Warum Alain Delon sein Leben noch nicht verfilmt hat, ist schleierhaft, denn es liefert ausreichend Stoff für mehr als nur einen Film. Seine einsame Kindheit und Jugend, über die nur wenig bekannt ist, seine Affären mit Frauen und auch Männern, seine angeblichen Beziehungen in die Unterwelt, seine Verwicklung in mysteriöse Mordfälle, sein eher rechtsgerichtetes Gedankengut – das alles macht ihn zu seinem Mann, der als einer der prominentesten Schauspieler Frankreichs gilt. Und das nicht trotz seiner Fehltritte, sondern gerade wegen dieser. Denn rein gar nichts hat die Karriere von Alain Delon, der im Nachhinein sein Mitwirken im Indochinakrieg als die glücklichste Zeit seines Lebens bezeichnet, einknicken lassen können. Im Gegenteil: All das Mysteriöse und Unlautere, das ihn umgibt, schürt nur das Bild, das der Kinogänger vom Menschen Alain Delon hat.
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Sein Privatleben mit all seinen Skandalen scheint sich auch auf seine Filme übertragen zu haben. Selten spielt Alain Delon einen sympathischen Charakter, meist ist er in Krimis oder Gangsterfilmen zu sehen. Mit seinen ersten Rolle als Mörder in Die Killer lassen bitten und Nur die Sonne war Zeuge legte er die Grundlagen zu dem Image, welches das Publikum auch heute noch von ihm hat. Seine eiskalten Augen, sein Gesicht, welches in seiner Makellosigkeit oftmals einer Maske glich, das waren die Attribute, die Alain Delon als Filmkiller festigten.
Eine seiner berühmtesten Rollen ist nach wie vor Der eiskalte Engel aus dem Jahr 1967, der von vielen als das Meisterwerk von Jean-Pierre Melville bezeichnet wird. Der Part des emotionslosen, schweigsamen Killer-Beaus scheint Alain Delon auf den Leib geschneidert zu sein. Zu Beginn des Filmes verliert Alain Delon als “eiskalter Engel” Jeff Costello nicht ein Wort und auch später sind seine wenigen Worte eher mechanisch. So mechanisch, wie er auch seinen Beruf, das Töten, ausübt. Jeffs Geliebte, die er für seine Alibis während der Tatzeiten braucht, wird von Nathalie Delon, der damaligen Frau von Alain Delon, gespielt. Kurz nach Der eiskalte Engel wird ihre Ehe geschieden und so meint der Zuschauer in der Abschiedsszene, in der sich beide ein letztes Mal umarmen, auch einen persönlichen Abschied der Beiden zu sehen. Alain Delon verkörpert den gefühlskalten Auftragskiller, wie er auch sein privates Leben lebt: Ohne Rücksicht auf Verluste und mit der Gewissheit, dass am Ende nur noch der Tod auf ihn wartet.
Einen größeren Erfolg konnte Alain Delon zuletzt mit der sechsteiligen Mini-Serie Frank Riva aus dem Jahr 2003 verbuchen. Kommissar Frank Riva kämpft mit unkonventionellen Mitteln gegen die Pariser Mafia und Alain Delon, der schon Jahre zuvor dem Kino “Adieu” gesagt hatte, kehrt hier erneut in seine Rolle als einsamer Wolf zurück. Eine Rolle, die ihn auch über einige Strecken seines Privatlebens begleitet hat.