Assassin's Creed: Syndicate – Ist das historisch korrekt?

30.10.2015 - 16:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ist das viktorianische London in Assassin's Creed historisch korrekt dargestellt?
Ubisoft
Ist das viktorianische London in Assassin's Creed historisch korrekt dargestellt?
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Assassin's Creed: Syndicate spielt im viktorianischen London des Jahres 1868. Aber wie viel von dem Abgebildeten ist tatsächlich geschichtlich korrekt? Ein Historiker hat sich das Spiel zur Brust genommen und erklärt, was stimmt – und was nicht.

Assassin's Creed: Syndicate ist da. Der neueste Teil des Meuchelmörder-Franchises entführt uns nach London, und zwar in das Jahr 1868. Die industrielle Revolution ist im vollen Gange und der Klassenkampf tobt. Der Historiker Robert Whitaker  hat sich das Spiel einmal genauer angeschaut und unter die Lupe genommen, welche Darstellungen den geschichtlichen Fakten entsprechen – und welche nicht. Dabei kommt heraus, dass Ubisoft bis auf wenige Ausnahmen sehr genau gearbeitet hat. Lest die Details .

Zwischen 1850 und 1870 hat sich das durchschnittliche Gehalt eines Industrie-Arbeiters in Großbritannien verdoppelt. Ubisoft hat es als eine Ära des Klassenkampfes dargestellt, aber tatsächlich war in Großbritannien 1868 ein Großteil des harten Klassenkampfes sowie die scharfen Trennungen zwischen den Klassen aufgrund der Ökonomie bereits abgeklungen.
Genau genommen hat das Parlament 1867, ein Jahr bevor das Spiel angesetzt ist, den Second Great Reform Act verabschiedet, der die Bürgerrechte effektiv ausgeweitet oder verdoppelt hat – was Industrie-Arbeitern erlaubt hat, zum ersten Mal bei den Parlaments-Wahlen zu wählen. Ubisoft will das als Ära des Marxistischen, Dickensschen Klassenkampfes darstellen, aber zu diesem Zeitpunkt, 1868, war ein Großteil dieses Klassenkampfes, ein Großteil dieser Dickensschen Natur, tatsächlich schon abgeklungen.

Die Darstellung von Karl Marx als Sozialdemokrat bezeichnet Robert Whitaker hingegen als gelungen:

Ich denke, die Darstellung von Karl Marx in diesem Spiel ist ziemlich akkurat, einfach weil sie diese Trennung zwischen seinen Anhängern und seinen Theorien im Vergleich zu den Anarchisten zeigen, die in diesem Spiel durch eine Person dargestellt werden, die hofft, das Parlament in die Luft zu sprengen und sich dabei selbst tötet.

Historisch wenig akkurat ist das komplette Ausblenden von Prostitution.

Ich kenne eine Reihe von Reviews, inklusive der von der Feministin und Kritikerin Anita Sarkeesian, die das Spiel für das Entfernen der Prostituierten von den Straßen loben. Aber die Sache ist die, dass die viktorianische Gesellschaft geradezu besessen von Prostitution war, besessen von dieser Idee der 'gefallenen Frauen'.
Ich kann verstehen, warum Leute glücklich damit sind, dass die Prostituierten aus Assassin's Creed entfernt wurden, aber es wirkt, als wäre das eine großartige Gelegenheit gewesen, einen wirklich wichtigen Moment der Geschichte des Feminismus hervorzuheben. Viele Historiker, Leute wie Judith Walkowitz und andere, wenden ein, dass die Kampagne gegen Prostitution und gegen gefallene Frauen den modernen, britischen Feminismus hervorgerufen hat.
Weil wir sowieso Evie haben, könnten wir doch sehen, wie sie einer der wichtigsten Feministinnen, jemandem wie Josephine Butler, dabei hilft, Prostituierte vor illegalen Verhaftungen zu schützen. Ich glaube, das würde eine großartige Mission abgeben.

Desweiteren gibt der Historiker Robert Whitaker noch zu bedenken, dass die Assassinen statt Benjamin Disraeli eigentlich William Gladstone unterstützen müssten, dass die gezeigte Kinderarbeit damals tatsächlich wohl legal war, und dass London 1868 deutlich mehr People of Colour vorzuweisen hatte, als wir im Spiel zu Gesicht bekommen.

Wie gefällt euch das neue Assassin's Creed? Was ist euch sonst noch aufgefallen?

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