Black Adam ist ein Fehlschlag – und Dwayne Johnson ist der Hauptschuldige

22.10.2022 - 10:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Black AdamWarner Bros.
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15 Jahre hat Dwayne Johnson an Black Adam gefeilt. Das Ergebnis ist ein erschreckend austauschbarer Film geworden, der sich nicht zwischen Marvel und DC entscheiden kann.

Black Adam wird die Hierarchie des DC-Universums auf den Kopf stellen. Mit diesem Versprechens kündigt Dwayne Johnson den Kinostart des neuen DC-Blockbusters seit Monaten an. Tatsächlich reicht die Geschichte noch ein ganzes Stück weiter zurück: Bereits 2007 wurde der Hollywood-Star mit dem Projekt in Verbindung gebracht. Über eine Dekade sollte vergehen, bis Black Adam grünes Licht erhält.

In der Zwischenzeit ist Johnson in Hollywood zum Mega-Star aufgestiegen. Über die Fast & Furious-Reihe verwandelte er sich in einen gefragten Namen, der zur eigenen Action-Marke wurde. Wo Johnson draufsteht, steckt Johnson drin. Ausgerechnet bei seinem Eintritt ins DC-Universums, auf den er jahrelang hingearbeitet hat, weiß er jedoch gar nicht, was er will. Black Adam ist ein Superheldenfilm mit Identitätskrise.

Marvel vs. DC: Dwayne Johnson kann sich nicht entscheiden

Dass Johnson früher oder später einen Superhelden spielt, war abzusehen. Spannender gestaltete sich die Frage, in welchem der zwei großen Universen er sich positionieren wird. Marvel oder DC? Beide dominieren die Blockbuster-Landschaft mit unterschiedlichen Ansätzen: Während bei Marvel die bunten Figuren und der Humor im Vordergrund stehen, geht es bei DC oft um düstere, geradezu apokalyptische Epen.

Hier könnt ihr den Trailer zu Black Adam schauen:

Black Adam - Trailer (Deutsch) HD
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Das ist ein sehr grobes Bild, aber im Grundsatz trifft es zu. Trotz verschiedener Experimente hat sich weder Marvel noch DC komplett neu erfunden. Wenn man Johnson zuhört, wie er über Black Adam spricht, scheint DC die perfekte Heimat für ihn zu sein. Er will einen Antihelden spielen, der im Zorn geboren wird, nach Rache sinnt und mit einer Mythologie verbunden ist, die 5000 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht.

Auch ästhetisch schließt der von Jaume Collet-Serra inszenierte Black Adam nahtlos an das überlebensgroße Götterepos an, das Zack Snyder mit seiner DC-Trilogie (Man of Steel, Batman v Superman und Justice League) geschaffen hat. Kühle Farben, grimmige Blicke und ausgestellte Körper, die wir in Zeitlupe millimetergenau studieren können: Das wuchtige Snyder-Verse ist längst nicht vergessen bei DC.

Dwayne Johnson wäre gerne Dave Bautista im MCU

Diese unverkennbaren Bilder sind allerdings nur die halbe Geschichte von Black Adam. Denn insgeheim sehnt sich Johnson viel zu sehr, einer der strahlenden Marvel-Helden zu sein, die von Fans geliebt, ja, vergöttert werden. Passend dazu umgibt er sich mit den DC-Pendants von Falcon, Doctor Strange, Storm und Ant-Man – in diesem Fall heißen sie Hawkman, Doctor Fate, Cyclone und Atom Smasher.

Atom Smasher wird genauso wie Marvels Ant-Man in Szene gesetzt

Viele Marvel- und DC-Figuren teilen sich ihre Eigenschaften und Fähigkeiten. Das ist nichts Neues und an sich auch kein Problem. Doch Black Adam versagt an der Neudefinition, was vor allem am Beispiel Atom Smasher deutlich wird. Noah Centineos nervös interpretierter Held kann wachsen und schrumpfen und wirkt wie die abgepauste Version von Paul Rudds verplantem, aber liebenswürdigen MCU-Helden.

Noch enttäuschender ist nur Johnson selbst: Um seinen zornigen Black Adam in einen liebevollen Terminator 2-Onkel zu verwandeln, hat er nicht nur Arnold Schwarzenegger, sondern vor allem Dave Bautista studiert. Als Drax the Destroyer verkörpert Bautista im MCU eine Figur, die gleichermaßen archaischer Krieger wie Fish out of Water (also jemand, der sich in einem für ihn fremden Umfeld zurechtfinden muss) ist und nicht ansatzweise in der Lage ist, das Stilmittel der Ironie zu begreifen.

Die Marvel-Filme ziehen sehr viel Humor daraus. Drax könnte vor unseren Augen ein Alien aufschlitzen, am Ende des Tages haben wir ihn aufgrund seiner Unbeholfenheit im sozialen Umgang immer noch in unser Herz geschlossen. Sarkasmus statt Ironie: Johnson modelliert seinen Black Adam vergeblich nach dem Guardians-Vorbild, er findet aber nie den Rhythmus, der Bautistas Performance unwiderstehlich macht. Sobald Johnson cool und lässig wirken will, versteift er sich und jegliche Situationskomik schwindet.

Black Adam gibt sich als DC-Film, schielt aber zu Marvel

Auf den ersten Blick erscheint Black Adam im klassischen DC-Gewand. Je genauer wir hinschauen, desto offensichtlicher wird jedoch, wie Johnson seine Kapuze verstohlen zur Seite schiebt und Richtung Marvel schielt. Auf den düsteren und interessanten DC-Film, der durchaus in Black Adam schlummert, kann und will er sich nie einlassen. Der abgründige Antiheld wird direkt im Keim erstickt. Johnson manövriert die Figur schneller aus moralischen Grauzone heraus, bevor sie etwas Böses tun kann.

Kein ambivalent Superheld: Dwayne Johnsons Black Adam

Ein solch desinteressierter Film kann die Hierarchie eines DC-Universums unmöglich auf den Kopf stellen. Am ehesten crasht Black Adam mitten in den Scherbenhaufen, der das Franchise nach den zahlreichen Umstrukturierungen hinter den Kulissen geworden ist. In jedem Passionsprojekt steckt Ego. In diesem Fall aber leidet das gesamte Projekt unter Johnsons Anspruch, den ultimativen Superheldenfilm zu schaffen, um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass er der größte Hollywood-Star ist.

Nach 15 Jahren in der Produktionshölle fühlt sich dieser Superheldenfilm an, als wäre er direkt 2007 stehengeblieben – und das nicht einmal auf eine charmante, nostalgische Weise, die uns einen Blockbuster aus einer längst vergangenen Kinoära beschert. Nein, Black Adam ist genau einer dieser völlig austauschbaren, formelhaften Filme geworden, die den Superhelden-Blockbuster überhaupt erst in Verruf gebracht haben.

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