Am 27. September 2010 wurde Arthur Penn 88 Jahren, kurz darauf – in der Nacht zum Mittwoch – verstarb der amerikanische Regisseur Arthur Penn in New York. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter des New Hollywood, ohne ihn hätten es spätere Regie-Stars wie Martin Scorsese oder Francis Ford Coppola schwer gehabt. Über das Fernsehen und seine dortige Produzententätigkeit kam Arthur Penn zum Film. Hier – als das Medium noch jung und frisch war – konnte er mit einer neuen Bildsprache experimentieren, die er dann später auch einsetzte, um das alte Hollywood-Studio-System zu attackieren.
Ende der 1950er Jahre dreht Arthur Penn dann seinen ersten Kinofilm, den Western Billy the Kid – Einer muss dran glauben (1958). Er erzählt die Geschichte von Billy the Kid und dem Sheriff Pat Garrett. In der Gestalt des Billy Bonney entzaubert Paul Newman den Mythos vom sauberen Gangster. Der Western wird wegen seiner psychologischen Auslotung des freundschaftlichen Verhältnisses der beiden späteren Gegner besonders in Europa gelobt, wo Arthur Penns Film gefeiert wird. Vier Jahre später kommt seine Literaturverfilmung Licht im Dunkel (1962) vor, der von der Kindheit der amerikanischen Schriftstellerin Helen Keller handelt, die 19 Monate nach ihrer Geburt blind und taub wurde. Für dieses Werk wird Arthur Penn als Bester Regisseur für den Oscar nominiert. Es folgen Filme wie Ein Mann wird gejagt (1965). Erzählt wird von einem texanischen Sheriff, der erfolglos versucht, einen ausgebrochenen Sträfling vor der Lynchjustiz zu bewahren und Marlon Brando, Jane Fonda sowie Robert Redford machen das Werk zum Klassiker.
Mit Bonnie und Clyde (1967) schafft Arthur Penn seinen größten kommerziellen Erfolg und zugleich einen der wichtigsten Filme der Dekade, hat sich damit definitiv in die Filmgeschichte eingeschrieben. Das Paar Bonnie und Clyde (gespielt von Faye Dunaway und Warren Beatty) wird zur nationalen Berühmtheit im Amerika der 1930er Jahre. Sie plündern Läden, rauben Banken aus. Aber sie sind nicht die skrupellosen Bösewichter, wie sie das Kino in Überfülle hervorgebracht hat. Sie sind überaus menschlich, geraten eher aus Zufall und wegen der Umstände auf die falsche Bahn. Ihre Kriminalität wird moralisch ambivalent dargestellt. Arthur Penn arbeitet zudem mit Slowmotion, mit für damalige Verhältnisse extrem kurzen Schnitten und künstlich beschleunigten Bildern, besonders der Showdown beeinflusst nachhaltig die filmische Entwicklung der nächsten Jahre. Der harte Realismus der Films, der Pessimismus, den er ausstrahlt, trifft das Lebensgefühl der Hippie-Generation. Der Film startet in Europa als Sensation und erobert im Triumph auch Amerika. 10 Oscar-Nominierungen erhält er, aber nur Burnett Guffey für die Kamera und Estelle Parsons als Beste Nebendarstellerin können die Trophäe mit nach Hause nehmen.
Auch mit seinen folgenden Filmen hat Arthur Penn das amerikanische Autorenkino nachhaltig geprägt. Eine weitere Oscar-Nominierung als Bester Regisseur erhält er für den Musikfilm Alice’s Restaurant (1969), in dem der Folk-Sänger Arlo Guthrie und seine Musik im Mittelpunkt stehen. Mit Little Big Man (1970) blickt er ironisch und kritisch zugleich auf amerikanische Geschichte. Dabei gelingt es den Filmemachern, zahlreiche romantische Mythen der amerikanischen Gründerzeit zu entzaubern.
Als Regisseur hat Arthur Penn in seinen Filmen gestörte familiäre Bindungen beobachtet, er schaute auf Außenseiter, die sich ihren Weg in der amerikanischen Gesellschaft suchen mussten, in einigen Fällen bis zum bitteren Ende. Dabei entwickelte er ein Gespür für die gesellschaftlichen Bewegungen der Zeit: Vietnamkrieg, Hippiebewegung, Bürgerrechte. Sein Mut, sich auf die düsteren Seiten von Amerika einzulassen, ebneten letztlich den jungen Regisseuren wie Dennis Hopper und seinem Easy Rider, John Cassavetes oder Martin Scorsese den Weg. Auf Wiedersehen, Arthur Penn.