A Neverending Story - Tom Cruise & Scientology

10.04.2013 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Tom Cruise in Oblivion
Universal Pictures
Tom Cruise in Oblivion
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Ein neuer Film mit Tom Cruise heißt immer auch eine neue Werbetour für Scientology. Dass es zwischen Film- und Sektenstar nicht zu unterscheiden gilt, demonstriert er selbst am Deutlichsten. Wenn nämlich Blockbuster-Unterhaltung dem Sektenwohl dient.

Eigentlich müsste ich schreiben: Was für Mel Gibson gilt, das gilt auch für Tom Cruise. Aber dem ist ja gar nicht so, denn das Trennungsgebot, von dem an anderer Stelle die Rede war, gilt für Tom Cruise selbstverständlich noch viel mehr. Klar, Cruise und Scientology, das mag manch einem wie eine Schallplatte mit Sprung erscheinen. Leider jedoch nicht die fragwürdigen Wechselbeziehungen zwischen Schauspielprominenz und Sektenguru, sondern vielmehr der (gottlob) uneingeschränkte Verweis auf ebendiese. Viel zu oft ist da noch zu lesen von der angeblichen Trennung, davon, dass der Film- vom Sektenstar abgekoppelt werden könne (und solle), dass er ja ein guter Schauspieler sei, Scientology hin oder her. Der übliche vernebelte, allzu bequemliche Populismus eben. Jaja, es sei schließlich egal, was er privat mache, so lange er auf der Leinwand überzeuge. So lange er ein guter Schauspieler sei, so lange sich seine Sekte dabei ausblenden ließe. Eine neverending Story des Unfugs.

Cruise, der Operierende Thetan VII
Nun denn: Es steht gar nicht zur Diskussion, dieses Thema, so leidig es manch einer empfinden mag, mit jedem neuen Cruise-Film, mit jeder neuen Werbemaschinerie, die daraufhin anrollt, in den Mittelpunkt zu rücken. Das ist eine moralische Pflicht, mindestens für jemanden, der über diese Filme öffentlich berichtet. Wenn morgen also das Science-Fiction-Spektakel Oblivion in den deutschen Kinos startet, dann muss wieder einmal daran erinnert werden, wie sehr dieser Mann eben nicht unabhängig von seiner Sekte, seinem Wirken, seinen Funktionen betrachtet werden kann. Nicht nur deshalb, weil er selbst wie eine Science-Fiction-Gestalt wirkt. Sondern auch, weil die mitunter gewünschte, teils geforderte, zumindest aber verbreitete Aufspaltung seiner Person in Film- und Sektenschaffen gar nicht in seinem persönlichen Interesse liegt. Den privaten Cruise, sofern privat bedeuten soll, seinen Status als „Operierender Thetan der Stufe VII“ nicht mit seinen Rollen, seinem Schauspiel, seiner Beurteilung als Filmstar in Verbindung zu bringen, gibt es schließlich überhaupt nicht.

Das System der Grenzüberschreitung
Wie also soll zwischen einem ranghohen Sektenmitglied, dem wichtigsten Scientology-Lobbyisten der Welt, und einem (einstigen) Kinosuperstar, der lange Zeit als Hollywoods hellster funkelnder Stern galt, unterschieden werden, wenn Tom Cruise selbst diese beiden Rollen seit jeher perfekt in Einklang zu bringen versucht. Medial wurden diese Verschränkungsunternehmungen zu Zeiten von Krieg der Welten besonders unter die Lupe genommen. Es hieß, Cruise habe während der Dreharbeiten zum Film erwirkt, am Set stets Scientology-Infostände errichten zu lassen. Es hieß auch, dass jeder der am Film beteiligten Menschen, vom Kabelträger bis hin zu Mitarbeitern des Verleihs UIP, auf Wunsch von Cruise Informationsveranstaltungen hätte besuchen müssen. Scientology-Aussteiger berichten über derartige Vereinbarungen von Filmgeschäft und Religionspolitik zuhauf, in gewisser Hinsicht gehören sie in Hollywood vermutlich auch zur Normalität. Für Cruise gebe es keine Trennung zwischen „Religion“ und Beruf, schrieb Andrew Morton folglich in seiner selbstverständlich dezidiert nicht-autorisierten Biographie über dieses System der Grenzüberschreitung.

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