Die Realität hat den Film längst eingeholt. Mag die Story des Thrillers The International vom deutschen Regisseur Tom Tykwer vor einem Jahr noch Erstaunen hervorgerufen haben, ob des heißen Eisens, welches da angefaßt wurde: Heute ist es nur noch ein Achselzucken, weil wir alle wissen, wie verantwortungslos Banker und Fondmanager weltweit mit Geld, Gut und Menschen jonglieren. Trotzdem oder gerade deswegen dürfte der Film interessant sein, nicht nur wegen der Schauspieler, sondern auch, weil er der Spur der Geldströme in aller Welt nachgeht.
Im Mittelpunkt steht Interpol-Agent Louis Salinger (Clive Owen) und die New Yorker Staatsanwältin Eleanor Whitman (Naomi Watts), die eine der mächtigsten Banken der Welt zu Fall zu bringen wollen. Sie ist scheinbar in die Finanzierung weltweiter terroristischer Anschläge verwickelt. Nachdem durch die Entschlossenheit der beiden eine Reihe illegaler Aktivitäten aufgedeckt werden konnten, folgen sie der Spur der Geldströme von Berlin nach Mailand, New York und Istanbul. Schnell befinden sie sich mitten in einer hochriskanten Hetzjagd rund um den Globus, bei der sie durch ihre kompromisslose Hartnäckigkeit auch ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen…
Regisseur Tom Tykwer sagt dazu in einem Interview: “Der Film ist vor allen Dingen ein Thriller. Es ist aber eher ein politischer Thriller, ein Genre, das heute fast ausgestorben ist.” In den 1970er Jahren war die Gattung auf ihrem Höhepunkt, Filme wie The Paral (1974) von Alan J. Pakula, Der Marathon-Mann (1976) von John Schlesinger oder Die drei Tage des Condor (1974) von Sydney Pollack standen für ein Kino, welches populär und am Zuschauer orientiert politische Probleme aufbereitete. Es ging um Themen wie Zivilcourage und Rebellion gegen das etablierte System, sie zeigten einen ausgeprägten Individualismus und kritisieren offen das eigene Land, ohne allerdings gegen das System zu rebellieren. Solche Filme sind wirklich selten geworden und vielleicht bietet The International ja genau das.
Mit The International eröffnet heute die 59. Berlinale. Der Film läuft außerhalb der Konkurrenz und startet in einer Woche in den Kinos.
Quelle: Mit Material der Berlinale.