Andreas Pietschmann über Böseckendorf und frische Windeln

22.09.2009 - 11:00 Uhr
Sat 1
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In Böseckendorf – Die Nacht, in der ein Dorf verschwand, spielt Andreas Pietschmann den Harald Bittmann, einen Westdeutschen, der den Einwohnern des Dorfes bei ihrer Flucht in den Westen helfen will. Im Interview erzählt er von seinen ganz persönlichen Hintergründen.

Im Film Böseckendorf – Die Nacht in der ein Dorf verschwand werden Helden geboren. Zwei Tage vor diesem Interview erblickte die Tochter von Andreas Pietschmann in Berlin das Licht der Welt. Der frischgebackene Vater über einen Film, der ihn persönlich sehr berührt …

Herr Pietschmann, wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Sehr gut, seit vorgestern ist Helena Leyla da. Mit 4600 Gramm ist sie ein richtig strammes Kind. Im Bauch der Mama war es offensichtlich sehr gemütlich. Zwischen den Dreharbeiten und unserem Gespräch liegt die komplette Schwangerschaft, insofern denke ich besonders gern an den Dreh zurück.

Welche Rolle spielt Ihre Figur Harald bei der Massenflucht im Film?

Er stammt aus der Gegend um Böseckendorf und wurde selbst als Kind auf der Flucht vor den Nazis vom Dorfpfarrer gerettet. Er lebt nun in der Bundesrepublik und versorgt die Bewohner Böseckendorfs nicht nur mit Luxusgütern aus dem Westen, sondern nimmt auch Anteil an ihrem Leben. In der Phase vor der Flucht wäre er, glaube ich, lieber einer von ihnen.

Wie haben Sie den Ausflug in dieses Kapitel deutsch-deutscher Geschichte empfunden?

Als äußerst spannend, weil ich mich sehr für diesen Aspekt der deutschen Geschichte interessiere. Das mag daran liegen, dass ich im fränkischen Würzburg aufgewachsen bin, von wo aus die so genannte “Zonengrenze” nicht weit entfernt war, dass die Wende genau auf die Hälfte meines bisherigen Lebens fällt und ich heute in Berlin-Pankow lebe, wo man ostdeutsche Geschichte täglich hautnah spüren kann. Vielleicht habe ich aber auch immer noch das Gefühl, etwas nachholen zu müssen, weil ich kurz vor dem Mauerfall mit zwanzig nach Frankreich gezogen bin und die Ereignisse des Sommers 1989 aufgrund noch man gelnder Französisch-Kenntnisse nicht richtig mitbekommen habe.

Am 9. November 1989 war ich auf eine Party eingeladen. Im Musikfernsehen lief damals zu allen Songs das gleiche Video: Menschen auf der Berliner Mauer. Ich dachte: “Wahnsinn, dass das erlaubt ist!” Meine französischen Freunde haben mir dann erklärt, was gerade wirklich abgeht …

Die Einwohner von Böseckendorf mussten sich auf einen kleinen Koffer als Fluchtgepäck beschränken. Können Sie sich so etwas vorstellen und was hätten Sie eingepackt?

Diese Frage ist für einen “verwöhnten Wessi”, der nie mit Notstand konfrontiert wurde, nur schwer zu beantworten. Ich versuche mir manchmal vorzustellen, wie unsere Eltern-Generation – mein Vater war sogar persönlich betroffen – nach dem Krieg vertrieben wurde und die Menschen gerade mal das mitnehmen konnten, was sie am Leib trugen. Ich würde
ganz pragmatisch das mitnehmen, was mich immer an den Ort erinnert und das, was ich zum Überleben brauche: Geld, Essen, ein paar Klamotten – und im Moment wahrscheinlich einen Stapel Windeln …

Quellen: Mit Material vom SAT1

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