Die Familie kommt zu Rachels Hochzeit. Es herrschen Wiedersehensfreude und Harmonie. Aber das ist nur Oberfläche, denn Kym (Anne Hathaway) kehrt nach langjähriger Abwesenheit zur Hochzeit ihrer Schwester Rachel (Rosemarie DeWitt) in den Schoss der Familie zurück. Zuvor war sie in einer Entzugsklinik, und das nicht zum ersten Mal. Ihr schwarzer Humor und ihr Hang zu dramatischen Situationen lassen alte Familienkonflikte wieder aufbrechen. Kym trägt an einer alten Schuld, die sie lange verdrängt hat. Dass der Bräutigam (Tunde Adebimpe) Afro-Amerikaner ist, sorgt für weiteren Zündstoff in der weißen Mittelschichts-Familie. Die Hochzeit nimmt ihren Lauf.
Rachels Hochzeit könnte die amerikanische Variante von Das Fest von Thomas Vinterberg sein. Hier wie dort zeigt sich die Familie kein bisschen als Hort der Liebe und Zuwendung. Lange verdrängte Zerwürfnisse kommen ans Tageslicht. Die Handkamera und der Verzicht auf im Nachhinein arrangierte Filmmusik lassen ebenfalls Erinnerungen an Thomas Vinterberg s Film wieder auferstehen. Doch soweit wie der dänische Dogma-Regisseur ist Filmemacher Jonathan Demme nicht gegangen. Der familiäre Zusammenhalt gerät zwar das ein oder andere Mal ins Wanken, aber er bleibt letztendlich bestehen. Die Streitereien erreichen nicht das gleiche Maß an tiefem Hass wie in der dänischen Hochzeitsvariante. Für das Drehbuch zeichnet sich Jenny Lumet verantwortlich. Ihr Vater, der Regisseur Sidney Lumet (Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead), hatte das Drehbuch Jonathan Demme zur Lektüre überlassen. Dieser war sofort begeistert. Die Newcomerin erhielt auch gleich eine Auszeichnung für das Drehbuch.
Anne Hathaway als Kym zeigt sich in einer ungewohnten Rolle. Mit Augenrändern und Kippe zwischen den Lippen erinnert nichts mehr an die unschuldige Andy Sachs aus Der Teufel trägt Prada oder die naive Prinzessin in ihrer ersten großen Hollywood-Rolle. Sie darf diesmal darstellerisch aus den Vollen schöpfen und gibt mit Wonne das schwarze Schaf der Familie. Für ihre Leistung erhielt sie Nominierungen für den Golden Globe sowie für den Oscar.
Der Film lief letztes Jahr auf den Filmfestspielen in Venedig und erntete begeisterten Zuspruch bei den Kritikern. Ab heute könnt Ihr Euch selbst überzeugen, ob sich er lohnt.