Heute Abend ist es wieder so weit: Die ARD setzt auf anspruchsvolle Unterhaltung. Der Tiger oder Was Frauen lieben! erzählt die komisch-tragische Geschichte des liebenswerten Egoisten Franz (Herbert Knaup), der sich in seiner Verletztheit und dem Wunsch nach Wiedergutmachung bis in die Lächerlichkeit treibt und am Ende ein wenig schlauer ist, aber auch nicht allzu viel, und vielleicht ist Franz darum auch so liebenswert.
Franz ist Cheflektor eines großen Verlages, liebt seine Arbeit, ebenso seine Frau Simone (Katharina Müller-Elmau), seine beiden Kinder … und seine Geliebte. Zurzeit ist das Hannah (Susanne Lothar), Bestsellerautorin von Beziehungsberatern. Während einem Besuch bei Hannah bekommt Franz einen Anruf. Seine Frau hatte einen schweren Autounfall. Auf der Intensivstation gesteht Simone ihrem Mann: “Ich habe dich betrogen”, und stirbt. Franz ist fassungslos. Von Stund an ist er nur noch von einem Gedanken besessen – den Geliebten seiner Frau zu finden. Und als auf der Beerdigung der Zuhälter Tiger (Ben Becker) auftaucht, ist die Ruhe ganz dahin …
Das Drehbuch schrieb Niki Stein, der auch Regie führte. Thomas Gehringer im Tagesspiegel findet es schade, dass der Regisseur erst jetzt mit einem Komödie-Stoff auffällt. “Das ewige Spiel zwischen Männern und Frauen, die an Liebe, Sex und Treue scheitern, treibt Stein mit Vergnügen ins Groteske. Manchmal darf es auch etwas klamaukig sein, warum nicht, wenn so eine urkomische Darstellerin wie Susanne Lothar vor der Kamera steht.” Auch Christian Buss lobt in der taz den Filmemacher: Er hat “eine gemeingefährliche Groteske über manische maskuline Selbstzweifel vorgelegt. Das Genre macht es möglich: Der Tod ist hier nur ein MacGuffin, um den Hanswurst, der in jedem Mann steckt, zur Entfesselung zu bringen. Nicht alle Pointen sitzen, und der Plot ist alles andere als virtuos, aber einige Augenblicke könnten TV-Geschichte schreiben.”
Besonders lohnenswert ist der Streifen wegen seiner Darsteller. Das hebt auch Jonas Knopp im Westen hervor: “Das Duell zwischen dem Tiger – herausragend gespielt von Ben Becker – und dem betrogenen Ehemann verleiht dem Film eine gewisse Spannung. Auf der einen Seite der angeberische Muskelprotz, der, trotz seiner Eitelkeit, genau zu wissen scheint, was Frauen wirklich lieben. Auf der anderen Seite das egoistische Weichei, das noch nicht einmal den Mut hatte, seiner sterbenden Frau die Wahrheit zu sagen.”
Wer Lust hat, sich den Film anzuschauen, der schalte heute Abend 20.15 Uhr die ARD ein.