Der Kinostart von BĀHUBALI: THE BEGINNING, des ersten Teils des zweiteiligen Fünf-Stunden-Epos von Meister-Regisseur S. S. Rajamouli, glich einer Tsunami-Welle, die nicht nur indische, sondern auch internationale Box-Office-Beobachter in Fassungslosigkeit versetzte. BĀHUBALI (auch Baahubali) ist kein (!) Bollywoodfilm, sondern ein Werk aus der südindischen Telugu-Filmindustrie* (Telugu Cinema, Tollywood), das mit rund 4.200 Screens weltweit an den Start ging und sogar in deutschen Großstädten Premiere feierte. Seitdem bricht das gigantische Historien-Epos einen Rekord nach dem anderen. Allein die Einspielergebnisse des Premierentags sind phänomenal.
Mit einem Ergebnis von 0,75 Milliarden Rupien/rund 12 Millionen US-Dollar, davon stammen rund 0,5 Milliarden aus dem Inland, erzielte BĀHUBALI: THE BEGINNING nicht nur das höchste Ergebnis, das je ein südindischer Film am Premierentag verzeichnen konnte, sondern pulverisierte damit selbst die Rekorde der großen nordindischen Bollywood-Blockbuster HAPPY NEW YEAR, DHOOM 3 und PK. Das ist besonders bemerkenswert, weil die Hindi-Filmindustrie (Bollywood) sowie deren Schauspieler auf dem internationalen Markt wesentlich bekannter sind als die südindischen Filmindustrien und deren Stars.
Bereits am zweiten Spieltag knackte BĀHUBALI: THE BEGINNING die
Eine-Milliarde-Rupien-Hürde - schneller als je ein Film zuvor. Mit
sagenhaften 1,35 Milliarden Rupien/rund 21,2 Millionen US-Dollar (netto 1,12 Milliarden Rupien/17,6 Millionen US-Dollar) zerschlug der Film nicht nur sämtliche Rekorde südindischer Filme, sondern zudem auch die der bisherigen
nordindischen Rekordhalter PK, KRRISH 3 und CHENNAI EXPRESS. Am dritten Tag (Sonntag) legte Bāhubali noch einmal mächtig zu und verbucht ein weltweites Einspielergebnis
von sagenhaften 1,97 Milliarden Rupien/rund 31 Millionen US-Dollar (netto 1,69 Milliarden Rupien/26,6 Millionen US-Dollar)
für das erste Wochenende und bricht somit einen weiteren Rekord des
bisherigen Spitzenreiters PK. Ob das Schlachten-Epos das
Gesamteinspielergebnis von PK, dem bisher erfolgreichsten indischen
Film, brechen kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Die Chancen
stehen jedenfalls gut, zumal der indischen Presse zu entnehmen war, dass weitere Synchronfassungen für die ostasiatischen Kinomärkte, auf denen indische Filme beachtliche Einnahmen verbuchen, geplant seien.
Der Kinostart löste allerorts Hysterie aus. Rund 15.000 Tickets
verkaufte beispielsweise das Prasad Multiplex-Kino in Hyderabad, das
3.358 Sitze pro Show belegen kann, an nur einem Tag. Die Schlange vor
den Kinokassen reichte bis auf die Straße und von dort über einen
Kilometer an dieser entlang. Seit der Premiere twittern die Filmfans aus
allen Herren Ländern ununterbrochen im Sekundentakt und machen ihrer
Begeisterung Luft. Auch die Presse überschlägt sich mit Lobeshymnen. Im
Mittelpunkt der Diskussion steht S. S. Rajamouli, der Regisseur, der ein
Meisterwerk schuf und eine ganze Filmnation mit Stolz erfüllt.
Besonders die Telugu sprechenden Filmfans sind völlig aus dem Häuschen
ob des bahnbrechenden Erfolges eines Werkes aus „ihrer“
Telugu-Filmindustrie.
Hier der Story-Trailer mit englischen Untertiteln:
Die Produktionszeit des Historien-Epos erstreckte sich über drei Jahre, davon waren allein 383 reine Drehtage. Gedreht wurde der Film simultan in den beiden südindischen Sprachen Telugu und Tamil, um die beiden größten indischen Filmindustrien, Tollywood und Kollywood, zu bedienen. Zusätzlich wurden Synchronfassungen in den Sprachen Hindi, Malayalam, Englisch und Französisch realisiert, um weitere indische Filmmärkte abzudecken und das Werk zudem auch dem internationalen Publikum zugänglich zu machen.
Die für den Norden Indiens realisierte Hindi-Synchronfassung von BĀHUBALI: THE BEGINNING erzielte die höchsten Einspielergebnisse , die je ein in Hindi synchronisierter Film am ersten Spieltag erzielen konnte, und platzierte sich damit vor FAST & FURIOUS 7, JURASSIC WORD, THE AVENGERS - AGE OF ULTRON und THE AMAZING SPIDERMAN. Am zweiten Spieltag legte die Hindi-Version laut Branchenkenner Taran Adarsh um sagenhafte 40 Prozent zu und ist weiterhin auf Rekordkurs.
In den USA verzeichnet BĀHUBALI: THE BEGINNING weitere Rekorde. Mit gerade einmal 236 Screens (Telugu-Version: 170, Tamil-Version: 66) landete das Mammut-Werk auf Anhieb einen Neueinstieg auf Platz Neun der amerikanischen Kino-Charts . Über das Wochenende erzielte der Telugu-Film rund 3,6 Millionen US-Dollar und verbleibt somit weiterhin in den Top-Ten der US-Kino-Charts. Zudem rangiert der Film mit einer Bewertung von 9,4 auf der internationalen Filmplattform imdb.com :
Mit einem Budget von 2,5 Milliarden Rupien (40 Millionen US-Dollar) für beide Teile ist BĀHUBALI der teuerste Film, der in Indien jemals gedreht wurde. Das ist im Verhältnis zu den Budgets vergleichbarer Hollywood-Großproduktionen gerade mal ein Taschengeld. Doch auf modernste Technik, einen internationalen Look sowie prachtvolle Kulissen und eine epische Schlacht mit 100.000 Kriegern, Pferden, Kriegselefanten, Streitwagen, riesigen Katapulten und 2.000 Statisten muss der geneigte Filmfan nicht verzichten. Hinter der Kamera agierte die Crème de la Crème indischer Film-Crews, darunter 25 National-Award-Gewinner.
Art Director Sabu Cyril ließ gigantische Sets bauen, die die Kapazitäten der Ramoji Film City in Hyderabad, des größten Filmstudios der Welt , auf die Probe stellten. Was nicht gebaut werden konnte, entstand am Computer. S. S. Rajamouli beschäftigte über 600 VFX-Künstler in 18 Firmen aus Indien, den USA, Malaysia und Südkorea und noch einmal so viele Bildhauer, Skulpteure, Maler, Kostüm-Designer und und und. Wie die opulente Welt von BĀHUBALI entstand, verrät dieses beeindruckende Video.
Der angesehene Regisseur und Produzent Karan Johar, der die Hindi-Synchronfassung für das Bollywood-Publikum in Nordindien promotet, verriet in einem Interview, BĀHUBALI sei in jeder Hinsicht Weltklasse. Er bedauerte, dass in Bollywood (Hindi Cinema) solche Filme nicht entstünden, da hier auf Biegen und Brechen möglichst hohe Box-Office-Ergebnisse angepeilt würden und dabei die Kreativität, die südindische Filmemacher hingegen auszeichnen würde, auf der Strecke bliebe. Harte, aber ehrliche Worte eines Mannes, der in Bollywood sein Geld verdient.
Das Ergebnis des Mutes, Durchhaltevermögens und der Kreativität des Ausnahme-Regisseurs S. S. Rajamouli ist für jeden Filmfan ein Genuss. Die poetische Ästhetik der Bilder, die nicht weniger atemberaubend sind als die, mit denen uns Yimou Zhang in HERO und HOUSE OF FLYING DAGGERS oder Ang Lee in TIGER & DRAGON in Staunen versetzten, sorgen für permanente Gänsehaut.
Die epische Schlacht, die selbst Peter Jackson nicht besser hätte umsetzen können, ist sensationell, gigantisch, beispiellos. In den rund 45 Minuten, in denen die Protagonisten gegen ihre blutrünstigen Feinde kämpfen, jagt ein Wow-Gefühl das nächste, begleitet von dem vergeblichen Verlangen, die Rewind-Taste auf der imaginären Fernbedienung zu drücken, um die einzelnen Szenen auf der berstenden Kinoleinwand wieder und wieder anschauen zu können. Ein überwältigender Sinnesrausch.
Auch mit der hochkarätigen Besetzung hat Rajamouli voll ins Schwarze
getroffen. Protagonist Prabhas, einer der Top-Stars des Telugu Cinemas,
macht mit seinen hünenhaften 1,90 Metern als unerschrockener Feldherr in
historischer Rüstung (und natürlich auch ohne) eine ausgesprochen gute Figur.
Der beliebte
Action Hero ist gleich in zwei Rollen zu sehen: als Bāhubali - The True King und als Shivudu - The Unrestrained.
Beide Rollen hat er fest im Griff. Der herkulische Spitzbube Shivudu
sorgt mit frechen Sprüchen und ungeheuerlichen Aktionen für humorvolle
Unterhaltung. Der Figur des Prinzen und Feldherren Bāhubali hingegen
verleiht Prabhas nicht nur durch seine Attraktivität und seine
beachtliche Statur, sondern auch durch eine wohl akzentuierte, erstklassige Performance
edle und heroische Züge.
Den Antagonisten Bhallaladeva - The Tyrant King mimt Rana
Daggubati, ebenfalls ein Ein-Meter-Neunzig-Mann mit einer
vielschichtigen Schauspielerfahrung. Er ist ein beliebter
Charakterdarsteller, der die Rolle des Tyrannen ausdrucksstark zu
verkörpern weiß. Rajamouli beschreibt den Charakter Bhallaladevas wie
folgt: „Strength unmatched. Power unchallenged. Mind unread.“ Er ist ein
gefährlicher Gegner, der keinen Zweifel darüber aufkommen lässt, dass nur er das Recht hat, auf dem Thron von Mahishmati zu sitzen. Um seine Ziele
zu verfolgen, geht er über Leichen und setzt sich schon zu Lebzeiten ein
gigantisches Denkmal.
Prabhas und Rana begannen bereits acht Monate vor Drehbeginn mit einem
ausgiebigen Training. Sie legten beide etliche Kilos Muskelmasse zu,
lernten Reiten und indische Martial-Arts-Stile. BĀHUBALI sei, so Rana,
trotz moderner Technik und internationalem Erscheinungsbild durchweg indisch. Nie zuvor habe ein Film das indische Kulturerbe so
eindrucksvoll auf die Leinwand gebracht. Die kolossalen Bauten, die
Kostüme, Rüstungen und Waffen sowie die Kriegsführung und die
Kampftechniken seien historischen Vorgaben nachempfunden: „Even the way
we wield the weapons is typical indian.“
Seit vor
vier Jahren bekannt wurde, dass Prabhas die Hauptrolle in Rajamoulis BĀHUBALI übernehmen
werde, wartete seine Fangemeinde sehnsüchtig auf diesen Film. Prabhas als Protagonist
in einem gigantischen Historien-Epos, Rana als furchteinflößender
Widersacher und S. S. Rajamouli auf dem Regiestuhl ... WAS FÜR EINE
KILLER-KOMBO!!!
Mit Sudeep Sanjeev gesellt sich ein dritter Top-Akteur des südindischen Kinos in die Schauspieler-Riege. Er tritt als Aslaam Khan - The Persian Noble auf. Er ist ebenfalls ein Action Star und in der Kannada-Filmindustrie (Kannada Cinema, Sandalwood) sowohl als Schauspieler, als auch als Regisseur eine große Nummer. Darüber hinaus spielte er in diversen Hindi-Filmen und mimte den Bösewicht in Rajamoulis Fantasy-Blockbuster EEGA. Kiccha Sudeep, so sein Spitzname, ist in jeder Hinsicht ein Pluspunkt, denn obwohl seine Rolle als Waffenhändler im ersten Teil sehr begrenzt ist, so hinterlässt er doch einen bleibenden Eindruck.
Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass Rajamouli die beiden weiblichen Hauptrollen mit natürlichen und begabten Schauspielerinnen besetzt hat, statt - wie leider viel zu oft in Filmproduktionen üblich - mit schönen, aber talentfreien Nervensägen. Anushka Shetty ist eine erfahrende und vielseitige Darstellerin und Tamannah Bhatia auf dem besten Wege dorthin. Anushka Shetty tritt als Devasena - The Smouldering Secret auf. Sie ist in den schweren Ketten, mit schmuddeliger Kleidung und verfilztem Haar kaum wiederzuerkennen und vermittelt ihre unerträgliche Pein, aber auch die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Tyrannei mit jedem beklagenswerten Blick.
Tamannah Bhatia spielt Avanthika - The Angelic Avenger. Sie
überrascht besonders als hartgesottene Kriegerin und
steht ihrer erfahreneren Kollegin Anushka Shetty in nichts nach. Ramya
Krishna, die bereits in über 190 Filmen aus fünf verschiedenen
Filmindustrien auftrat, ist in der Nebenrolle Sivagami - The Epitome Of Justice
ebenfalls eine Bereicherung. Mit ihrem Auftritt als Königinmutter, die
sich selbstbewusst gegen ihre Widersacher durchsetzt, stiehlt sie ihren
männlichen Schauspiel-Kollegen mehr als einmal die Show.
Inspiriert durch das indische Helden-Epos Mahabharata und die Geschichte der historischen Stadt Mahishmati (heute Maheshwar) erzählt BĀHUBALI von Shivudu, dem Erben des Throns des Königreiches Mahishmati. Er wächst ohne das Wissen um seine royale Herkunft in einem Dorf jenseits eines gigantischen Wasserfalls auf. Von jeher reizt es ihn, zu erfahren, wie die Welt jenseits des Wasserfalls aussieht. Als ihm der gefährliche Aufstieg eines Tages gelingt, begegnet er Avanthika, die mit einer Gruppe von Abtrünnigen die rechtmäßige Königin Devasena, die von ihrem Schwager, König Bhallaladeva, in Ketten gehalten wird, befreien will. Shivudu schließt sich der Gruppe an und versetzt den tyrannischen Bhallaladeva schon bald in Angst und Schrecken, denn er erkennt in ihm den totgeglaubten Sohn des rechtmäßigen Königs Amarendra Bāhubali. Im Flashback geht es nun 25 Jahre zurück in die Vergangenheit, in der sich die Cousins Bhallaladeva und Bāhubali als Könige würdig erweisen müssen und um den Thron von Mahishmati kämpfen.
Was S. S. Rajamouli aus dem klassischen Gut-Gegen-Böse-Stoff gemacht hat, lässt sich kaum in Worte fassen. Zu umfangreich, zu vielschichtig und komplex ist sein Magnum Opus, um es angemessen zu beschreiben. Er hat geschafft, was nur wenige Regisseure bewerkstelligen: fesselnde Bilder und ein Feuerwerk aus moderner VFX-Technik mit einer guten Story und bewegenden Emotionen zu vereinen. Rajamouli ist ein Showman, ein ausgesprochen kreativer und innovativer Regisseur. Er hat ein Gespür für gute Geschichten und ist ein Visionär, der es versteht, die Hürden unserer Vorstellungskraft mit Leichtigkeit zu durchbrechen. Das hat er mit BĀHUBALI: THE BEGINNING einmal mehr bewiesen und ein Meisterwerk geschaffen, das schon jetzt als Meilenstein indischer Filmgeschichte gehandelt wird.
Neun Filme hatte Rajamouli vor BĀHUBALI bereits in seiner Filmografie, allesamt Blockbuster, darunter das Fantasy-Epos MAGADHEERA, das 1.000 Tage in den Kinos lief und sich zum bis dato erfolgreichsten südindischen Film mauserte, sowie den Animationsfilm EEGA, der selbst das deutsche Publikum auf dem Fantasy-Filmfest begeisterte. Die sagenhaften Einspielergebnisse und Rekorde von BĀHUBALI: THE BEGINNING etablieren den Film schon jetzt als seinen zehnten Blockbuster in Folge, der mit einem ungeheuerlichen Cliffhanger endet, der so fassungslos macht, dass sich die letzte Szene vor dem inneren Auge auch noch Tage danach in einer Dauerschleife abspielt.
Nun heißt es warten und die Tage zählen, bis der zweite Teil, BĀHUBALI: THE CONCLUSION, 2016 die Kinoleinwände erneut zum Bersten bringt und uns einmal mehr beweist, dass erstklassiges Kino nicht zwangsläufig aus Hollywood kommen muss und auch andere Filmnationen mit ihren Werken Kasse machen. Jai Mahishmati!
* In Indien existieren zwölf unabhängige Filmindustrien, die Filme in den Sprachen der jeweiligen Bundesstaaten, in denen sie angesiedelt sind, produzieren. Jede dieser Filmindustrien hat ihre eigenen Stars, Regisseure, Produktionshäuser, Kinotraditionen sowie filmische Besonderheiten und Konventionen. Die hierzulande bekannteste ist die nordindische Hindi-Filmindustrie (Hindi Cinema, Bollywood), wenngleich sie nicht die größte ist, sondern nur auf Platz Drei rangiert. Die beiden größten indischen Filmindustrien sind die südindische Telugu-Filmindustrie (Telugu Cinema, Tollywood), gefolgt von der Tamil-Filmindustrie (Tamil Cinema, Kollywood), die ebenfalls im Süden Indiens angesiedelt ist.