Viel wurde bereits über True Detective geschrieben. Was das Kino von der Serie lernen kann, wie es weitergehen soll oder warum sie so gut ist. Mich persönlich fasziniert True Detective natürlich auch wegen der atmosphärischen Düsternis und den sich auftuenden Abgründen. Wegen der überragenden Inszenierung samt grandioser Titelsequenz und unterschiedlichen Zeitebenen. Oder durch die musikalische Untermalung und das Setting im völlig kaputten Louisiana. Als genauso großartig empfinde ich die schauspielerische Leistung der beiden Protagonisten (Woody Harrelson und Matthew McConaughey) und die Zeichnung der Charaktere. Ebenso genial wurde die Story konzipiert und aufgebaut, lange habe ich nichts ähnlich Spannendes mehr gesehen. Was True Detective für mich aber zur absoluten Ausnahmeerscheinung macht, ist die Figur des Rustin Cohle. (Vorsicht, Spoiler!)
Der Mann, den alle nur Tax Man oder Rust nennen, ist beileibe kein klassischer Held oder auch nur Sympathieträger. Zu pessimistisch und lakonisch sind die Aussagen, die er tätigt, zu gefährlich und mysteriös wirkt der Charakter des Detectives. Nicht grundlos verdächtigt ihn die Polizei, eventuell selbst ein wahnsinniger Serienmörder zu sein. Was ich sehr gut nachvollziehen kann und bis kurz vor Ende auch selbst für möglich gehalten habe. Wir lernen Rust in diesen acht beinharten Episoden wahrscheinlich sogar besser kennen, als es uns lieb sein kann. Das Problem mit ihm ist: Wie Woody Harrelson als sein Partner Marty richtig anführt, kann man Rust nicht verhören, es läuft immer nur andersherum. Nichtsdestotrotz würde ich gern einmal mit dem unsympathischen Herrn ein paar Biere trinken und dabei seine steilsten Thesen diskutieren.
Mehr: True Detective-Finale zwingt HBO Go in die Knie
Da Rust nicht nur brillant und lebensverneinend ist, sondern auch funktionierender Alkoholiker, scheint mir ein gemeinsames Besäufnis das geeignete Mittel der Wahl zu sein. Mit dem richtigen Pegel ließe sich auch besser verstehen, wovon der zynische Pessimist/Realist/Nihilist überhaupt spricht. Außerdem macht melancholisches, bedeutungsschwangeres Herumphilosophieren so auch viel mehr Spaß und wir könnten gemeinsam regelrecht im Weltschmerz und Bier baden. Zu guter Letzt sind manche seiner Aussagen aber auch einfach dermaßen schwer verdaulich, dass man sie mit einem kräftigen Schluck runterspülen muss. Die für mich prägnantesten habe ich hier herausgesucht und gebe ungefragt meinen Senf dazu. Also auf die Biere, fertig, los!