Als Kubrick zauberte - Der Beginn einer Filmleidenschaft

02.07.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Mit Blick auf die Wucht des zu Sehenen
Warner Bros. Pictures
Mit Blick auf die Wucht des zu Sehenen
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Drei Monate Redaktionspraktikum bei moviepilot stehen vor mir. Bevor es losgeht, ein paar Worte über mich und den Film. Nun, vor allem den Film.

Es muss irgendwann inmitten meiner Jugendzeit gewesen sein. Die bestellte Sammlung einer Auswahl von Stanley Kubricks Werken war inzwischen angekommen und wartete auf ihre Sichtung. Ich entschied mich für 2001: Odyssee im Weltraum. Dieser Trip nicht nur durchs Weltall, sondern in die ganz inneren Universen meines Selbst sollte mein Verständnis für Film grundlegend prägen. Was Kubrick hier machte, war ein Erlebnis, eine Erfahrung.

Ich habe schon früh angefangen, Filme und Serien zu schauen. So wurde ich auch als Kind bereits auf emotionale Parforceritte geschickt. Die täglichen Cartoons diverser TV-Sender schaute ich im Akkord. Und Filme wurden für gewöhnlich noch auf VHS-Kassette gekauft, ausgeliehen oder als Fernsehausstrahlung angesehen. Doch die intensive Hinwendung zum Film - daran hatte Regisseur Kubrick maßgeblichen Anteil. Die Geburtsstunde einer Leidenschaft, die nie erloschen ist.

Von Kubrick zur Neuen Welle

Paul Thomas Anderson mit seinem berauschenden Magnolia, Lars von Triers demaskierendes Kammerstück Dogville und Terrence Malicks existenzieller Der schmale Grat waren und sind weitere Vertreter, die ihren Anteil an meiner ganz persönlichen Nähe zum Film merkbar beigetragen haben. Sie alle verbindet, dass sie etwas anders machen. Mich hat dieses Andere zunehmend interessiert. Und so fand ich mich konsequenterweise, es waren einige Jahre nach der Kontaktaufnahme mit 2001 vergangen, in den filmischen Kreisen der französischen Nouvelle Vague wieder. Konsequenterweise, da insbesondere der frühe François Truffaut und sein langjähriger, guter Freund Jean-Luc Godard mir eine Welt der Demontage gezeigt haben: Film wurde neu geschaffen und angeordnet. Zwar sollte sich Truffaut nach einigen Jahren eher konventionelleren Filmen zuwenden, woraufhin die Freundschaft der beiden zerbrach. Godard allerdings ist bis heute ein experimenteller, eigensinniger Gegenfilmer zur Konvention. Sein Weekend von 1967 etwa stellt für mich nicht weniger dar als die ultimative Apokalypse - filmisch, menschlich, gesellschaftlich, politisch. Ein cineastischer Exzess ungemeiner Kraft.

Natürlich möchte ich an dieser Stelle nicht die amerikanische Form eines Kinos unterschlagen, welches das alte Hollywoodsystem in den 60ern und 70ern in Frage stellte. Auch diese Zeit brachte einige meiner persönlichen Idole hervor, von denen insbesondere Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und David Lynch viele meiner Lieblingsfilme erschufen: Mit welch anarchischer Wucht Coppola etwa seine Apocalypse Now entfacht oder David Lynchs Eraserhead Gewohnheiten ausradiert, gehört für mich zu den intensivsten Filmerlebnissen, die ich bis dato hatte.

Nicht nur schauen, auch machen

Die Erfahrungen führten schließlich auch hierzu: "Nicht nur Filme schauen, sondern auch selbst Filme machen". Für Godard war seine Zeit als Kritiker bei der französischen Filmzeitschrift Cahiers du Cinéma ein gutes Training, wie er selbst sagt. Und auch mein Blick verschärfte sich im Laufe der Jahre. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie begeistert ich von den scheinbar kleinen Details bin, die einen Film erst recht groß machen. Und ich frage mich, unabhängig ob ich eine Szene als gut oder schlecht empfinde: Wie würde ich sie drehen? Ich liebe das Zusammenspiel von Bild und Ton. Meine Erinnerung scheint daher auch eher darauf bedacht zu sein, vor allem visuelle Momente nachhaltig zu speichern: eine soghafte Kamerafahrt, ein starker Cut. Ein Freund reiner Dialoggefechte bin ich in der Regel nicht, vor allem wenn es sich in einem filmisch biederen Rahmen abspielt. Und so bin ich auch immer wieder dabei, eigene Filmideen auszuarbeiten und sehe ihrer Realisierung entgegen.

Durch das rege Interesse auch am Schaffensprozess war es durch eine vorige Redaktionserfahrung natürlich umso interessanter, mit Filmleuten wie Nicolas Winding Refn oder Gianfranco Rosi, dem diesjährigen Berlinale-Gewinner, Gespräche führen zu können. Hier steckt in mir der kleine Junge, der sein Lieblingsspielzeug gefunden hat und daher umso neugieriger darauf ist, was bereits etablierte Macher darüber zu sagen haben.

Abseits von Film

Zugegeben, ich habe mir diesen Absatz für den Schluss aufgespart, damit ich zunächst die wichtigsten, wenn auch kaum vollständigen Worte über den Film loswerden konnte. Noch ein paar Worte über mich: Nach der Schule wusste ich noch gar nicht so recht, wie der nächste Schritt aussehen sollte. Da war der Film in mir, aber ich wusste nicht, wie ich selbst dorthin kommen sollte. So studierte ich erstmal einige Jahre Philosophie und Germanistik in Bonn, bis ich mich eines Tages gedankenverloren in einem Seminar wiederfand: "Was mache ich hier überhaupt?" Spätestens jetzt, dachte ich mir, muss ich etwas ändern. Es folgte ein mehrmonatiger Auslandsaufenthalt mit einem guten Freund, dem sich die Frage anschloss, was nun kommen sollte. Also entschied ich mich für die Hauptstadt und das Praktikum bei moviepilot, um zunächst weiter über Film zu schreiben und weiter interessante Erfahrungen sammeln zu können.

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