1978 - Traumhafte Cliffhanger in der Soap Dallas

22.04.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Dallas
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In den 1980er Jahren fegte die Seifenoper Dallas die Straßen auf mehreren Kontinenten leer und ihre Cliffhanger sorgten für wilde Spekulationen.

In der Grundschule endeten so alle meine Geschichten: nach wildesten Abenteuern erwachte ich wohlbehalten in meinem Bett und begann ungerührt den nächsten Tag. Es war alles nur ein Traum. Wenn ein Grundschulkind eine Geschichte so enden lässt, gilt das gemeinhin vielleicht noch als erster Kreativitätsspross, wenn aber professionelle Serienmacher… nun ja, Originalität hin oder her, der Kunstgriff hat die Serie Dallas jedenfalls noch über ein paar Jahre hinweggerettet.

Gelebtes Serienfieber
Alles begann am 02. April 1978, als der US-amerikanische Sender CBS die erste Folge der Seifenoper ausstrahlte. Der Film Giganten mit dem ikonischen James Dean in der Hauptrolle galt als Inspiration für eine ursprünglich geplante Miniserie von David Jacobs, deren fünf Folgen wegen des sich schnell einstellenden Erfolges flugs auf eine komplette erste Staffel ausgeweitet wurde. Ab sofort fieberten tausende Zuschauer jeden Tag mit den Intrigen, Liebschaften und anderweitigen Kungeleien der Ölmulti-Familie Ewing mit. Ob Seitensprünge, Alkoholprobleme oder familiäre Verwicklungen – seitdem Dallas auch in Deutschland bei der ARD ausgestrahlt wurde, saßen auch hier jeden Dienstagabend um 21:45 Uhr die Menschen vor den Flimmerkästen, und ganz besonders Bösewicht J.R. Ewing (Larry Hagman) wurde von den Zuschauern geliebt und gehasst.

Als vollwertige und sogar richtungsweisende Seifenoper spielte Dallas natürlich effektiv mit dem Stilmittel des Cliffhangers. So endete die dritte Staffel im März 1980 damit, dass J.R. von Schüssen getroffen zusammenbrach, ohne dass der Täter enthüllt wurde. In den folgenden Monaten entwickelten sich wilde Spekulationen um den mutmaßlichen Schützen, T-Shirts mit dem aufgedruckten Spruch ‘I shot J.R.’ verkauften sich wie wild, und im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf Reagan/Carter beschuldigten sich sogar Demokraten und Republikaner publikumswirksam gegenseitig. Als Folge Nummer 58 den Fall schließlich aufklärte, sorgte Dallas mit einer Einschaltquote von 53,3% der Haushalte für neue Zuschauerrekorde in den Vereinigten Staaten.

Die Southfork-Ranch feiert Auferstehung
Soaps sind aber nun mal keine Garantie für eine langanhaltende, oscarprämierte Karriere, und so wollte Bobby-Darsteller Patrick Duffy nach gewisser Zeit seine Rolle aufgeben, um sich anderen Aufgaben zu widmen. Kein Problem, das Drehbuch ließ Bobby ordnungsgemäß sterben, begraben – und zum nächsten Staffelbeginn wieder unbeschadet unter der Dusche stehen. Die Gründe für die plötzliche Wiederauferstehung waren eher banaler Natur. Die Fans wollten sich nämlich nicht einfach mit dem plötzlichen Tod des Serienschönlings zufriedengeben. Und auch die Karriere von Patrick Duffy kam ohne Dallas nicht so richtig in Schwung.

Larry Hagman höchstpersönlich überredete also seinen Kollegen, wieder einzusteigen, und kurzerhand erklärten die Drehbuchautoren die komplette neunte Staffel zum Traum seiner Seriengeliebten Pamela. Lediglich im Spin-Off namens Unter der Sonne Kaliforniens blieb Bobby dauerhaft verschieden. Der Kniff ersetzte zwar Spekulationen um eine alternative Handlung, in der Bobby beinahe lebendig begraben worden wäre, sorgte aber nichtsdestotrotz für Kontroversen um das abfallende Niveau der Serie.

Selbst die Produktionsgeschichte eine reinste Seifenoper…
Ähnliche Diskussionen lösten die Macher ebenfalls aus, als sie die Barbara Bel Geddes, die Darstellerin der Miss Ellie, wegen einer Bypass-Operation dramaturgisch unerklärt durch Donna Reed austauschten, die allerdings in der Rolle der Ewing-Matriarchin nicht überzeugen konnte. Auch hier sorgten fallende Quoten dafür, dass die beliebte Originaldarstellerin wieder an ihren alten Platz auf der Southfork-Ranch zurückkehrte.

Diese und ähnliche Kontroversen sorgten für ein anhaltendes Auf und Ab um die Serie Dallas, die es letztlich aber immerhin auf eine stattliche Anzahl von 357 Episoden und drei zusätzlichen Filmen brachte. Um auch ein jüngeres Publikum für die filmisch dokumentierte Familienhistorie der schwerreichen Ewings zu begeistern, strahlt der Sender TNT seit 2012 eine Fortsetzung aus. Die gleichnamige Serie Dallas vereint einige damalige Stars wie Larry Hagman und Linda Gray mit frischen Gesichtern, und erzählt von den Machenschaften der zwei Ewing-Söhne. Trotz einiger guter Kritiken schafft es die Fortsetzung jedoch nicht, an die Quotenerfolge des Originals anzuknüpfen, und so dümpelt auch in Deutschland die zweite Staffel momentan auf dem Spartensender SuperRTL vor sich hin. Um den Kult, der nach wie vor um Dallas herrscht, mache ich mir aber nach wie vor keine Sorgen. Zumindest das diabolische Grinsen von J.R. wird auch nach dem viel zu frühen Tod von Larry Hagman im kollektiven Gedächtnis bleiben.

Was die Menschheit sonst noch im (Film)Jahr 1987 bewegte:
Drei Filmleute, die geboren sind
19. April 1978 – James Franco, der Magier aus Die fantastische Welt von Oz
14. Juni 1978 – Diablo Cody, gewitzte Drehbuchschreiberin für Juno
17. November 1978 – Rachel McAdams, Sherlocks Schwäche in Sherlock Holmes

Drei Filmleute, die gestorben sind
26. August 1978 – Charles Boyer, der General aus Madame de…
10. November 1978 – Theo Lingen, Oberstudienrat aus Die Lümmel von der ersten Bank
10. Dezember 1978 – Edward D. Wood Jr., Regisseur von Plan 9 aus dem Weltall

Die großen Festival- und Award-Sieger waren unter anderem
Oscars – Der Stadtneurotiker von Woody Allen (Bester Film, Regisseur, Hauptdarstellerin)
Goldene Palme – Der Holzschuhbaum von Ermanno Olmi
Goldener Bär – Die Forellen von José Luis García Sánchez

Drei wichtige Ereignisse des internationalen Films
01. März 1978 – drei Monate nach seiner Beerdigung wird der Sarg von Charlie Chaplin gestohlen
August 1978 – In Salt Lake City findet das erste Sundance Film-Festival statt
Der US Supreme Court veröffentlicht eine Liste von Worten, die in Filmen nicht gesagt werden sollten

Drei wichtige Ereignisse der Nicht-Filmwelt
26. August: Sigmund Jähn fliegt als erster Deutscher mit dem Russen Waleri Bykowski ins Weltall.
16. Oktober 1978 – Karol Wojtyla wird zum Papst Johannes Paul II. Es ist das ‚Dreipäpstejahr‘.
28. Dezember 1978 – in Norddeutschland weiten sich Schneestürme zur Schneekatastrophe aus

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