Der Arzt und die Teufel ist einer von den Filmen, die sich nur ganz ganz selten vielleicht mal ins ganz ganz späte Programm einiger dritter Programme verirren. Dabei ist er nicht schlimmer als manch anderer Film, der sich Horrorfilm nennt, obwohl er irgendwie nicht in diese Schublade hinein passt.
Worum geht es in diesem Film eigentlich? Die Freunde der Geschichten von Robert Louis Stevenson, denen die Geschichte Bodysnatcher - Der Leichendieb schon einmal über den Weg gelaufen ist (wunderbar in den Vierzigern mit Boris Karloff verfilmt), werden bei den Namen Knox, Burke und Hare gewiss sofort im Bilde sein, denn von ihnen war Stevenson beim Schreiben seiner Geschichte inspiriert gewesen. Doch wer waren diese drei Männer?
Ich weiß nicht, ob es jetzt Handlung spoilern ist, wenn ich das wiedergebe, was man u.a. bei Wikipedia als historischen Hintergrund nachlesen kann, daher versuche ich mit wenig Spoilern viel Info rüberzubringen...
Dr. Knox war Professor für Anatomie in Edinburgh. Und wie es auch heute noch bei der Anatomievorlesung ist wird auch damals (um 1830) am echten menschlichen Körper gelehrt und gelernt. Da man dafür jedoch fast ausschließlich die Körper gehängter Verbrecher zur Verfügung hat (die einfach zu wenige sind) haben sich einige Leute eine Möglichkeit des Broterwerbs dadurch geschaffen, dass sie die Gräber "frisch" Verstorbener öffnen, die Leichen stehlen und dann verkaufen. Unter anderem an Dr. Knox.
Burke und Hare, grundsätzlich zwei ausgemachte Tagediebe und Nichtsnutze, beginnen ihre Geschäfte mit Knox als sie ihm die Leiche von Burkes frisch verstorbenem Mieter verkaufen und stellen fest, dass eine Leiche ganz gut Geld bringt. Also machen sie sich selbstständig und beschaffen dem guten Doktor weitere Leichen... die sie selbst "herstellen." Doch irgendwann suchen sie sich das falsche Opfer aus und werden schließlich erwischt. Soviel zum historischen Hintergrund.
John Gilling spart für die Erzählung dieser Geschichte beileibe nicht mit guten Darstellern, Peter Cushing als Dr. Knox, George Rose als Burke, Donald Pleasence als Hare, Billie Whitelaw (Mary) und Melvin Hayes (Daft Jamie) als die letzten Opfer von Burke und Hare sind nur die bekanntesten Namen im sehr guten Cast des Films. Für die damalige Zeit versteht Gilling sich zudem auf den möglichst realen Horror der Historie.
Gleich zu Beginn des Films bekommt der Zuschauer schon zu lesen, dass diese Geschichte über Menschen und Seelen, über Verbrechen und Tod ist und man sich nicht bei den Toten entschuldigen werde, denn die Geschichte sei wahr.
So verstört man nach dieser Einblendung sein mochte, die im Anschlus gezeigte Grabplünderung dürfte auf den damaligen Zuschauer schon erschreckend genug gewesen sein. Doch weit gefehlt, schließlich waren Burke und Hare Mörder... und ihre Morde sollen wir sehen, denn Gilling "hält drauf", zeigt gnadenlos den Kampf jedes Opfers um sein Leben, bei jedem Opfer einen härteren Kampf mit mehr Gegenwehr. Auch den Tod von Daft Jamie, der in einem Schweinestall brutal sein Ende findet, das Gesicht bis zum Tod durch Ersticken in Schweinesch****e gepresst, erspart uns Gilling nicht. Im Gegenteil, er macht uns zum Augenzeugen...
Für mich war der Film insofern faszinierend, als dass man eigentlich keinen richtigen Sympathikus findet, an welchen man sich emotional über die Dauer des Films bindet. Burke und Hare sind die im Titel genannten Teufel, Dr. Knox hat dank Cushing durchaus sehr starke Momente, jedoch ist er einfach zu sehr Zyniker und Opportunist als dass man ihn sympathisch finden könnte und auch die Nebenrollen sind nicht wirklich darauf ausgerichtet vom Zuschauer gemocht zu werden. Und der Standard, dass das Gute stets über das Böse obsiegen wird, wird hier ebenfalls nicht erfüllt, denn obwohl Burke und Hare bekommen, was sie verdienen geht Knox mehr oder weniger als Sieger vom Platz, jedoch nicht ohne den persönlichen Punkt der Einsicht. Und so schließt Knox den Film, indem er die nächste Vorlesung mit einem Auszug des hippokratischen Eides beginnt: Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.
In seiner Autobiographie schrieb Cushing, dass nach seiner Meinung Dr. Knox und Victor Frankenstein viel miteinander gemeinsam hatten. "The minds of these exceptional men were driven by a single desire: to inquire into the unknown. Ahead of their time, like most great scientists, their work and motives were misunderstood." (aus Peter Cushing - An Autobiography)
Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, warum Der Arzt und die Teufel stiefmütterlicher im Fernsehen oder bei DVD-Veröffentlichungen wegkommt als alle Frankensteinfilme aus dem Hause Hammer... Frankenstein gab es halt nicht wirklich...
So meine lieben Leser und Follower, das war es mit dem Film Der Arzt und die Teufel von 1960. Peter Cushing war mit den letzten paar Filmen quasi unwiederbringlich an das Horrorfilmgenre angedockt, auch wenn er noch regelmäßig Rollen am Theater annahm oder auch nochmal kleine Ausflüge in andere Genres unternahm.
In der nächsten Ausgabe geht es wieder unter die Fittiche von Hammer Productions. Dann erzähle ich Euch etwas über Dracula und seine Bräute (1960). Dort werden wir auch einen alten Bekannten wiedertreffen... Dr. Van Helsing.