American Horror Story-Nachfolger: Ist die neue Serie mit Absicht so schlecht?

08.09.2021 - 11:20 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
American Horror Stories
FX on Hulu / Disney+
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American Horror Stories ist endlich auf Disney+ gestartet. Fans, die das American Horror Story-Spin-off mit Spannung erwartet haben, werden bitter enttäuscht.

Seit knapp 10 Jahren begeistert und gruselt die Anthologie-Serie American Horror Story mit neuen Horror-Szenarien und bekannten Gesichtern wie Sarah Paulson und Evan Peters in immer wieder neuen Rollen. Jetzt hat die Erfolgsserie von Ryan Murphy und Brad Falchuk das erste Spin-off hervorgebracht.

Was macht eigentlich eine gute Season von AHS aus? Sind es die Stars? Der Grusel? Die spitzzüngigen Dialoge? Die stetigen Wechsel zwischen Horror und Camp? Was es auch ist: American Horror Stories hat es nicht. Aber was macht das Schauer-Spin-off eigentlich falsch?

Das erwartet euch in American Horror Stories bei Disney+

Was unterscheidet American Horror Stories überhaupt von der Mutterserie? Das bekannte Konzept unterschiedlichster Gruselgeschichten wird im Spin-off auf einzelne Episoden herunter gebrochen. Das bedeutet: Jede Folge erzählt eine eigenständige Horror Story – so lautete zumindest der Plan.

Gruselt euch im schaurigen Trailer zu American Horror Stories

American Horror Stories - S01 Trailer (English) HD
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Die erste Staffel umfasst sieben Episoden. Das sollte eigentlich sieben unterschiedliche Schauergeschichten ergeben, oder? So ganz scheinen die Autor:innen hinter der Serie dem eigenen Konzept aber nicht zu vertrauen. Denn in gleich drei Folgen steht das ikonische Murder House aus American Horror Story im Fokus.

Der Doppelauftakt, der uns zurück ins Murder House bringt, ist unterwältigend. Bekannte Twists und Handlungsabläufe lassen uns eine abgespeckte Version der ersten AHS-Staffel im Schnelldurchlauf erleben. Als neue Serie tut sich American Horror Stories hiermit keinen Gefallen. Denn die meiste Zeit habe ich mich nur gefragt, ob sich die Dutzenden bekannten Geister des Hauses absichtlich vor uns verstecken.

Zugegeben: Nicht alle Folgen sind schlecht. Die Episode Drive In weiß mit einer großen Portion Splatter und Trash gut zu unterhalten und in der Folge Ba'al liefert American Horror Story-Star Billie Lourd als junge Mutter mit postpartaler Depression eine herzzerreißende Tour de Force ab, die in einem finalen Twist-Exzess der Extraklasse mündet.

Hier einmal die 7 American Horror Stories im Überblick:

  • Folge 1 & 2: Ein Mädchen findet einen verfluchten Latex-Anzug, der in ihr Mordgelüste erweckt.
  • Folge 3: Das Screening eines verbotenen Horrorfilms verwandelt die Zuschauenden in mörderische Wut-Zombies.
  • Folge 4: Danny Trejo im Weihnachtsmann-Kostüm schlachtet eine Gruppe Influencer ab.
  • Folge 5: Eine junge Frau geht einen folgenschweren Handel mit einem Dämon ein, um schwanger werden zu können.
  • Folge 6: Ein Elternpaar sucht in einem Nationalpark nach seinem seit 10 Jahren verschwundenem Sohn und trifft auf mysteriöse Wilde.
  • Folge 7: Ein Videospiel über American Horror Story lässt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

American Horror Stories ist ein lustloses Spin-off

American Horror Stories hat ein grundlegendes Problem. Die Inszenierung und die Drehbücher wirken lustlos. So als müssten Ryan Murphy, Brad Falchuk und ihr Team hier eine vertraglich vorgeschriebene Pflichtaufgabe erfüllen. Dieser Eindruck wird durch den Umstand verstärkt, dass die großen Stars der Hauptserie mit Abwesenheit glänzen.

Durch die Auftritte auffällig vieler Jungstars scheint American Horror Stories, das für eine reine Streaming-Veröffentlichung konzipiert wurde, ein jüngeres Publikum ansprechen zu wollen als die Mutterserie. Nur leider funktioniert die Serie auch als trashiger Teenie-Horror nicht.

Fans von American Horror Story werden mit dem Spin-off heftig vor den Kopf gestoßen. Denn mehrere Folgen stehen im krassen Gegensatz zum etablierten Kanon, der in den letzten 10 Jahren (fast) alle einzelnen Seasons durch Querverweise miteinander verknüpfte, und treten diesen mit Füßen.

Vielleicht soll hier eine Art Multiversum wie im Film- und Serien-Kosmos von DC und Marvel eröffnet werden? Zumindest als nicht-kanonische Fanfiction kann American Horror Stories von eingefleischten Fans akzeptiert werden.

10 Jahre Murder House ... und dann das

Ist das Spin-off wirklich nur schlechte Fanfiction? Das lässt sich zumindest nach dem Finale spekulieren, wenn zum dritten Mal das Murder House besucht wird. Denn hier stehen tatsächlich zwei AHS-Hardcore-Fans (sie heißen Dylan und Connie!) im Fokus, deren Urlaub im mittlerweile zum Airbnb umfunktionierten echten Murder House in einem absoluten Meta-Wahnsinn eskaliert.

Diese Episode mit dem mahnenden Titel Game Over setzt Realitäts-Ebene auf Realitäts-Ebene, bis nichts mehr einen Sinn ergibt. Die verzweifelte Message der Franchise-Schöpfer Ryan Murphy und Brad Falchuk, die hier das Drehbuch selbst geschrieben haben, ist deutlich: Denkt nicht über die Kontinuität von AHS nach, wir haben selbst den Überblick verloren.

Der wirre Meta-Abschluss der ersten Staffel wirkt wie eine fiese Abrechnung mit dem seit 10 Jahren immer wieder gehypten Murder House-Setting. Wenn zum Ende der Folge eine Figur mit den Worten "Ich hab genug Zeit im Murder House verbracht" das Horrorhaus hinter sich lässt, scheinen sich auch Murphy und Falchuk (hoffentlich) endgültig von diesem Schauplatz des Grauens verabschiedet zu haben.

American Horror Stories ist nicht grauenhaft schlecht – aber als Ableger einer der besten Serien der letzten 10 Jahre auch nicht besonders gut. Die Hoffnung stirbt zuletzt: Eine 2. Staffel von American Horror Stories wurde bereits bestellt und hoffentlich nehmen sich Ryan Murphy und Co. die Kritik der Fans zu Herzen. Und das ist ja das tolle an Anthologien: Mit jedem Neustart gibt's eine neue Chance.

Die 1. Staffel von American Horror Stories umfasst sieben Folgen, die seit dem 8. September 2021 immer mittwochs bei Disney+ Star ausgestrahlt werden. Als Grundlage für diesen Seriencheck dienten alle sieben Episoden.

Podcast für American Horror Story-Fans: Welche Staffeln lohnen sich wirklich?

American Horror Story ist die populärste Horrorserie weltweit und wir prüfen im Podcast, welche der neun Staffeln sich wirklich lohnen:

Im Podcast gehen Max Wieseler und Esther Stroh dem Phänomen auf den Grund und geben euch einen Überblick über die Horror-Geschichten der ersten 9 Staffeln, die Darsteller/innen, Monster und die komplexe Timeline, die alles miteinander verbindet.

*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr Moviepilot. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

Was macht für euch den Reiz von American Horror Story aus?

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