Ausgelutscht, aber irgendwie schön

06.04.2009 - 15:10 Uhr
Mondscheinlichter
Luna Film
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Gestern lief Mondscheinkinder im BR. Eine Kritik.

Paul (Lucas Calmus) muss das Sonnenlicht meiden, denn er ist krank. Das macht es besonders schwer, aus dem Fenster zu schauen. Da spielen nämlich die anderen Kinder. Und die denken, dass Paul ein Monster ist, der von seinen Eltern eingesperrt wurde. Das ist natürlich nicht wahr. Aber das können die Kinder ja nicht wissen. So wartet Paul jeden Tag, bis seine Schwester Lisa (Leonie Krahl) nach Hause kommt. Sie ist zwölf Jahre alt und für ihr Alter muss sie ganz schön viel machen: Gut in der Schule sein, sich um Paul kümmern und der Mutter (Renate Krößner) immer wieder sagen, dass das Rauchen zu Krebs führt und das ginge ja nicht, weil sie sich ja nicht um die ganz Familie kümmern könne. Abends, da erzählt sie ihrem kleinen Bruder Geschichten und in diesen Geschichten, da ist der Paul ein Astronaut und erlebt große Abenteuer. Doch irgendwann, als sie es eigentlich am wenigsten gebrauchen könnte, verliebt sich Lisa und hat weniger Zeit für Paul. Der wird eifersüchtig und Lisa muss schauen, wie sie alles auf einmal schaffen kann.

Mondscheinkinder ist weniger die Geschichte von Paul. Vielmehr ist es die Geschichte Lisas und wie sie mit der Geschichte von Paul umgeht. Das ist manchmal ein wenig merkwürdig, weil ein eindeutiges Zentrum fehlt. Die Konzentration auf eine Figur hätte dem Film ein wenig mehr Elan gegeben, so verliert es sich leider ganz oft in langsamen Bilder, die zwar schön anzusehen sind, aber auch nicht viel mehr. Dazu kommt, dass die Jungdarsteller noch sichtlich neu sind vor der Kamera, sodass selbst eigentlich kraftvolle Szenen plötzlich ziemlich lahm daherkommen: Die plötzliche Wut Lisas über den Egoismus ihres kleinen Bruders zum Beispiel ist zwar inhaltlich richtig und wichtig, wird aber leider ziemlich gehaltlos transportiert. Schade, denn oftmals gefällt vor allem die unaufdringliche Musik, die viele Szenen ganz alleine tragen muss.

Wenn Lisa ihrem Bruder erzählt, was für ein toller Astronaut er ist, wird das mit einer Animation gezeigt. Ein Film im Film sozusagen. Das ist keine allzu große Leistung, weil die Animationen weder besonders schön noch besonders mitreißend sind. Sicherlich, ein Pixar-Meisterwerk sollte kaum erwartet werden, aber die hölzernen Bilder, die da zeitweilig über den Bildschirm flimmern, sind manchmal geradezu erschreckend in ihrem starren Dasein. Die animierten Sequenzen kommen zum Glück jedoch relativ kurz daher und stören auch nicht wirklich. Eine schöne Idee sind sie trotzdem, denn:

Irgendwie wünschen sich in Mondscheinkinder alle irgendetwas. Lisa wünscht sich, wünschen zu können. Da schaut sie ganz oft gedankenverloren und wankt zwischen Verantwortungsgefühl der Familie gegenüber und dem Verantwortungsgefühl ihres eigenen Glücks gegenüber. Lisas Mutter wünscht sich, mal rauszukommen, ihr ist das alles ein wenig zu viel. Was der Vater macht, das weiß niemand, aber sicher wünscht er sich auch etwas. Über allem steht das Mondscheinkind: Paul wünscht sich, mal nach draußen gehen zu können, früh am Morgen, nicht spät abends, mit anderen Kindern spielen. Rührend ist es schon, wie Lisa ihrem Bruder diese Fantasiewelt kreiert und dabei ihr eigenen Lebens völlig vergisst, wie sie von den Geschichten des Astronauten erzählt wie er das Weltall erkundet. Wenn sie das so tut, abends, ihr Bruder in ihren Armen, der Blick zur Decke gerichtet, scheint es so, als hätte sie nicht nur eine Katharsis für Paul, sondern auch für sich selbst gefunden. Und das ist irgendwie, trotz zeitweilig kitschiger Inszenierung von Regisseurin Manuela Stacke, schlimmen Dialogen der Drehbuchautorin Katrin Milhahn und ausgelutschten Bildern vor dem Sternenhimmel, ja, irgendwie schön.

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