass er nicht da sein kann, wobei die einzig wirklich Traurigen sein Bruder und seine ehemalige Freundin Claire sind. Letztere arbeitet ehrenamtlich in einer Suppenküche. Auch während der erste Geist ihm seine Vergangenheit zeigt, wundert sich der Zuschauer, denn Francis hatte alles, was wichtig war: Er hatte die Liebe seines Lebens in Form von Claire gefunden, hatte einen Job und ein Dach über dem Kopf und er war –ganz wichtig- glücklich.

Der eigentliche Bruch fand in der Vergangenheit an Weihnachten statt: Francis, der eigentlich einen ruhigen Abend mit Claire und Bekannten geplant hatte, wollte lieber eine Einladung seines damaligen Chefs annehmen und entschied sich, das Essen mit seinen Freunden ausfallen zu lassen. Um die Metapher des berühmten „Scheidewegs“ zu bemühen: Er hatte die Wahl. Und er hat sie – die für ihn persönlich im ersten Moment richtige- getroffen und landete an der Spitze dieses TV- Senders als „Big Boss“. Daraufhin wandten sich nach und nach alle Menschen, seien es Bekannte oder Freunde oder sogar seine Familie von ihm ab. Doch weder der Geist der vergangenen noch der der gegenwärtigen Weihnacht konnten Francis von seiner Fahrt in die falsche Richtung überzeugen. Am Ende muss der Geist der zukünftigen Weihnacht schwere Geschütze auffahren und ihm einen Blick in eine dystopische Zukunft gewähren: Wir sehen einen Francis, der mittlerweile tot ist und seinen eigenen Sarg im Beisein seines Bruders (der auch im wirklichen Leben sein echter Bruder ist) vor dem Einfahren in den Brennofen retten will, eine Claire, die eine reiche und versnobte Lady geworden ist, die sich einen Dreck um schlechter Gestellte schert, und das stumme Kind seiner persönlichen Sekretärin, das inzwischen in der Gummizelle sitzt, weil es einfach nicht sprechen mag und somit kein Teil der Gesellschaft zu sein scheint.

Welches Argument es nun ist, das ihn von seiner Irrfahrt abbringt, ist fraglich. Ich denke, es sind in einer gewissen Form alle und jedes Einzelne für sich. Sie wirken zusammen und zeigen die Optionslosigkeit, sollte er sich dazu entscheiden, weiterzumachen wie bisher. Er sieht, wie viele Menschen er verletzt hat und erkennt seinen eigenen Egoismus. Vielleicht liegt es auch zu einem gewissen Teil daran, dass ihm sein eigener bereits verstorbener Chef –und damit sein direkter Vorgänger- erscheint und ihm als ein Spiegelbild dient. Der Ratschlag, abzuspringen, solange es noch geht, zeigt ihm bestimmt –auch wenn er es zunächst abtut –seine ausweglose Situation. Was bleibt, ist ein flaues Gefühl im Magen und eine Reflektion des eigenen „Ich“: Bin ich auch so? Was ist Weihnachten für mich?

Wer wissen will, wie der Film endet, der muss ihn sich selbst ansehen.


Was will uns also dieser Film sagen? Nicht viel anderes als Dickens bereits im Film neu interpretierte Weihnachtsgeschichte selbst. Dennoch ist es eine wichtige Botschaft, vor allem zum Fest der Liebe: Mehr Menschlichkeit und Güte in allen Bereichen des Lebens. Wenn auch der Film von Anfang bis Ende zeigt, was Special-Effect-Techniker zu dieser Zeit im Jahre 1988 schon drauf hatten (man beachte eine der letzten Szenen mit dem Geist der zukünftigen Weihnacht im Aufzug), schafft es der Film trotzdem, wenn auch erst gegen Ende des letzten Drittels, diese Message zu vermitteln. Allein die Tatsache, dass Bill Murray seine halbe Familie in diesem Film untergebracht hat (seine Brüder), zeigt, dass das gewissermaßen eine Herzensangelegenheit war. Das Thema Familie und Freunde, rückt dadurch noch mehr in den Vordergrund.

Ich hoffe meine heutigeRezension hat euch gefallen. Wenn das der Fall sein sollte, würde ich mich freuen, wenn ihr meinen Artikel und Podcast mit Bekannten und Freunden teilt und mir vielleicht folgt.

Jetzt wünsche ich euch noch ein frohes Weihnachtsfest, ruhige besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr mit vielen neuen guten Filmen und Serien. Die nächste Rezension/Folge gibt´s am 4. Januar.

Bis dahin. Euer Michael


Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News