An Education - Antisemitische Erziehung des Herzens?

18.02.2010 - 08:50 Uhr
Ist Carey Mulligan die neue Audrey Hepburn?
Sony Pictures
Ist Carey Mulligan die neue Audrey Hepburn?
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An Education begeistert weltweit die Kritiker. Nur die deutsche Presse bemängelt das konservative Ende und vermutet in der Figur des David sogar die heimliche Bestätigung antisemitischer Vorurteile.

Die Verfilmungen der Romane von Nick Hornby (High Fidelity, About a Boy oder: Der Tag der toten Ente) sind ein Garant für Publikums-Erfolg. Zum zweiten Mal wagte sich der Erfolgs-Autor bei An Education, der heute in den Kinos anläuft, an ein Drehbuch. Dieses basiert auf einer Episode der Autobiographie der Journalistin Lynn Barber. Der Film handelt von der Beziehung eines 16-jährigen Mädchens aus engen Verhältnissen mit einem doppelt so alten Traumprinzen, der mit seinem weltmännischen Auftreten und stilvollen Geschenken nicht nur sie, sondern auch ihre skeptischen Eltern bezirzt. Leider ist nicht alles Gold, was glänzt, und sie muss einige bittere Lektionen für ihr Leben lernen.

Seitdem der Film, bei dem Lone Scherfig (Italienisch für Anfänger) die Regie übernahm, auf dem Sundance-Festival 2009 seine Premiere feierte, begeistert er Kritiker und Zuschauer gleichermaßen. Besonders die beiden Hauptdarsteller Peter Sarsgaard und Carey Mulligan erfreuen sich uneingeschränkten Lobes, welches sogar in einer Oscar-Nominierung der bislang weitgehend unbekannten Schauspielerin mündete. Nur manche deutschen Kritiker sind etwas mürrisch.

Maurice Lahde von Critic.de warnt sogar vor einem antisemitischen Subtext in An Education: “Unter dem Schutz dieser Beiläufigkeit präsentiert der Film dann aber so ziemlich jedes antisemitische Klischee, das sich denken lässt: David, dessen Nachname übrigens „Goldman“ lautet, entpuppt sich nach und nach als arbeitsscheuer Bruder Leichtfuß, als Dieb und Hehler, als sich auf Kosten anderer bereichernder Fiesling und schließlich – als es darauf ankäme, zu Jenny zu stehen – als rückgratloser Feigling. […] Mit anderen Worten: Der Vater und die Rektorin, ehrlich arbeitende christliche Briten, hatten mit ihrer Warnung völlig recht. Man wartet, hofft auf einen Bruch, […] aber man findet nichts.”

Der Kritiker vom Bayrischen Rundfunk kritisiert lediglich das konservative Ende des Filmes: “Lone Scherfig (”Italienisch für Anfänger (Italienisch für Anfänger)“:/movies/italienisch-fuer-anfaenger) zeichnet Jennys Entwicklung in einem spannenden Gefühlsbogen, am Ende verlässt sie jedoch der Mut zum großen Ganzen. Statt Freiheit und Abenteuerlust dominieren dann doch Moral und pädagogischer Zeigefinger. Trotz dieser Schwäche ist An Education mehr als ein simpler Coming of Age-Film, er ist eine wunderschöne und romantische Education Sentimentale aus weiblichem Blickwinkel.”

Carsten Happe von Schnitt.de ist restlos begeistert: “Regisseurin Lone Scherfig [gelingt] eine traumwandlerisch dahinschwebende, perfekt getimte Inszenierung des Freudentaumels, mit geschliffenen Dialogen und zeitlos schönem Design, das die Atmosphäre der frühen 1960er maßstabsgetreu auf die Leinwand zaubert. Doch selbst all das verblaßt gegen ein Darstellerensemble, das bis in die kleinsten Nebenrollen […] herausragend besetzt ist.”

Ähnlich begeistert zeigt sich Thomas Hunziker von Filmsprung.ch: “Die beiden herausragenden Bestandteile des gefühlvollen Films sind das Drehbuch von Nick Hornby, sein zweites verfilmtes Drehbuch nach Jackpot, und die Hauptdarstellerin Carey Mulligan. Elegant und leichtfüssig treibt Hornby die Handlung voran, ohne dabei gross in die Klischees der nicht ganz statthaften Beziehung abzusinken. Das ist nicht nur der Verdienst von Hornby, sondern eben auch von Mulligan, die zwar manchmal zerbrechlich und naiv wirkt, dann aber auch wieder ganz selbstbewusst ihre Ansichten vertreten kann. Fesselnd ist ihre ausgeprägt nuancierte Mimik, und durch ihr sanftes, unwiderstehliches Lächeln strahlt sie eine unbezwingbare Kraft aus. Fazit: An Education ist ein humorvoll berührendes Drama über die elementaren Entscheidungen des Lebens.”

Wer herausfinden möchte, ob Ihr den Reizen der charmanten Carey Mulligan ebenso erliegt wie die Kritiker, kann in unserem Kinoprogramm herausfinden, wo der Film in Eurer Nähe zu sehen ist.

Als kleiner Ansporn ist hier noch der Trailer zu An Education:

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