Wer möchte die Kategorie Bester Animationsfilm heute schon noch missen? Erst seit 2001 haben animierte Spielfilme, ob nun in 3D oder traditionell von Hand gezeichnet, eine reelle Chance mit einem Oscar nach Hause zu gehen. Der Oscar 2012 führt fünf Filme in seiner Liste der Nominierten zum Besten Animationsfilm auf, von denen zwei sogar ausländische Filme sind und nicht die für populäre Animationsfilme beliebten Themen abarbeiten. Auch wenn die Kategorie heute ein fester Bestandteil ist: Das war nicht immer so, nichtmal seit 2001, als die Kategorie entstand. Erst im letzten Jahr gab es einige Regeländerungen. Davor hing es noch davon ab, wie viele Filme auf den Markt kamen und ob diese Filme es der Academy wert waren, nominiert zu werden. Wir blicken zurück auf die Geschichte einer Kategorie.
Disney in Grenzen immer wieder gern gesehen
Es hat lange gedauert, bis Zeichentrickfilme bei den Oscars auch nur anerkannt wurden. Dabei gewannen sie in geringerem Maße von Anfang an Trophäen. 1932 war es der in Technicolor aufgesetzte Disney-Kurzfilm Von Blumen und Bäumen, der den Oscar in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm gewann, die seit dem Jahr existierte, drei Jahre nach der ersten Oscar-Verleihung. Auch heute noch existiert diese Kategorie. Insgesamt gewann Walt Disney, beziehungsweise sein Team, 22 Oscars bei 59 Nominierungen, allerdings zu 99% in dieser Kategorie. Auch viele Ehrenpreise waren darunter, unter anderem für die Erfindung von Mickey Mouse oder die Filme Fantasia und Schneewittchen und die sieben Zwerge. Eine Nominierung zum Besten Film sprang zu Lebzeiten Walt Disneys nicht mehr heraus.
Erst 1991 war es soweit: Ein Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge wurde für die Kategorie Bester Film nominiert. Die Schöne und das Biest verlor gegen Das Schweigen der Lämmer und bis zur erneuten Nominierung eines Animationsfilms sollten 18 Jahre vergehen. Dank der Erhöhung der zulässigen Nominierten auf 10 konnte Oben ebenfalls in der Liste auftauchen. Ein Jahr später schaffte es auch Toy Story 3, aber eigentlich war von Anfang an klar, dass die Verbreiterung der Kategorie nichts für den eigentlichen Bias bei der Verleihung des Preises bedeuten würde. Auch Waltz with Bashir schaffte es unter die Nominierten für den Besten fremdsprachigen Film, erhielt kurioserweise aber keinen Platz in der Kategorie Bester Animationsfilm. Nicht nur mit den Animationsfilmen hat die Academy Probleme, insgesamt ist ihre Nominierungspraxis eher undurchsichtig. Für die Animationsfilme wurde das Platzierungsproblem 2001 gelöst – aber längst nicht zufriedenstellend.
Ab in dein Eckchen
In dem Jahr, in dem die Kategorie eingeführt wurde, holte sich Shrek – Der tollkühne Held den Preis und setzte sich damit, kaum verwunderlich, gegen die beiden Konkurrenten Jimmy Neutron – Der mutige Erfinder und Die Monster AG durch. Die Einführung der Kategorie ist wahrscheinlich den damals in der Popularität immer weiter ansteigenden computeranimierten Filmen zu verdanken, weniger den auf traditionelle Art und Weise hergestellten Filmen. Trotzdem fanden sich auch in den Folgejahren Zeichentrickfilme in der Kategorie, zum Beispiel Bärenbrüder und 2002, als die Kategorie für ein Jahr fünf Nominierte zuließ, auch Chihiros Reise ins Zauberland, der damals gewann. Die Kategorie half zwar dabei, dass mehr Animationsfilme bei den Oscars zum Zug kommen, brachte sie aber dafür um etwas anderes. Gerade 2008, als Wall-E – Der Letzte räumt die Erde auf zum Besten Animationsfilm gewählt wurde, erhoben sich protestierende Stimmen. Denn mit der Kategorie hatte die Academy einen Grund, den in den Himmel gelobten Animationsfilm nicht auch noch für den Besten Film zu nominieren. Für viele Kritiker war der Fall klar: Hätte es die Kategorie nicht gegeben, wäre Wall-E – Der letzte räumt die Erde auf für den Besten Film nominiert worden.
Das mag einer der Gründe dafür gewesen sein, dass ab 2009 zehn Produktionen für den Besten Film nominiert werden konnten. Auch kommerziellere oder weniger “niveauvolle” Filme konnten so berücksichtigt werden. Was wieder ganz eigene Probleme mit sich brachte. Bis 2011 musste die Kategorie Bester Animationsfilm von einem Komitee immer wieder von Neuem genehmigt werden, was seit 2001 auch jedes Jahr geschah und schließlich zur Einführung als fester Bestandteil der Oscars führte. Eine weitere Regelung wurde eingeführt: Wenn mehr als 16 Filme eingereicht werden, sind bis zu fünf Nominierte erlaubt, wo vormals standardmäßig nur drei Filme gewählt werden durften. Ein weiser Schritt. Dieses Jahr haben wir neben Rango, Der gestiefelte Kater und Kung Fu Panda 2 nämlich auch zwei ausländische Filme auf der Liste: Chico & Rita und Une Vie De Chat. Auch, wenn Animationsfilme immer noch nicht als gleichwertig mit den “normalen” Filmen angesehen werden, sind es nicht mehr nur immer die offensichtlichen Kandidaten, die nominiert werden.
Was denkt ihr? Behindert die Kategorie Bester Animationsfilm eine Gleichberechtigung mit den Live-Action-Filmen? Oder ist die Trennung richtig?