Ich stehe ungeduldig an der Ampel und warte mit einem Seufzen darauf, dass sie von Rot auf Grün schaltet und ich die (freie) Straße überqueren kann, um dem kleinen Jungen neben mir ein gutes Vorbild zu sein. Der Regen prasselt unaufhörlich auf meine Kapuze und ich merke, dass meine Jacke der Nässe nicht gewachsen ist. Langsam spüre ich, wie die Feuchtigkeit sich auf meinem Hemd niederlegt und mich ein Schauer überkommt. In diesem Augenblick wird mir wieder klar, dass niemand gern in der nassen Kälte steht, außer unzählige Charakteren der Filmgeschichte.
Denen scheint ein schöner Regenschauer nicht nur unendlich Freude zu bereiten, sondern das kühle Nass ebnet auch allzu oft den Weg zur Schlüsselszenen eines ganzen Films. Immer wieder wird dem Regen die Aufgabe zuteil, einer Szene einen ganz bestimmten Dreh zu geben oder eine große Portion Dramatik hinzuzufügen. In diesem Moment, als sich die Nässe des Regens unaufhaltsam den Weg zu meiner Haut bahnt, fallen mir wieder die vielen Regenszenen ein, die mitunter sogar schlechte Filme in der Erinnerung verankern. Hier ist eine Liste meiner persönlichen Lieblinge, die ganz bewusst romantische Momente außen vor gelassen hat, da dies eine ganz eigene Aufzählung wert gewesen wäre. Um allen Unkenrufen vorzubeugen, sei noch hinzugefügt, dass Du sollst mein Glücksstern sein hier mit Absicht keine Beachtung gefunden hat, da über eine der legendärsten Regenszenen alle Zweifel erhaben sind.
Road to Perdition – Rache im Regen
John Rooney verlässt ahnungslos das Büro, spannt seinen Regenschirm auf und tritt auf die verregnete Straße. In diesem Moment weiß er noch nicht, dass er dort schon längst erwartet wird. Regisseur Sam Mendes schuf in seinem Drama Road to Perdition durch eine beeindruckende Inszenierung wohl eine der eindringlichsten Regenszenen. Nachdem seine Familie brutalst ermordet wurde, flieht Michael Sullivan nicht nur durchs Land, um selbst dem Tode zu entkommen, sondern auch, um einen tödlichen Racheplan zu schmieden. In dieser regenreichen Szene steht er nun endlich John Rooney gegenüber, dem Mann, der das Massaker an seinen Geliebten anordnete. Sullivan versteckt sich in der schützenden Dunkelheit und entlädt zu allererst seine Tommy Gun auf die Handlanger Rooneys. Dabei herrscht bedrückende Stille und nur der Soundtrack von Thomas Newman unterstreicht den Kugelhagel, der einen nach dem anderen niederstreckt, bis nur noch Rooney übrig bleibt. Langsam läuft Sullivan auf ihn zu, der Regen legt sich über die tragende Musik und mit einem erleichterten, aber traurigen I’m glad its you tritt Ronney seinem Schicksal entgegen. Rache kann so ästhetisch sein. (Szene)
Jurassic Park – Der T-Rex kommt
Nicht nur die – für damalige Verhältnisse – beeindruckenden visuellen Effekte und das zukunftsweisende CGI blieben mir nach dem Schauen von Jurassic Park in Erinnerung, sondern auch diese legendäre Regenszene, die durch ein vibrierendes Wasserglas angekündigt wird, bleibt unvergessen. Gefangen in einem Jurassic Park SUV, den ich als Kind unbedingt in meinem Spielzeugfuhrpark aufnehmen wollte, sind die Schritte des T-Rex sind nicht nur spür- sondern auch hörbar. Der Regen prasselt leise auf das Autodach und eine unheilvolle Spannung ergreift förmlich Besitz von meinem Körper. Die Stille wird durch ein lautes Grummeln durchbrochen und nur eine Glasscheibe trennt die verzeifelten Kindern jetzt noch vom riesigen Urzeitmonster. Als der T-Rex den SUV gekonnt umstürzt und sich über die Reifen hermacht, versinken die Kinder nicht nur in knietiefen Schlamm, sondern der reißende Regen unterstreicht die verzweifelte Situation aller Beteiligten. Bis sich Ian ein Herz fasst und den miesgelaunten Fleischfresser ablenken will, was für den Herren auf Toilette jedoch leider im Schlund des Dinos endet. (Szene)
Der Herr der Ringe: Die zwei Türme – Die Regenschlacht
In Der Herr der Ringe: Die zwei Türme, dem zweiten Teil der Herr der Ringe-Trilogie von Peter Jackson, kündigt nicht nur ein Donner das kommende Unheil an, sondern auch das monotone Stapfen tausender Uruk-hais durch den beginnenden Regen setzt alle Zeichen auf eine blutige Schlacht. Als die Heerschar von Uruk-hais vor den Mauern der befestigte Schlucht im Weißen Gebirge, Helms Klamm, steht und der Regen auf die eisernen Rüstungen der kampfbereiten Bestien prasselt, sind nicht nur Aragorn, Gimli und Legolas bis in die Haarspitzen angespannt. Der Atem der dunklen Krieger wird durch die kalte Nachtluft sichtbar, beide Seiten sind für diese Schlacht bereit und ich schon lange nicht mehr nur vor der Leinwand, sondern völlig gefangen. Es ist dann auch der Regen, der den Startschuss zu einen der mächtigsten Schlachten der Trilogie gibt, denn ein Bogenschütze kann aufgrund der Nässe den Pfeil nicht mehr halten, der nach einem langen Flug einen Uruk-hai in den Hals trifft und diese epische Schlacht ihre Anfang nimmt. (Szene)